PILLE VERGESSEN?

Man muss nicht gleich schwanger werden, wenn man eine Pille vergessen hat. Ob der Empfängnisschutz noch ausreicht, hängt davon ab, welches Präparat man nimmt und in welcher Einnahmewoche man die Pille vergessen hat – und natürlich auch davon, ob man Geschlechtsverkehr hatte oder nicht.

Mikropille Bei Pillen, die aus einer Estrogen- und Gestagenkombination bestehen, baut sich ein ausreichender Schutz erst nach einer regelmäßigen täglichen Einnahme über mindestens sieben Tage auf. Dann allerdings toleriert die Mikropille eine Verspätung von bis zu zwölf Stunden, ohne dass der Empfängnisschutz darunter leidet. Die folgenden Pillen nimmt man dann wieder zur gewohnten Zeit.

Hat man die Pille vor mehr als zwölf Stunden vergessen, hängt es davon ab, in welcher Einnahmewoche dies geschehen ist. Wird sie in der ersten Einnahmewoche vergessen, kann es zum Eisprung kommen, denn der Empfängnisschutz konnte sich noch nicht richtig aufbauen. Dann muss in den nächsten sieben Tagen mit einer Barrieremethode, beispielsweise mit einem Kondom, verhütet werden. Die Einnahme der vergessenen Pille sollte so schnell wie möglich nachgeholt werden, selbst wenn man am nächsten Tag zwei auf einmal nehmen muss. Die nächsten Pillen nimmt man dann wieder zum gewohnten Zeitpunkt.

Wird die Pille in der zweiten Einnahmewoche vergessen, hat sich bereits ein ausreichender Kontrazeptionsschutz aufgebaut. Auch hier sollte die Einnahme so schnell wie möglich nachgeholt werden, die weiteren Gaben erfolgen zur gewohnten Zeit. Eine zusätzliche Verhütungsmethode ist allerdings nicht notwendig.

Falls das Missgeschick in der dritten Einnahmewoche geschehen ist, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder man nimmt die vergessene Pille nachträglich und alle weiteren aus der Packung wie gewohnt ein. Dann darf man allerdings nach der letzten Pille keine Pause machen, sondern macht gleich mit der ersten Pille der neuen Packung weiter. Oder man nimmt die vergessene Pille gar nicht mehr ein und beendet die Einnahme der angebrochenen Packung an dieser Stelle. Es folgt eine sechstägige Einnahmepause.

Hat man in einem Zyklus mehr als eine Pille vergessen, dann besteht für diese Zeit kein Schutz mehr und man muss auf alle Fälle zusätzlich verhüten.

Minipille Pillen, die nur ein niedrig dosiertes Gestagen enthalten, wirken mit Ausnahme des Desogestrels nicht ovulationshemmend. Sie verändern nur die Viskosität des Schleimpfropfes am Gebärmutterhals und stören den Aufbau der Gebärmutterschleim-haut. Die tägliche Einnahme zur gleichen Zeit ist hier besonders wichtig. Das Zeitfenster beträgt nur drei Stunden. Anschließend lässt die Wirksamkeit rapide nach. Beim Desogestrel hat man zwölf Stunden Zeit.

Wurde das Zeitfenster überschritten, wird die Einnahme der Minipille nachgeholt und die weitere Gabe erfolgt wie gewohnt. Für den kompletten Einnahmezyklus beziehungsweise beim Desogestrel für die nächsten sieben Tage ist eine zusätzliche Barrieremethode zur Verhütung notwendig. Hat schon vor der Pillenpanne Geschlechtsverkehr stattgefunden, kann eine Schwangerschaft nicht ausgeschlossen werden. Zur Sicherheit sollte man seinen Gynäkologen aufsuchen.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 06/13 auf Seite 22.

Sabine Bender, Apothekerin / Redaktion