Eine Frau versteckt sich hinter einer Tischplatte. Sie trägt Putzhandschuhe und -lappen.© Deagreez / iStock / Getty Images Plus
Verstecken nützt nichts! Auch in der Rezeptur und im Labor kommt mal die Zeit für den großen Frühjahrsputz. Ein Putzplan nimmt der regelmäßigen Großreinigung den Schrecken.

Rezeptur – Mischen possible

LABORROUTINEN, WENN WENIG LOS IST

Neben dem Beratungsgespräch im Handverkauf gehört die Rezeptur für PTA zum wichtigsten pharmazeutischen Handwerkszeug. Lea Brachwitz leitet das Rezeptur-Team der Engel Apotheke in Darmstadt. In „Rezeptur – Mischen possible“ gibt sie Tipps, wie Sie mit schwierigen Rezepturen umgehen können.

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Es gibt Momente, da ist es im Labor ruhig – man ist mit einer Rezeptur schneller fertig als gedacht, es steht akut nichts weiter an und die Kolleginnen und Kollegen im Handverkauf reichen auch keine neuen Aufträge rein. Können wir dann die Stecker ziehen, das Licht ausmachen und nach Hause gehen? Leider nicht – selbst wenn augenscheinlich nichts zu tun ist, irgendetwas ist immer zu tun.

In solchen Momenten erledigen wir Aufgaben, für die sonst keine Zeit bleibt. Die wir gerne aufschieben, weil sie nicht dringlich sind. Die eine füllt die Regale in Sichtwahl und Freiwahl auf, der nächste setzt sich an die Rezeptabrechnung, eine andere prüft die Betäubungsmittelbestände im Tresor. Und was passiert im Labor?

Routineaufgaben für ruhige Zeiten in der Rezeptur

Auch hier gibt es Arbeiten, die gerne mal in den Hintergrund rutschen, weil sie nicht sofort erledigt werden müssen, weil sie ungeliebt oder aufwändig sind. Dazu zählt zum Beispiel das Einhalten des Reinigungsplanes nach der Apothekenbetriebsordung. Ja, es gibt tatsächlich einen empfohlenen Putzplan für Rezeptur und Labor, der über das Desinfizieren von Oberflächen und Gerätschaften vor jeder Herstellung hinausgeht.

Paragraph 4a Apothekenbetriebsordnung (§4a ApBetrO): Hygiene

Abhängig davon, wie groß die Rezeptur und das Labor sind, gibt es relativ viel sauber zu machen. Dass nicht alles auf einmal zu erledigen ist, wird schnell klar. Deshalb haben sich ein paar kluge Köpfe zusammengetan und Leitlinien für ein Hygienemanagement entwickelt.

Während der Gesetzestext sehr allgemein gehalten ist, ergänzen die Leitlinien ihn mit praktischen Aspekten. Außerdem gibt es sehr schöne tabellarische Auflistungen, die Sie entweder unverändert übernehmen oder Ihren Gegebenheiten anpassen können.

Ein Aushang ist sinnvoll. Darauf sieht jeder, was zu tun ist, und kann es nach Erledigen abhaken und abzeichnen. Das dient dann auch gleich der Dokumentation für das Qualitätsmanagement-System. Und sollte das Regierungspräsidium zur Revision kommen, macht sich ein solcher Plan auch immer gut.

Wiederkehrender Frühjahrsputz im Labor

Der Putzplan der Leitlinie beinhaltet:

  • Schubladen und Schränke ausräumen,
  • alles auswischen (inklusive der Gefäße),
  • eventuelle Glastüren von Fingerabdrücken befreien
    (auch wenn sie ohnehin nicht lange sauber bleiben),
  • auf den Schränken die Staubmäuse einfangen und
  • die Lampenschirme nicht vergessen.

Manchmal ist es sogar notwendig, die Lampen auseinander zu nehmen und sie von den tierischen Drogen zu befreien (ich spreche von den kleinen Tierchen, die der Glühbirne zu nahe gekommen sind). Im Idealfall fängt man damit an und arbeitet sich nach unten durch.

Es ist sinnvoll, auch solche Arbeiten einzuteilen. Wir haben nie so viel Lücke zwischen zwei Rezepturen, dass wir die komplette Rezeptur und/oder das Labor am Stück putzen könnten. Bestimmt geht Ihnen das ähnlich. Spätestens, wenn einer auf der Arbeitsplatte steht, um die Lampen sauber zu machen, klingelt das Telefon und eine Filiale kommt mit einem Auftrag um die Ecke, oder eben die Kollegen.

So erstellen Sie Ihre Reinigungs-Routine

Die erste Frage, die Sie sich stellen, ist, welche Aufgaben Sie in welchem Turnus erledigen sollten. Dann heißt es kurz Überschlagen, wie viel Zeit Sie zum Putzen und anschließenden Aufräumen brauchen. Schließlich müssen nach der Aktion

  • alle Putzutensilien wieder raus aus der Rezeptur,
  • alle Oberflächen wieder desinfiziert und gereinigt werden,
  • eventuell verstellte Waagen und Salbenrührgeräte aus ihren Schutzhüllen befreit und neu kalibriert werden.
  • Und wir selbst müssen unter Umständen einen neuen Kittel anziehen, prüfen, ob wir Staub gesammelt haben, in den Haaren etwa, und unsere Hände waschen.

Erst dann geht es weiter mit dem Rezepturenherstellen.

Für uns hat sich folgender Plan bewährt:

  • Arbeitsflächen und Waagen werden arbeitstäglich desinfiziert, bei Bedarf erst feucht abgewischt und dann desinfiziert.
  • Das Wasserbad wird bei Bedarf gereinigt und entkalkt, wöchentlich das Wasser gewechselt oder nach Benutzen sofort entleert.
  • Fußböden, Tür- und Schrankgriffe, Waschbecken werden arbeitstäglich gereinigt,
  • Fensterbänke, Regale und Standgefäße einmal in der Woche,
  • Türen, Schrankoberseiten und in den Schubladen einmal im Monat.

Es ist viel, wenn aber mal eine Grundsauberkeit da ist, dauert es meistens nicht lange. Ehrlich gesagt läuft es bei uns nicht immer planmäßig. Gerade bei den monatlichen Großputzaktionen (Regale, Schränke, Türen) sind wir froh, wenn wir sie regelmäßig schaffen, denn so viel Zeit zwischen den Rezepturen ist dann doch nicht.

Putzen ist nicht alles: Mehr Routineaufgaben für die Rezeptur

Nichtsdestotrotz gibt es außer Putzen ja noch einiges anderes zu tun, das in solchen Lücken erledigt werden kann:

  • Verfalldatenkontrolle,
  • Abgabegefäße auffüllen,
  • Standgefäße überprüfen und Inhalte nachbestellen,
  • Bestandsaufnahme von Stammlösungen und deren neue Herstellung,
  • Ungezieferkontrolle im Teekeller.

Aufgaben für Apotheken im Sommerloch

Einmal im Jahr gibt es einen gut planbaren Leerlauf, das sogenannte Sommerloch. In dieser Zeit haben viele Arztpraxen geschlossen, Kundinnen und Kunden sind im Urlaub, die typischen Winter-Infekte lassen noch auf sich warten. Diesen Zeitraum nutzen wir, um zu überlegen, was wir verbessern können. Ob es Auffälligkeiten in den alltäglichen Abläufen gibt, die optimiert werden könnten.

Gemeinsam mit der Rezeptur-Apothekerin besprechen wir einzelne Rezepturen, bei denen es Unstimmigkeiten gab. Zum Beispiel:

  • Wird die Textur angenehmer, wenn man eine Creme oder Salbe mit der Hand rührt?
  • Sollte wir bei der einen oder anderen Paste doch den Drei-Walzen-Stuhl verwenden?
  • Lohnt es sich bei Rezepturen, die wir häufiger herstellen, über Defektur nachzudenken?

Darüber sprechen wir natürlich auch im normalen Apothekenalltag, in stressfreieren Momenten lässt es sich aber angenehmer und ausführlicher erörtern. Generell bietet es sich an, sich als Rezepturteam regelmäßig zu einer kleinen Besprechung zu treffen.

Zusammenfassend ist wohl zu sagen: Egal, wie groß die Apotheke ist, zu tun ist immer. Und wenn nicht, dann gibt es Kaffee.

Quellen:
https://www.abda.de/fileadmin/user_upload/assets/Praktische_Hilfen/Leitlinien/Hygienemanagement/LL_Hygienemanagement.pdf
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/alles-nach-plan-123058/
https://www.abda.de/fuer-apotheker/qualitaetssicherung/leitlinien/leitlinien-und-arbeitshilfen
https://www.gesetze-im-internet.de/apobetro_1987/__4a.html

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