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Männerhaut

MÄNNERKOSMETIK

Pflegeprodukte für den Mann müssen andere Anforderungen erfüllen als Kosmetika für Frauen. Nicht nur die Haut ist unterschiedlich. Auch die Erwartungshaltung, was Kosmetik leisten soll, ist bei Männern eine andere.

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Die Zeiten, in denen Männer die Kosmetik der Partnerin einfach mitbenutzten, sind schon länger vorbei. Immer häufiger verwenden sie ihre eigenen Produkte und haben genaue Vorstellungen, wie ihre Pflege auszusehen hat. Es gibt daher immer mehr Pflegeserien, die exakt auf die männlichen Bedürfnisse zugeschnitten sind.

Problemlösungsorientiert Auch wenn das „starke Geschlecht“ vermehrt zu kosmetischen Produkten greift – die Haltung zur Kosmetik entspricht in der Regel nicht der von Frauen. Während das Pflegeritual bei Frauen gerne etwas länger dauern darf und aus vielen unterschiedlichen Produktanwendungen bestehen kann, legt „Mann“ häufig gesteigerten Wert darauf, dass Kosmetika zielgerichtet, unkompliziert und schnell wirksam sind. Bei einem Duschgel beispielsweise, das für Haut und Haar gleichermaßen angewendet werden kann, greifen wohl Männer eher zu als Frauen. Sie erwarten darüber hinaus, dass die Produkte effektive Inhaltsstoffe enthalten und eine Funktion erfüllen, wie zum Beispiel reinigen, korrigieren, schützen oder glätten. Einfach nur „pflegen“ ist hingegen zu unspezifisch und wird seltener gewählt.

Typisch Mann Dass Herrenkosmetik sich deutlich von Kosmetik für Frauen unterscheidet, hat darüber hinaus aber noch einen physiologischen Grund: Die Haut von Männern und Frauen unterscheidet sich deutlich. Da die Oberhaut mehr Zellschichten hat und die Dermis mehr Kollagen enthält, ist Männerhaut etwa 20 Prozent dicker als Frauenhaut. Männerhaut hat ein gröberes Hautrelief, ist robuster und kommt daher mit Umweltbelastungen wie Sonne oder trockener Luft aus Klimaanlagen besser zurecht. Ein höheres Wasserbindungsvermögen lässt die Haut insgesamt fester und straffer erscheinen. Das erhält im Alter ein faltenfreies Aussehen. Auch ist der pH-Wert von Männerhaut geringer, ihr schützender Hydro-Lipidmantel ist stabiler und sie ist intensiver durchblutet.

Vor Sonne und UV-Strahlen schützt Männer häufig ein dunklerer Teint, denn ihre Oberhaut enthält im Durchschnitt mehr Melanin. Ein weiterer Unterschied: Die männliche Haut verfügt über mehr und größere Talgdrüsen, die zudem viel aktiver sind als bei Frauen. Männerhaut ist deshalb in der Regel fettiger und großporiger. Dagegen ist das Unterhautfettgewebe schwächer ausgebildet als bei Frauen, weshalb sich Männerhaut weniger zart und weich anfühlt. Auch das Bindegewebe sieht bei Männern anders aus: Die kollagenen und elastischen Fasern verlaufen über Kreuz, sodass die gesamte Struktur fester und nachgiebiger wird. Bei Frauen sind die Bindegewebsstränge dagegen fast parallel angeordnet.

Daher ist Cellulite für Männer zwar kein Thema, im späteren Alter aber Falten umso mehr. Bis etwa zum 30. Lebensjahr haben Männer eine deutlich straffere Haut als Frauen. Sie zeigt bis dahin kaum Falten, während Frauen schon mit Anfang 20 die ersten Knitterfältchen um die Augen bekommen können. Aber spätestens ab 35 macht Männerhaut wesentlich schneller schlapp: Die Produktion neuer Hautzellen verlangsamt sich, die Elastizität des Bindegewebes lässt rapide nach. Die Haut verliert nach und nach ihre Fähigkeit, genügend Feuchtigkeit zu binden.

Pflege für das dickere Fell Aufgrund dieser Besonderheiten benötigt Männerhaut eine andere Kosmetik, auch wenn sich die einzelnen Pflegeschritte nicht grundsätzlich von der weiblichen Pflegeroutine unterscheiden. Auch Männer sollten ihre Haut zunächst gründlich reinigen, bevor sie sie eincremen und mit weiteren Produkten pflegen – immer abgestimmt auf den jeweiligen Hauttyp. Die gesunde männliche Durchschnittshaut ist gut mit natürlichen Fetten versorgt. Fetthaltige Produkte sind in der Gesichtspflege daher eher selten vertreten. So wäre beispielsweise eine Pflegecreme für trockene Frauenhaut für die Mehrzahl der Männer viel zu fetthaltig.

In Folge würde die Haut glänzen, schwitzen und die Creme nicht einziehen. Die Creme könnte die Haut sogar „überfüttern“ und Unreinheiten hervorrufen. Statt reichhaltiger Rezepturen gibt es daher umso mehr Cremes, Lotionen oder Gele mit einem niedrigen Fettanteil. Leichte Emulsionen und tonisierende Gel-Cremes spenden vermehrt Feuchtigkeit, ziehen schnell ein und vermeiden Glanz auf der Haut. Durch tägliche Strapazen wie Rasur, Klimaeinflüsse und belastende Umweltstoffe, aber auch genetisch bedingt, kann Männerhaut trocken sein und sensibel reagieren. Seife trocknet diese Haut noch stärker aus. Auf alkoholhaltige After-Shave-Lotionen oder mentholhaltige Pflegeprodukte reagiert sie leicht gereizt. Dagegen sind Emulsionen wirkungsvoll, die die Haut mit einem Film überziehen, um eine übermäßige Wasserabgabe zu verhindern. Weitere geeignete Produkte sind beispielsweise feuchtigkeitsspendende Gel-Cremes.

Sensibelchen Dünne Haut kommt bei Männern hingegen sehr viel seltener vor als bei Frauen. Diese Haut reagiert auf Hitze und Kälte aber auch auf scharfes Rasierwasser oder Stress mit Flecken. Für diese Hauttypen wurden Balsame entwickelt, die bei regelmäßiger Anwendung die Haut beruhigen. Die geschmeidigen Formulierungen ziehen rasch in die Haut ein und hinterlassen keine sichtbaren Spuren, dafür ein angenehmes Hautgefühl. Unreine Haut neigt hingegen zu Rötungen, Mitessern und Pickeln und wirkt insgesamt sehr uneben und unruhig. Dieser Hautzustand ist entweder hormonell bedingt, wie beispielsweise in der Pubertät, oder die Folge von falscher oder mangelhafter Reinigung. Zur Pflege unreiner Männerhaut haben sich vor allem Gele bewährt.

Mit angenehm erfrischender Wirkung und völlig fettfrei klären und desinfizieren Hydro-Gele die Haut und gleichen Unebenheiten aus. Gleichzeitig spenden sie aufgrund ihrer wässrigen Struktur wohltuende Feuchtigkeit. Spezielle Inhaltsstoffe wirken antibakteriell und talgregulierend. Auch haben sich regelmäßige Peelings bewährt, die die Haut porentief von abgestorbenen Hautzellen und Schmutz befreien. Nur wenn die Haut bereits reifer, sehr trocken oder geschädigt ist, sollten leistungsfähigere Cremes mit speziellen Transportsystemen gewählt werden, die hochwirksame Aktivstoffe in tiefer gelegene Hautschichten schleusen. Diese Wirkstoffe, zum Beispiel Vitamine, Provitamine und Proteine, spenden langanhaltend Feuchtigkeit, revitalisieren die müde Haut und gleichen Defizite aus.

Die Haut wird zuverlässig vor schädigenden Umwelteinflüssen geschützt und die Zellen werden mit neuer Energie versorgt. Pflanzenextrakte wie beispielsweise aus der Aloe Vera, dem Ginkgobaum oder Jojobaöl unterstützen die Regeneration der Haut, versorgen sie mit der nötigen Pflege und verringern den Elastizitätsverlust. Vor lichtbedingter Hautalterung bewahren UV-Filtersysteme. So kann das Hautgefühl wieder spürbar verbessert werden. Trotz ihrer reichhaltigen Wirkstoffe fetten die Intensiv-Pflegeprodukte nicht und ziehen schnell ein. Sie werden nach der Reinigung aufgetragen oder in Kombination mit After-Shave-Gel oder After-Shave-​Balsam angewendet.

Den Artikel finden Sie auch in unserem Sonderheft „Kosmetik – Anti-Aging“ 2019 ab Seite 38.

Birgit Huber, IKW (Industrieverband Kosmetik und Waschmittel e.V.)

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