Ein Kind, das Coronaviren mit bösem Gesichtsausdruck malt aus der Vogelperspektive.
Sorgen, Ängste und Schmerzen haben während der Krise auch bei Kindern zugenommen. © coscaron / iStock / Getty Images Plus

Belastung | Psychologie

KINDER LEIDEN UNTER DER PANDEMIE

Durch eine Studie fand man heraus, dass fast jedes dritte Kind ein knappes Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland psychische Auffälligkeiten zeigt. Sorgen und Ängste, depressive Symptome und psychosomatische Beschwerden wie Kopf- oder Bauchschmerzen sind verstärkt zu beobachten.

Seite 1/1 2 Minuten

Seite 1/1 2 Minuten

Laut der Leiterin der Studie, Professor Dr. Ulrike Ravens-Sieberer von der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), gab es vor der Coronakrise lediglich bei zwei von zehn Kindern das Risiko für psychische Auffälligkeiten. Das zeigen Ergebnisse der sogenannten COPSY-Studie. An dieser nahmen von Mitte Dezember bis Mitte Januar mehr als 1000 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 7 und 17 Jahren und mehr als 1600 Eltern mittels Online-Fragebogen teil. Mehr als 80 Prozent der Befragten hatten bereits bei der ersten Befragung im Juni vergangenen Jahres Antworten abgegeben.

Die UKE-Forscher verglichen die Ergebnisse der beiden Studien mit den erhobenen Daten vor der Corona-Krise:

Vor der Coronakrise empfanden drei von zehn Kindern ihre Lebensqualität als gemindert, im Juni sechs von zehn und jetzt sogar sieben von zehn Kindern. 85 Prozent der Befragten spüren aufgrund der Pandemie seelische Belastungen, während es im Juni noch 71 Prozent waren. Auch Homeschooling wird zu einer immer größer werdenden Bürde: Die Schüler empfinden den Unterricht von Zuhause aus inzwischen als viel anstrengender als noch im Frühsommer.

Die Studienergebnisse zeigen auch, dass Kinder und Jugendliche mehr mit den Eltern streiten. „Die Familien geben sich wirklich große Mühe, alles unter einen Hut zu bekommen“, sagte Ravens-Sieberer mit Blick auf Homeschooling und Arbeitsbelastung. Eltern bräuchten dringend eine Perspektive und Unterstützung:

Die Eltern sind am Anschlag.

Da Schule derzeit nur eingeschränkt möglich ist, sollte es beim Homeschooling nicht nur um Lernerfolge gehen. Auch der Kontakt zu den Kindern sollte erhalten bleiben. Sie benötigen Zuspruch und Motivation. Ein weiteres Problem der Pandemie ist, dass die Ernährung ungesünder wurde, der Konsum von Süßigkeiten zugenommen hat und viele Kinder keinen Sport mehr treiben. Angestiegen ist auch der Medienkonsum.

Trotz allem wolle die Studienleiterin die Ergebnisse der zweiten Befragung nicht „überdramatisieren“, denn:

Nicht jede psychische Auffälligkeit wird zur psychischen Störung. Aber wir müssen sie sehr ernst nehmen.

Eine weitere Studie des UKE, in der es um Misshandlung und Vernachlässigung von Kindern geht, zeigt: Deutsche Kliniken registrierten im März und April 2020 deutlich weniger Fälle von Kindeswohlgefährdungen als im Vorjahreszeitraum. Daher gehen Wissenschaftler von einer gestiegenen Dunkelziffer aus. „Kinder haben in Zeiten der sozialen Isolation weniger Möglichkeiten, Hilfesignale zu senden“, sagte Dr. Jo Ewert, Kinderschutzkoordinator in der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin des UKE.

Generell lässt sich sagen, dass die seelischen Belastungen und Bedürfnisse von Familien und Kindern während der Pandemie gewachsen sind und stärker berücksichtigt werden müssen.

Sabrina Peeters,
Redaktionsvolontärin

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

×