Eine Fledermaus hängt kopfüber an einem Stein.
Kranke Vampirfledermäuse halten Abstand zu ihren gesunden Artgenossen. © Martin Janča / iStock / Getty Images Plus

Distanzierung | Freilandexperiment

PASSIVES SOCIAL DISTANCING BEI FLEDERMÄUSEN

In Zeiten der Pandemie ist neben der Maskenplicht auch Abstandhalten angesagt. Einer Studie zufolge gibt es dazu eine Parallele im Tierreich.

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Vampirfledermäuse sind Tiere mit Halloween-Charakter. Durch ihre blutige Ernährungsweise haben sie so manche Gruselgeschichte inspiriert. Doch die in Kolonien lebenden Tiere besitzen komplexe Sozialstrukturen: Die Individuen helfen und pflegen sich untereinander.

Forscher um Simon Ripperger vom Museum für Naturkunde Berlin haben untersucht wie Fledermäuse auf Erkrankungen reagieren. Denn es ist bereits bekannt, dass Veränderungen im Sozialverhalten die Ausbreitung einer Krankheit in einer Population stark beeinflussen können. Nicht nur bei uns Menschen, sondern auch bei Tieren kann sich die Ausbreitung von Erregern verringern, wenn sie mit einer Form des Social Distancings auf Infektionen reagieren, wodurch Kontakte zwischen kranken und gesunden Individuen zurückgehen.

Um dem Verhalten der Vampirfledermäuse auf die Spur zu kommen, haben die Forscher ein Freilandexperiment durchgeführt. Dazu fingen sie 31 Weibchen, die sie mit Näherungssensoren ausstatteten. Der einen Hälfte verabreichten sie eine Substanz, die für sechs bis zwölf Stunden leichte Krankheitssymptome verursachte. Die andere bekam nur eine Salzlösung.

Anhand der Daten konnten die Forscher das dynamische Netzwerk der Fledermäuse identifizieren. Es zeigte sich, dass die kranken Tiere weniger Zeit mit anderen Gruppenmitgliedern verbracht hatten als die Kontrollfledermäuse: Kranke Vampirfledermäuse distanzieren sich von ihrer Gruppe, sind weniger in die gegenseitige Fellpflege eingebunden und geben weniger Kontaktrufe von sich. Somit ist Social Distancing ein Mechanismus, den auch die Vampirfledermäuse für sich nutzen, um die Ausbreitung von Erregern einzudämmen.

Laut den Forschern handelt es sich dabei aber nicht um eine aktive Distanzierung, sondern um einen passiven Effekt: Der reduzierte Kontakt ist eine Konsequenz des Krankseins, da erkrankte Tiere weniger mobil und aktiv sind.

Sabrina Peeters,
Redaktionsvolontärin

Quellen:
https://www.wissenschaft.de/umwelt-natur/social-distancing-bei-vampiren/
https://academic.oup.com/beheco/advance-article/doi/10.1093/beheco/araa111/5937165?searchresult=1

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