Vor allem für Kinder- und Jugendliche stellt die Belastung mit Luftschadstoffen eine Gesundheitsgefährdung dar. © Ulianna / iStock / Getty Images Plus

Kindergesundheit | Feinstaub und Stickstoffoxide

KINDERGESUNDHEIT DURCH FEINSTAUB UND STICKSTOFFDIOXID GEFÄHRDET

Die Debatte darüber, ob die Luftverschmutzung durch Feinstaub jetzt gesundheitsgefährdend ist oder nicht, ist immer noch in vollem Gange. Die Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin e.V. (GPA) distanziert sich nun von der Stellungnahme durch Prof. Köhler und 112 Lungenfachärzte, wonach die Luftschadstoffe NOx und Feinstaub gar nicht so schlimm sind.

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Vielmehr unterstützt die Gesellschaft die Stellungnahmen der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP), der European Respiratory Society (ERS), des internationalen Forums der pneumologischen Fachgesellschaften (FIRS) und der World Health Organisation (WHO), die eine enorme Gesundheitsgefährdung für Menschen, vor allem für Kinder- und Jugendliche in der Belastung mit Luftschadstoffen sehen.

Die Kinder- und Jugendärzte, Kinderpneumologen, Allergologen und Umweltmediziner beziehen in der laufenden Debatte klar Position: Kinder sind die zukünftigen Erwachsenen von morgen, Schädigungen ihrer in Wachstum und Reifung befindlichen Organe können teilweise zeitlebens nicht mehr wettgemacht werden. Diese Aussagen gelten in Kenntnis vieler aktueller Untersuchungen, die meisten davon sind in der WHO-Publikation „Luftverschmutzung und Kindergesundheit“ vom Oktober 2018 erfasst. Studien mit Kindern belegen zum Beispiel, dass schon NO2– Konzentration größer 20 µg/m³ in der Außenluft zu vermehrten Hospitalisierungen wegen schweren unteren Atemwegsinfektionen führen, die Folgeerkrankungen der Lunge und Atemwege verursachen. Zudem erhöht die Exposition mit Luftschadstoffen das Risiko von Kindern, Asthma zu entwickeln. Eine kürzlich in Südengland veröffentlichte Studie erfasste die Belastung mit Luftschadstoffen wie Feinstäuben und NO2 bei Babys, die in ihren Kinderwägen an viel befahrenen Straßen entlang geschoben werden mit dem Resultat, dass diese bis zu 60 Prozent mehr Schadstoffe inhalierten als begleitende Erwachsene. Dies kann sich auch auf die neurologische Entwicklung negativ auswirken, wie die WHO-Publikation anhand weiterer Studien nachweist.

Daher ist es ihnen ein wichtiges Anliegen, aus Gründen des vorbeugenden Gesundheitsschutzes auf die Forderung nach strikter Einhaltung der rechtlich verbindlichen EU-Grenzwerte für Feinstaub und Stickoxid zu bestehen. Zudem sind sie der Ansicht, dass diese Werte in den kommenden Jahren weiter gesenkt werden müssen, um den Gesundheitsschutz zu gewährleisten.

In Synopsis der eindeutigen wissenschaftlichen Datenlage, die zeigt, dass Luftschadstoffe die Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen gefährden, lehnen wir die undifferenzierte Stellungnahme der Kollegen ab. Denn die Fachgesellschaften haben auch die methodische Kritik an der Festlegung von Grenzwerten widerlegt und halten die Behauptung, dass Luftschadstoffe keine gesundheitliche Auswirkung haben, in keiner Weise für begründet. Die öffentliche Verleugnung einer erdrückenden Datenlage verletzt nach Auffassung des Vorstandes der GPA e.V. die Grundlagen wissenschaftlichen Diskurses und ärztlichen Handelns.

Am 30. 1.2019 verfasst von Dr. med. Thomas Lob-Corzilius und PD Dr. med. Tobias Ankermann und konsentiert mit dem Vorstand der GPA e.V. Literatur bei den Verfassern

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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