Für viele Diabetiker sieht der tägliche Ablauf so aus: pieksen – messen. © Kwangmoozaa / iStock / Getty Images Plus

Interview

„MIR HAT ERST DER AUSTAUSCH MIT ANDEREN DIABETIKERN GEZEIGT, WELCHE MÖGLICHKEITEN ES GIBT UND WIE DIESE DIE LEBENSQUALITÄT VERBESSERN KÖNNEN“

Ramona Stanek hat ein abgeschlossenes Geographiestudium, arbeitet aktuell bei der Firma Dexcom und ist selbständige Bloggerin für die Themen Diabetes, Reisen und Alltag & Therapie. Wir haben mit ihr über ihre Diabeteserkrankung gesprochen, wie ihr Hobby als Bloggerin ihr dabei hilft und warum für sie eine Gewebeglukosemessung wichtig ist.

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DIE PTA IN DER APOTHEKE: Wann wurde bei Ihnen Diabetes festgestellt?

Ramona Stanek: Die Diagnose Diabetes mellitus Typ 1 bekam ich im Jahr 2000, im Alter von acht Jahren.

Wie sehr hat Ihnen die Erkrankung in der Kindheit zu schaffen gemacht?

Ehrlich gesagt nicht einmal so sehr – ich war alt genug, um die Krankheit einigermaßen selbstständig in der Schule zu managen und jung genug, um nicht allzu viel zu hinterfragen. Allerdings gab es zu dieser Zeit noch starre Spritz-Ess-Pläne und zu bestimmten Zeiten musste eine bestimmte Menge gegessen und dafür Insulin abgegeben werden, ob man Hunger hatte oder nicht. Gerade auf Geburtstagsfeiern oder Ausflügen war das schon eine Herausforderung, aber mit etwas Planung definitiv machbar. Immerhin war die Zeit, in der Diabetikern bestimmte Lebensmittel verboten wurden, schon längst vorbei.

Waren sie schnell gut eingestellt oder gab es starke Schwankungen, wie häufige Hypoglykämien?

Ich war katastrophal eingestellt, aber nicht im Bezug auf Hypoglykämien, eher anders herum: Da ich Angst vor Hypoglykämien hatte, habe ich meinen Blutzucker immer absichtlich sehr hoch gehalten. Da es damals auch noch keine CGMs (kontinuierliche Gewebeglucosemessung) mit Trendpfeilen gab, sondern der Blutzucker nur einige Male am Tag punktuell bestimmt wurde, war ich im Alltag mit der Krankheit oft sehr unsicher und wollte meine Tagesabläufe nicht durch eine unpassende „Hypo“ unterbrechen. Das besserte sich erst, als ich auf die kontinuierliche Gewebeglucosemessung umstieg.

Sie arbeiten seit 2016 als Bloggerin im Bereich Diabetes. Hilft ihnen diese Arbeit besser mit der Erkrankung umzugehen?

Es hat mir definitiv geholfen, mich mehr mit dem Diabetes und allen Behandlungsmöglichkeiten auseinanderzusetzen – etwas, was ich vorher auf jeden Fall viel zu wenig gemacht habe. Auch der Austausch mit anderen Diabetikern ist mir mittlerweile sehr wichtig – ohne diesen hätte ich die Umstellung auf eine Insulinpumpe vermutlich nie gewagt.

 

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Seit wann verwenden sie eine Gewebeglukosemessung?

Ich trage das Dexcom G5 rtCGM seit Mitte 2017 und seit Markteinführung im Oktober 2018 das Nachfolgemodell Dexcom G6.

Hat dieses Verfahren ihre Lebensqualität verbessert?

Definitiv! Ohne die Möglichkeit, meine Gewebsglukose jederzeit unauffällig nachsehen zu können und aufgrund der Trendpfeile rechtzeitig eingreifen zu können, würde ich sehr schnell wieder in meine alten Verhaltensmuster zurückfallen und meine Werte künstlich hoch halten. Auch, wenn ich das System noch gar nicht so lange benutze im Vergleich zur Diabetesdauer, kann ich mir ein Leben ohne schon gar nicht mehr vorstellen.

Was raten sie anderen Menschen mit Diabetes?

Tauscht euch aus und habt keine Angst vor „neuer“ Technik oder der Tatsache, dass da ein Gerät wie Sensor oder Pumpe dauerhaft am Körper angebracht ist! Mir hat erst der Austausch mit anderen Diabetikern gezeigt, welche Möglichkeiten es gibt und wie diese die Lebensqualität verbessern können. Ohne diesen Austausch würde ich vermutlich immer noch mit zerstochenen Fingerkuppen und Insulinspritzen herumlaufen.

Das Gespräch für DIE PTA IN DER APOTHEKE führte Nadine Hofmann

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