Verschiedene Mikrofone stehen auf einem Sprecherpult.© BrAt_PiKaChU / iStock / Getty Images Plus
Ist es sinnvoll, Patente für Corona-Impfstoffe auszusetzen? Politiker in Deutschland haben verschiedene Ansichten.

Patent-Aussetzung | Patent-Aussetzung

WAS DENKT DEUTSCHLAND ÜBER IMPFSTOFF-PATENTE?

Wie beschafft man genügend Corona-Impfstoff für die ganze Welt? Hilfsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen fordern, Patente für Corona-Impfstoffe auszusetzen. Die USA setzen sich für ein entsprechendes Abkommen in der Welthandelsorganisation ein. In Deutschland spaltet der Vorschlag die Gemüter.

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Bundesregierung

Die Bundesregierung steht einer Freigabe von Impfstoff-Patenten skeptisch gegenüber. „Der Schutz von geistigem Eigentum ist Quelle von Innovation und muss es auch in Zukunft bleiben“, sagte eine Regierungssprecherin der Süddeutschen Zeitung am Donnerstag. Der limitierende Faktor bei der Herstellung von Impfstoffen seien die Produktionskapazitäten und die hohen Qualitätsstandards, nicht die Patente an sich.

Die Bundesregierung arbeite in vielerlei Hinsicht daran, „wie wir innerhalb Deutschlands und innerhalb der Europäischen Union, aber auch weltweit die Kapazitäten für die Produktion verbessern können und dies tun auch die betroffenen Unternehmen“, so die Sprecherin.

Patente-aussetzen: Vorstoß der USA

Die US-Regierung hatte vorgeschlagen, dass der Patentschutz von Pharmafirmen auf ihre Corona-Impfstoffe vorübergehend entfallen soll. Hersteller in aller Welt könnten dann die Impfstoffe produzieren, ohne Lizenzgebühren an die Unternehmen zu zahlen, die die Mittel entwickelt haben. Die Pharmafirmen lehnen den Vorschlag ab.

Bundesentwicklungsminister

Auch Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) kritisierte den Vorstoß aus Washington. „Nur ein Patent freizugeben, sorgt noch für keine einzige zusätzliche Impfdose“, sagte er dem Spiegel. „Das Patent allein reicht nicht. Man muss auch wissen, wie produziert werden soll.“

„Nur ein Patent freizugeben, sorgt noch für keine einzige zusätzliche Impfdose.“

Die Grünen

Die Grünen hingegen begrüßten den Vorstoß. „Joe Biden hat den Anfang gemacht, jetzt müssen sich die Bundesregierung und die EU-Kommission auf der nächsten Sitzung der Welthandelsorganisation hinter die Schwellen- und Entwicklungsländer stellen und die Patente für Diagnostika, Medikamente und weitere COVID-19-Technologie aussetzen“, sagte die stellvertretende Grünen-Bundesvorsitzende, Jamila Schäfer, der Augsburger Allgemeinen am Freitag.

Bundesgesundheitsminister

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) blieb zunächst vage. „Die ganze Welt mit Impfstoff zu versorgen, ist der einzig nachhaltige Weg aus dieser Pandemie“, sagte er. Entscheidend seien vor allem der weitere Ausbau von Produktionsstätten und mehr Exporte aus Ländern, in denen produziert werde.

„Die ganze Welt mit Impfstoff zu versorgen, ist der einzig nachhaltige Weg aus dieser Pandemie.“

Außenminister

Dagegen zeigte sich Außenminister Heiko Maas offener für eine Aufweichung des Patentschutzes. „Wenn das ein Weg ist, der dazu beitragen kann, dass mehr Menschen schneller mit Impfstoffen versorgt werden, dann ist das eine Frage, der wir uns stellen müssen“, sagte der SPD-Politiker.

Virologen

Deutliche Kritik kam vom Virologen Alexander Kekulé: „Wenn man das Patent freigibt, werden sich einfach noch mehr Hersteller darum prügeln“, sagte er im MDR-Podcast. Stattdessen forderte er eine bessere Koordination der Impfstoffproduktion. Denkbar sei zum Beispiel eine Organisation unter dem Dach der Vereinten Nationen.

Quelle: dpa

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