Ein Lavendelfeld bei Tag
Nicht alle Heilpflanzen werden kultiviert wie der Lavendel. © jk78 / iStock / Getty Images Plus

Klimapolitik | Medizin

KLIMAWANDEL BEDROHT HEILPFLANZEN-BESTAND

Aktuelle Prognosen gehen von einer deutlichen Zunahme der Wetterextreme aus, was nicht nur zu Ernteausfällen führen, sondern auch die Gesundheit der Menschen weltweit belasten wird. Ein internationales Forscherteam mahnt nun auch, an bedenkliche Konsequenzen für Heilpflanzen zu denken.

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Nach wie vor besitzen Heilpflanzen eine große Bedeutung für die globale menschliche Gesundheit: Bei uns häufig als pflanzliche Alternative betitelt, nehmen arzneilich wirksame Pflanzen vor allem in Regionen, in denen westlich orientierte Medizin nicht konstant erhältlich ist, einen sehr hohen Stellenwert ein. Und genauso wie der Bestand solcher Pflanzen, die vorrangig der Ernährung dienen, im Falle eines ungebremsten Klimawandels bedroht sein wird, prognostiziert ein internationales Autorenkollektiv aus den USA, Australien und Europa Konsequenzen für Heilpflanzen.

So sollen laut der Experten nicht nur der Pflanzenbestand, sondern auch deren Charakteristika durch Klimaveränderungen beeinflusst werden. Niederschlag und Temperatur nehmen Einfluss auf das Wachstum und die Widerstandsfähigkeit der Pflanze gegenüber Schädlingen. Aber auch über die Pflanzen, die in der Umgebung der Heilpflanzen wachsen, was zu Änderungen im Mikroklima beitragen kann. Denn viele Pflanzen benötigen für optimalen Wuchs bestimmte „Nachbarn“, die beispielsweise Wärme in der Nacht oder Wasser speichern, Schatten spenden oder Schädlinge fernhalten. Durch klimatische Veränderungen könnten auch Krankheitserreger und Schädlinge bessere Vermehrungsbedingungen vorfinden, sowie sich neue Erreger ausbreiten. Auch die Zusammensetzung der Droge könnte stärker schwanken, denn klimatische Bedingungen sind maßgeblich an der Ausbildung sekundärer Inhaltsstoffe beteiligt, die Teil der pharmakologischen Wirkung einer Droge sind. Daher sind nicht nur die Entwicklung des Bestands an sich, sondern auch die Qualität und letztlich auch die Sicherheit der geernteten Drogen kritisch zu sehen. Hinzu kommt, dass der Großteil der Heilpflanzen aus Wildsammlungen gewonnen und nicht nachhaltig angebaut wird. Das ist per se schon problematisch zu sehen, denn viele Arten gelten bereits als bedroht. Doch wird durch den dazukommenden Klimawandel die Problematik noch beschleunigt.

Daher empfiehlt das Kollektiv sich intensiver um einen lokalen Anbau zu bemühen, zertifiziertes Handelsmaterial zu bevorzugen und die Ernte sowie den Vertrieb nachhaltiger zu gestalten. Das Ziel sollte sein, traditionelles Wissen und den Bestand der Heilpflanzen zu sichern, sodass auch in Zukunft pflanzliches Material für arzneiliche Zwecke verfügbar sein wird. Der Klimawandel müsse eingedämmt werden. Und das nicht nur, aber eben auch unter Berücksichtigung des Arzneipflanzenerhalts.

Farina Haase,
Apothekerin/Redaktion

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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