Mit einem EKG lässt sich ein Herzinfarkt deutlich erkennen. © Bigtunaonline / iStock / Getty Images Plus

Herzinfarkt | Früherkennung

NEUER RISIKO-KALKULATOR ZUR FRÜHERKENNUNG ENTWICKELT

Er kommt meist still und leise ohne Vorankündigung – der Herzinfarkt. Nun wurde am Uniklinikum Eppendorf in Hamburg ein neuer Risiko-Kalkulator entwickelt, der Kardiologen bei ihrer Einschätzung unterstützen soll, ob ein Myokardinfarkt vorliegt oder nicht.

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Was benötigt man alles für einen solchen Risiko-Kalkulator? Zunächst einmal den sogenannten Troponin-Test. In diesem Fall aber einen besonders sensitiven, der mehrmals wiederholt wird. Bei Troponin handelt es sich um ein Proteinkomplex, das ausschließlich im Herzmuskel vorkommt und bei einer Myokardschädigung ins Blut gelangt. „Mithilfe der gemessenen Troponin-Werte und der genauen Zeit zwischen den Messungen kann man nun unter Berücksichtigung der Art des verwendeten Bluttests ausrechnen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass der betreffende Patient einen akuten Herzinfarkt hat. Das ist ein Novum“, so Dr. Johannes Neumann, Klinik für Allgemeine und Interventionelle Kardiologie des Universitären Herz- und Gefäßzentrums am UKE.

Die Vorgehensweise war bisher so, dass für eine Diagnose neben einem EKG die Troponin-Konzentration im Blut ausschlaggebend war. Hier gab es einen festen Grenzwert. Nun soll es aber um den Anstieg während es Messzeitraums gehen. „Wir haben das in den medizinischen Leitlinien niedergeschriebene Konzept zur Diagnose eines akuten Herzinfarkts aufgebrochen«, erklärt Professor Dr. Stefan Blankenberg, Ärztlicher Leiter des Universitären Herz- und Gefäßzentrums. Aber was bedeutet das nun für die Praxis? Liegt zwar ein Verdacht für einen akuten Herzinfarkt vor, aber die Zeichen auf dem EKG sind nicht einhundertprozentig, ist es Ärzten nun möglich, mit dem Kalkulator innerhalb von einer Stunde zu einer sicheren Diagnose zu kommen. Bisher war es so, dass Patienten bis zu zwölf Stunden auf eine gesicherte Diagnose warten mussten. Dadurch können wesentlich früher die notwendigen Therapiemaßnahmen eingeleitet werden.

Grundlage für den neuen Kalkulator waren die Daten von mehr als 22 000 Patienten aus insgesamt 13 Ländern. Bei allen Probanden, die mit Verdacht auf einen Herzinfarkt eingeliefert wurden, wurde bei der Eingangsuntersuchung und bis zu dreieinhalb Jahre später mithilfe hochsensitiver Bluttests die Konzentration von Troponin I und Troponin T bestimmt. „Wir haben hier in Hamburg den Algorithmus entwickelt. Dazu haben wir die weltweiten Daten harmonisiert und dann als gemeinsamen Datensatz für die Analyse verwendet“, so Neumann.

Die Ergebnisse zeigen, dass lediglich 15 Prozent der Patienten einen Herzinfarkt erlitten hatten: „Geringe Ausgangskonzentrationen an Troponin und ein geringer Konzentrationsanstieg waren mit einer geringen Wahrscheinlichkeit für einen Herzinfarkt verknüpft. Diese Patienten hatten zudem ein geringes Risiko für weitere Herz-Kreislauf-Komplikationen in den kommenden 30 Tagen“, heißt es dazu in der Pressemitteilung des UKE. „Mit einer Ausgangskonzentration an Troponin I von unter 6 Nanogramm pro Liter (<6 ng/L) und einem nur geringen Anstieg (<4 ng/L) innerhalb von 45 bis 120 Minuten gehörte insgesamt mehr als die Hälfte aller Patienten (57 Prozent) zu dieser Niedrig-Risiko-Gruppe.“

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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