Trainer und Jungen-Mannschaft halten sich an den Armen zum Schlachtruf.
Kinder sportlich zu fördern ist sinnvoll - doch sollte das nicht zu Lasten der Gesundheit stattfinden. © monkeybusinessimages / iStock / Getty Images Plus

Leistungssport | Kinder und Jugendliche

REGELMÄSSIGE SPORTMEDIZINISCHE UNTERSUCHUNGEN NOTWENDIG

Fußball, Turnen, Basketball oder Ballett – die Auswahl an Sportarten ist immens. Aus Freizeitsport wird bei einer Vielzahl Leistungssport, was unter anderem mit einem hohen Trainingspensum und Belastungen für den Bewegungsapparat einhergeht. Die Folgen können schwerwiegend sein.

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„Ihr Kind ist wirklich talentiert und könnte später einmal im Profibereich aktiv sein“ – diesen oder einen ähnlichen Satz haben bestimmt so einige Eltern schon mal gehört. Mal davon abgesehen, dass das man stolz ist, möchte man sein Kind natürlich auch bestmöglich unterstützen. Der Leistungssport und alles, was damit zusammenhängt, setzen heutzutage bereits sehr früh ein. Höheres Trainingspensum, deutlich spürbare Belastungen für den Bewegungsapparat, wenig Freizeit gehören zum Alltag der Kinder. 15 Stunden und mehr pro Woche sind keine Seltenheit. Doch was macht diese Belastung eigentlich mit dem Körper der Kinder und Jugendlichen? Dr. med. Christian Nührenbörger, Leiter der Sportorthopädie, und Prof. Dr. med. Axel Urhausen, Chef du Service de Médecine du Sport et de Prévention, beide von der Clinique du Sport – Centre Hospitalier de Luxembourg, betonten auf dem Internationalen Kongress der GOTS im Juni in Salzburg die Wichtigkeit einer regelmäßigen sportmedizinischen Untersuchung.

„Voraussetzungen für die sportmedizinisch-orthopädische Vorsorgeuntersuchung von Jugendlichen sind gutes Wissen der anatomischen Wachstumsbesonderheiten, der speziellen Verletzungsbilder und Risikofaktoren im Kindes- und Jugendalter sowie der sportartspezifischen Bewegungsabläufe und Beschwerdemuster“, so Nührenbörger, der gleichzeitig Mitglied der Kommission Kindersportorthopädie der GOTS (Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin) ist.

Was aber sind die Ziele solcher Untersuchungen? Anhand solcher Vorsorgemaßnahmen sollen mögliche Funktionsstörungen und beginnende Sportschäden erfasst werden. Zudem soll eine objektive Beurteilung der körperlichen Sporttauglichkeit erfolgen und auf Kontraindikation geprüft werden. Auf Grundlage dieser Ergebnisse sollen dann im Anschluss konkrete Empfehlungen an den Sportler ausgesprochen werden, um orthopädische Überlastungsschäden zu vermeiden. Eine konkrete Beurteilung des jeweiligen Sportlers ist demnach abhängig von den erhobenen Pathologien und der Entwicklung der Untersuchungsperson.

Für Eltern und auch für den Sportler selbst stellt sich nun die Frage nach dem wann? Empfehlenswert sind diese Vorsorgemaßnahmen vor der Aufnahme in einen Leistungskader oder auf Sportschulen. Im Anschluss sollten diese Untersuchungen jährlich durchgeführt werden, um eine konstante Überprüfung der Belastung gewährleisten zu können. Beim Kunstturnen beispielsweise sind solche Maßnahmen bereits ab einem Alter von zehn Jahren zu empfehlen.

Hat man sich für eine solche Maßnahme entschieden, sollte zunächst eine ausführliche Anamnese und im Anschluss daran eine allgemeine, orthopädische Ganzkörperuntersuchung erfolgen. Je nachdem, um was für eine Sportart es sich handelt, können auch spezielle funktionelle Untersuchungen, beispielsweise der oberen Extremitäten bei Überkopf- und Wurfsportarten, der unteren Extremitäten bei Lauf- und Sprungsportarten sowie der Wirbelsäule unter anderem bei Turnen oder Rudern, vorgenommen werden. Des Weiteren sind zusätzliche apparative Funktionsuntersuchungen wie Lauf- und Videoanalyse, Kraft-, Sprung- und Laxitätstests sowie radiologische Untersuchungen notwendig.

Sprung- und Laxitätstests sowie radiologische Untersuchungen notwendig. Urhausen hat die wichtigsten Punkte für eine solche Vorsorgeuntersuchung noch einmal zusammengefasst: „Sie sollte ab circa 12 bis 15 Jahren, bei Mädchen und Jungen gleichermaßen, erfolgen. Wichtig sind die Eigen- und Familienanamnese, eine klinische Untersuchung mit Herzauskultation im Liegen und Sitzen/Stehen, die Erhebung der peripheren Pulse, die beidseitige Blutdruckmessung sowie in jedem Fall ein Ruhe-EKG. Bei auffälligen Befunden sowie leistungssportlichen Aktivitäten, vor allem in konditionell anspruchsvolleren Sportarten und bei Kadersportlern, ist außerdem eine Echokardiographie und ein Belastungs-EKG sinnvoll.“

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft 

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