Wer unter einem Reizdarmsyndrom leidet, hat oft mit Verstopfung, Blähungen, Durchfall und Schmerzen zu kämpfen. © dragana991 / iStock / Getty Images Plus

Reizdarmsyndrom | Therapie

KRANKHEIT MIT VIELEN GESICHTERN

Probleme beim Stuhlgang, Bauchschmerzen oder Blähbauch,? Alle diese Symptome können auf einen Reizdarm hinweisen. So unterschiedlich die Symptome, so unterschiedlich dann auch letztlich die Therapie.

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Für die Krankheit Reizdarmsyndrom gibt es eine gemeinsame S3-Leitlinie „Reizdarm“ der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Mobilität (DGNM), die sich aber derzeit in Überarbeitung befindet. Laut der bisherigen Definition liegt ein solches Krankheitsbild vor, wenn drei Kriterien erfüllt sind. Ein Kriterium sind chronische Schmerzen wie Bauchschmerzen und Blähungen, die dann als solche angesehen werden, wenn sie länger als drei Monate bestehen. Da die Lebensqualität der Betroffenen stark eingeschränkt ist, wird dies ebenfalls als Kriterium genannt. Zu guter Letzt dürfen keine für andere Krankheitsbilder relevanten Veränderungen vorliegen, die möglicherweise die Symptome verursachen.

Bei einer Therapie ist es das ausdrückliche Ziel, die Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Bei den Maßnahmen wird der Fokus vor allem auf die Ernährungsumstellung, Medikamente und Psychotherapie gesetzt. Bei der Behandlung mit Medikamenten gibt es keine einheitliche Vorgehensweise, da nicht jede Therapiemaßnahme bei jedem Symptom gleichermaßen passt. Die Leitlinie nennt als Leitsymptome für die Behandlung Schmerzen, Diarrhö, Obstipation und Blähungen.

Stehen die Schmerzen bei der Therapie im Fokus, können als Behandlungsmaßnahme Spasmolytika wie Butylscopolamin oder Mebeverin eingesetzt werden. Auch die Gabe von Pfefferminzöl-Präparaten ist möglich. Zudem empfiehlt die Leitlinie trizyklische Antidepressiva und selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) wie Fluoxetin und Citalopram; ebenso Probiotika, Phytopharmaka wie STW-5 (Iberogast®) und lösliche Ballaststoffe. Als nicht empfehlenswert stehen in der Leitlinie klassische Analgetika wie Acetylsalicylsäure, Paracetamol, nicht steroidale Antirheumatika und Metamizol. Gleiches gilt für Opioide und Opioid-Agonisten.

Leiden die Betroffenen unter einer Diarrhö, empfiehlt die Leitlinie Loperamid. Da es für Racecadotril keine ausreichende Datenlage gibt, wird dies in der Leitlinie nicht empfohlen. Als hilfreich werden hingegen Cholestyramin, lösliche Ballaststoffe oder Probiotika angesehen, ebenso wie Phytopharmaka (STW-5, Pfefferminzöl-Präparate) oder Spasmolytika.

Steht das Symptom Verstopfung im Vordergrund, wird eine Therapie mit wasserlöslichen Ballaststoffen wie Flohsamenschalen versucht. Neben Macrogol kann man es auch mit anderen osmotischen oder stimulierenden Laxanzien probieren. Als weitere Maßnahmen werden Probiotika, Phytopharmaka (STW5) und Spasmolytika genannt. In therapierefraktären Fällen kann ein Versuch mit Prucaloprid unternommen werden.

Für die meisten Reizdarmsyndrom-Betroffenen werden Blähungen als beeinträchtigendes Syndrom aufgefasst. Probiotika, Phytopharmaka, Ballaststoffe und Spasmolytika können zu einer Besserung führen. In therapierefraktären Fällen kann ein Versuch mit dem nicht resorbierbaren Antibiotikum Rifaximin versucht werden. Keine ausreichende Datenlage zu Blähungen bei Reizdarmsyndrom liegt bislang für Entschäumer wie Simeticon oder Dimeticon vor. Allerdings ist es aufgrund von positiven Effekten auf das Symptom in Studien bei Dyspepsie und akuter Enteritis möglich, einen Behandlungsversuch zu starten.

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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