Ein Nanochip fischt über ein kleines Gerät mit Venenzugang Krebszellen aus dem Blutstrom - was heute noch wie Zukunftsmusik klingt, könnte schon bald medizinische Wirklichkeit sein. © Design Cells / iStock / Getty Images Plus

Vielversprechende Resultate | Prototyp

NEUES GERÄT KANN KREBSZELLEN AUS DEM BLUTSTROM FISCHEN

Um eine Krebserkrankung zu behandeln, muss man wissen, um welchen Krebs es sich handelt. Dann können - vielleicht – Metastasen verhindert und Heilung erreicht werden. Bisher war für die Klassifizierung eine Biopsie notwendig – doch könnte ein kleines Gerät künftig die Diagnosemethoden revolutionieren.

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Welche Merkmale einem malignen Tumor zugrunde liegen, ob und wie er behandelt werden kann, das festzustellen war bisher nur durch invasive Methoden möglich. Doch Forscher der US-University of Michigan in Ann Arbor haben den Prototyp eines tragbaren Gerätes entwickelt, das kontinuierlich Krebszellen direkt aus dem Blut des Patienten sammeln und für Untersuchungen bereitstellen kann. Erste Tests an Hunden haben bereits zu vielversprechenden Resultaten geführt.

Denn wenn Krebszellen erst außer Kontrolle geraten, dann bilden sie meist Metastasen – und diese sind dann nicht selten gefährlicher als der Tumor selbst. Auf dem Weg dorthin nutzen die Krebszellen den Blutstrom. Die meisten werden zwar aussortiert, aber einige schaffen es dennoch, siedeln sich in fremdem Gewebe an und beginnen dort zu wuchern. Dabei ist die Freisetzungsrate hoch: In nur einer Minute können mehr als 1000 entartete Zellen in den Blutkreislauf gelangen.

Im Umkehrschluss bedeutet dies für den Arzt, dass aus Blut gewonnene Krebszellen bessere Informationen für die Planung von Behandlungen liefern können als solche aus einer herkömmlichen Biopsie. So entstand die Idee, Blut kontinuierlich in ein Nachweisgerät laufen zu lassen: Es wird am Handgelenk des Patienten getragen und verfügt über einen Venenzugang. Kernstück ist eine Art Chip, der aus dem Nanomaterial Graphenoxid besteht und mit Krebs-spezifischen Antikörpern bestückt ist. Diese ziehen die im Blutstrom vorbeischwimmenden Krebszellen magnetisch an und halten sie fest. Sogar zum Weiterzüchten dieser Zellen kann der Chip danach noch verwendet werden.

Doch es war gar nicht so einfach, das Gerät zu entwickeln. Es galt, sicherzustellen, dass das durchlaufende Blut nicht gerinnt und das Gerät steril zu halten. Ein Heparinzusatz sowie spezielle Sterilisationsmethoden, die Bakterien abtöten, aber die Antikörper verschonen, waren dafür Lösungen. Kleine Pumpen sorgen außerdem dafür, den Blutkreislauf in Gang zu halten.

Als erste Tester mussten Hunde herhalten. Ihnen wurden dazu menschliche Krebszellen in die Blutbahn gespritzt, was für die Tiere ungefährlich ist, da ihr Immunsystem diese später aussortiert. Es zeigte sich, dass mit dem neuen Verfahren deutlich mehr Krebszellen aus dem Blut geholt werden konnten als es bisher möglich war.

Die amerikanischen Wissenschaftler wollen die Methode nun auch an hundespezifischen Krebsarten testen. In drei bis fünf Jahren könnten dann auch Versuche am Menschen beginnen. Denn, wie der Co-Autor Daniel F. Hayes betont: „Niemand mag Biopsien.“ Wenn man genügend Krebszellen aus ihrem Blut erhielte, könnte das dazu dienen, die Patienten gezielter zu behandeln.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: www.wissenschaft.de

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