Eine volle Brieftasche ist verlockend – doch der Großteil der Finder ist ehrlich und gibt eine volle Börse lieber ab. © dragana991 / iStock / Getty Images Plus

Good News der Woche | Ehrlichkeit

JE VOLLER DIE BRIEFTASCHE, UMSO EHER WIRD SIE ABGEGEBEN

An dieser Stelle möchten wir künftig jede Woche eine neue Good News vorstellen. Oft schockieren uns Nachrichten, Negatives erhält mehr Aufmerksamkeit als Schönes. Das erweckt bei vielen der Eindruck, die Welt sei nur schlecht und kein schöner Ort – teilweise wird die Weltlage dadurch düsterer eingeschätzt als sie eigentlich ist. Doch täglich passieren positive Dinge, kleine wie große Hoffnungsschimmer, von denen wir ab sofort berichten wollen.

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Ein internationales Experiment – mit Ergebnissen aus 40 Ländern und mit mehr als 17 000 „verlorenen“ Brieftaschen – zeigte, dass ein Finder umso ehrlicher reagierte, je mehr Geld sich im Portemonnaie befand. Obwohl die meisten Menschen eher der Meinung sind, dass gerade Geld einfach eingesteckt wird, scheint genau das Gegenteil der Fall zu sein. Getestet wurde dies mit Brieftaschen, die Bargeld enthielten und solchen, die nur mit Karten und Schlüssel bestückt waren. In nahezu allen Ländern wurden häufiger die Brieftaschen voller Geld zurückgegeben.

„Ohne Ehrlichkeit werden Versprechen gebrochen, Verträge nicht eingehalten, Steuern bleiben unbezahlt und Regierungen werden korrupt“, erklären Alain Cohn von der University of Michigan in Ann Arbor und seine Kollegen, die das Experiment durchführten. Das bekommen wir schon von Kindheit eingebläut: „Was du nicht willst, dass man dir tu’, das füg auch keinem andern zu“ – ein Sprichwort, das sich aus einer klassischen Ethik-Regel ableitet. Denn wenn man sich ehrlich gegenüber anderen verhält, so wird man selbst auch fair behandelt, so die Denkweise. Im Alltag trifft das aber nicht immer zu: Notlügen, Kriminalität, Egoismus – „Das Selbstinteresse dominiert fast immer über die Sorge um das Wohlergehen anderer“, sagen die Forscher. Daher überraschte das Ergebnis.

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Daher erhöhten die Forscher die Geldsumme in einem kleineren anschließenden Experiment noch einmal, doch: „Die Rückgaberaten in allen drei Ländern stiegen sogar noch weiter, wenn eine substanzielle Geldmenge enthalten war“, berichten Cohn und seine Kollegen. Und hier die Zahlen: Ohne Geld wurden im Schnitt 46 Prozent der Brieftaschen zurückgegeben, mit wenig Geld 61 Prozent und mit viel Geld 72 Prozent. Könnte das an Kameras oder anwesenden Menschen beim Fund liegen? Die Auswertungen sagen nein. Die Forscher gehen vielmehr vom Effekt der „psychologischen Kosten“ aus. „Menschen wollen sich als ehrliche Personen sehen, nicht als Diebe. Ein gefundenes Portemonnaie zu behalten, führt dazu, dass man sein Selbstbild anpassen muss, was mit psychologischen Kosten verbunden ist“, erklärt Co-Autor Michel Maréchal von der Universität Zürich. Das eigene Selbstbild ist den meisten also doch wichtiger als Geld.

Farina Haase,
Apothekerin/Redaktion

Quelle: www.wissenschaft.de

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