Magersucht ist eine Krankheit mit einer hohen Todesrate. Die Smartphone-App TikTok duldet einen inoffiziellen Wettbewerb um Likes. © scanrail / iStock / Getty Images Plus

TikTok | Challenge

MAGERSUCHT WIRD ZUR SCHAU GESTELLT

TikTok, eine Smartphone-App, die vor allem bei sehr jungen Nutzern beliebt ist, möchte vor allem bunt, schrill und lustig sein. Doch auf der beliebten Video-App soll sich unter dem Hashtag #ed ein inoffizieller Magersucht-Wettbewerb abspielen.

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Auf dem chinesischen Programm, das weltweit zu den am schnellsten wachsenden Apps gehört, können Kids unter anderem bis zu 15 Sekunden lange Videos drehen, sie bearbeiten, mit Musik unterlegen, hochladen und von anderen Usern bewerten lassen. Und genau das ist hier das Problem. funk, das Kinder- und Jugendportal von ARD und ZDF, recherchierte einen geheimen Wettbewerb, bei dem sich zehntausende Nutzerinnen zu einem Lied bewegen, das ihre offensichtliche Magersucht zur Schau stellt. Stolz zeigen sie dabei ihre Größe- O-Jeans oder wie dünn ihre Arme und Beine sind. Ein anderer Hashtag, #edrecovery, illustriert Szenen aus der Behandlung der Krankheit, wie zum Beispiel eine Zwangsernährung per Nasensonde. Wie immer ist es ein Kampf um die meisten Likes. Und der geht bei diesen Szenen in die Zehntausende – eins der Mädchen bekam beispielsweise für seine Zurschaustellung knapp 70 000 Likes.

Auch auf instagram und facebook gibt es solche Challenges, die Magersucht, Depressionen oder Selbstverletzungen verherrlichen – doch werden diese meist zügig gesperrt. Auch richten sich diese Netzwerke hauptsächlich an Erwachsene. TikTok jedoch ist für Nutzerinnen ab 13 Jahren geöffnet – doch sind die meisten wohl noch jünger, belegen die Recherchen von funk. Insgesamt hat die App allein in Deutschland rund 5,5 Millionen Nutzer, schätzt eine Auswertung für Werbekunden. Wie es aussieht, läuft der geheime Wettbewerb ungehindert weiter, denn TikTok verweist auf Anfrage lediglich auf Schutzmaßnahmen und eine Body-Positivy-Kampagne.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: www.tagesschau.de

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