© suemack / iStock / Getty Images

Tiere in der Apotheke

KATZENKITTEN: WAS ZU BEACHTEN IST

Wie alle Säuger sind auch Katzenwelpen als Neugeborene und während der Säugeperiode auf ihre Mutter angewiesen. Doch es kann vorkommen, dass Katzenmütter ihre Jungen nicht aufziehen können. In diesen Fällen muss der Mensch helfen.

Seite 1/1 5 Minuten

Seite 1/1 5 Minuten

Auch Tierbabys haben immer die besten Chancen, wenn die eigene Mutter sie versorgt. Manchmal ist das Muttertier durch verschiedene Umstände jedoch geschwächt oder gestresst, sodass die Welpen nicht versorgt werden können. Es kann auch vorkommen, dass die Katzenmutter unerfahren oder die Produktion der Milch unzureichend ist und die Jungen dann nicht ernährt werden können. Um sie zu entlasten, sollte sie unterstützt werden. Dabei müssen die natürlichen Bedingungen simuliert werden.

Katzen mögen‘s warm aufzucht sind Auskühlung, Dehydration und Unterzuckerung aufgrund der geringen Energiereserven der Kitten. Bei Unterzucker (Hypoglykämie) werden zunächst Lethargie und reduzierte motorische Aktivität beobachtet; wichtige Reflexe bestehen noch. Im weiteren Verlauf werden Stell-, Saug- und Abwehrreflexe zunehmend schwächer. Auch Wärme ist für Neugeborene essenziell. Katzenbabys benötigen zur Aufrechterhaltung der Körpertemperatur Strahlungswärme, denn ihre Fähigkeit zur Temperaturregulation ist anfangs sehr eingeschränkt, und sie können ihre Körpertemperatur in der ersten Lebenswoche noch nicht kontrollieren.

Bereits geringfügige Abweichungen von der Optimaltemperatur – etwa 30 °C – führen bei drei Tage alten Welpen zu Unruhe, verstärkter Atmung und Lautäußerungen. Da neugeborene Welpen rasch an Wärme verlieren, ist es unbedingt notwendig, sie trocken und warm zu halten. Es muss entsprechend Wärme von außen zugeführt werden; die Wärmequellen dürfen die Kitten aber nicht überhitzen und müssen regelmäßig kontrolliert werden, denn den neugeborenen Kitten fehlt noch der Ausweichreflex. Eine Wärmflasche ist daher nicht geeignet. Das gilt auch für Wärmelampen, die wegen der Verbrennungsgefahr eher nicht als Wärmequelle in Frage kommen. Besser sind Wärmekissen (z.B. SnuggleSafe®), die in der Mikrowelle aufgewärmt werden und die einige Stunden warm bleiben.

Generell sollte der Liegebereich für die Kätzchen groß genug sein, damit sie sich, sobald sie mobil genug sind, von der Wärmequelle entfernen können. Wachsen mehrere Kitten gemeinsam auf, sind die Temperaturansprüche leichter zu erfüllen, da sich die Tiere gegenseitig wärmen können. Die Art und Weise des Zusammenliegens – dicht gedrängt, nebeneinander oder weit auseinander – liefert Rückschlüsse über die Umgebungstemperatur. In der ersten Lebenswoche werden Temperaturen von 30 bis 32 °C empfohlen; im Verlauf der nächsten drei Wochen kann die Temperatur um jeweils 2 °C gesenkt werden.

Ab der vierten Lebenswoche genügt Raumtemperatur. Als Unterlage für ein ausreichend warmes Katzenbett haben sich weiche Decken, Handtücher oder auch Windeln bewährt. Sägespäne, Holzwolle oder Stroh sind weniger geeignet, da die Gefahr des Einatmens von Partikeln besteht. Auch die Luftfeuchtigkeit spielt eine Rolle: Wenn diese zu niedrig ist und die Welpen außerdem zu wenig Flüssigkeit aufnehmen, besteht das Risiko der Dehydrierung. Diese wird vor allem am Verlust der Hautelastizität ersichtlich. Die Luftfeuchtigkeit sollte etwa 55 bis 60 Prozent betragen.

Verdauung mit Assistenz Da Kitten nicht alleine Kot und Urin absetzen können, müssen sie mindestens bis zur vierten Lebenswoche nach jeder Mahlzeit in der Bauchregion bis zum After massiert werden. Katzenbesitzer können diese Unterstützung durch die sanfte Massage mit einem Wattebausch oder Babytüchern imitieren. Ein Katzenbaby sollte mindestens einmal am Tag Kot und Urin absetzen. Die Verdauung kann ab der dritten Lebenswoche noch zusätzlich durch eine Katzentoilette, in die die Welpen ab und zu gestellt werden, angeregt werden. Dies wird von den Kitten in der Regel gut akzeptiert.

Muttermilchersatz – schlaflose Nächte inklusive Nach Möglichkeit sollten die Welpen in den ersten 12 bis 78 Stunden nach der Geburt Kolostralmilch erhalten (Kolostrum, Vormilch, Erstmilch, Biestmilch), denn das Kolostrum liefert Nährstoffe, Wasser, Wachstumsfaktoren, Verdauungsenzyme und maternale Antikörper. Bei mutterloser Aufzucht kann eingefrorenes Kolostrum gegeben werden. Ist kein Kolostrum verfügbar, kann Katzenmilch aus einem beliebigen Laktationsstadium als Ersatz verwendet werden, da der Antikörpergehalt in reifer Katzenmilch für die Übertragung einer passiven Immunität auf die Welpen ausreichend zu sein scheint. Alternativ können die Welpen subkutan steriles Serum erhalten.

Im Anschluss an die Kolostralmilchperiode bekommen Welpen Muttermilchersatz; es gibt verschiedene Produkte mit einer Zusammensetzung aus allen erforderlichen Nährstoffen, die sich an der Muttermilch orientiert und auf die Bedürfnisse der Welpen abgestimmt ist. Tagsüber sollte die Milch in Abständen von etwa zwei bis drei Stunden angeboten werden. Nachts kann eine Pause von zunächst vier bis anschließend sechs Stunden eingelegt werden. Ab einem Alter von zwei bis vier Wochen können die Intervalle zwischen den Fütterungen tagsüber allmählich auf vier, nachts auf sechs bis acht Stunden verlängert werden, vorausgesetzt, die Welpen nehmen die Milch gerne auf und nehmen in einem optimalen Verhältnis an Gewicht zu.

Künstlich aufgezogene Welpen verdoppeln ihr Geburtsgewicht durchschnittlich nach etwa sieben bis zehn Tagen. Um das zu kontrollieren, sollten die Kätzchen mindestens zweimal in der Woche gewogen werden. Ein neugeborenes Katzenbaby wiegt zwischen 60 und 110 Gramm und sollte täglich etwa 10 Gramm zunehmen. Die Fütterung erfolgt am besten mittels einer speziell für Katzen hergestellten Flasche mit einem Gummisauger, ähnlich einer Babyflasche. Die Öffnung des Saugers darf nicht zu groß, aber auch nicht zu klein sein, da das Saugen dadurch zu mühsam ist und die Welpen trinkunlustig werden. Die Milch sollte auf etwa 37 °C angewärmt werden, bevor sie angeboten wird. Nach drei Wochen kann die Milch zunehmend durch Nassfutter ersetzt werden.

Mutterlos = Problemkatze? Nicht unbedingt! Eine kleine Katze, die vollständig isoliert von anderen Artgenossen aufgezogen wird, entwickelt vermutlich Verhaltensstörungen wie Aggressivität oder übermäßige Nervosität. Es besteht auch ein erhöhtes Risiko, dass sie sich in einer fremden Umgebung sowie im Umgang mit anderen Menschen oder Tieren nur schlecht zurechtfindet. Werden mehrere mutterlose Kätzchen zusammen aufgezogen, ist die Gefahr von Verhaltensauffälligkeiten jedoch geringer, da sie sich dadurch weiterentwickeln, indem sie ihre Artgenossen beobachten. Katzen, die ausschließlich mutterlos aufwachsen, sollten aber nicht zur Zucht verwendet werden.

Ist die Katze gesund... ... freut sich der Mensch. Gesunde Kitten essen und schlafen in den ersten beiden Lebenswochen hauptsächlich. Wenn sie laut miauen oder nicht in der Lage sind zu saugen, sind sie entweder krank oder erhalten zu wenig Milch. Kitten sind gegenüber Infektionen besonders anfällig; daher muss ihre Umgebung hygienisch einwandfrei sein. Wenn Welpen ganz plötzlich sterben, sollte unbedingt ein Tierarzt konsultiert werden, um herauszufinden, ob möglicherweise eine ernsthafte Erkrankung die Ursache ist. Allgemein muss ein Tierarzt zu Rate gezogen werden, wenn die physiologischen Grundbedingungen für ein gesundes Heranwachsen der Welpen nicht erfüllt werden können.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 04/2020 ab Seite 98.

Dr. Astrid Heinl, Tierärztin

×