5 Spielkarten werden vom Tisch angehoben. Sie zeigen Herz-Zehn bis Herz-Ass in einer Reihe.© EzumeImages / iStock / Getty Images Plus
Zur Vorhersage der Grippevirus-Stämme für den Impfstoff gehört viel Wissenschaft und ein bisschen Glück.

Influenza

WIE GUT DER GRIPPEIMPFSTOFF LETZTE SAISON WIRKTE UND WAS 23/24 DRINSTECKT

Passt er oder Passt er nicht? Der Impfstoff gegen Influenza wird jedes Jahr auf spezifische Stämme hin produziert, bevor die Infektionswelle überhaupt beginnt – viel Wissenschaft und ein bisschen Glücksspiel.

Seite 1/1 3 Minuten

Seite 1/1 3 Minuten

Jedes Jahr lösen andere Varianten des Grippevirus die Infektionswelle aus. Da die Pharmafirmen die Impfstoffe aber schon vor der Grippesaison produzieren müssen, können sie die Vakzinen nur durch Prognosen und Hochrechnungen an die kommenden Virenstämme anpassen. Meist gelingt das gut, manchmal zirkulieren aber auch andere Varianten als vorhergesagt.

Der Grippeimpfstoff der beendeten Grippewelle 2022/2023 bot einen recht hohen Schutz, wie Daten aktuelle Daten zeigen. Außerdem hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits die Zusammensetzung für die kommende Saison herausgegeben.

Daten zum Grippeimpfschutz 2022/2023: Fallzahlen in den USA

Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention) teilt mit, dass die WHO-Empfehlung zum Grippeimpfstoff für die zurückliegende Saison gut gepasst habe. Sie schreibt: „Die diesjährigen Grippeimpfstoffe verringerten das Risiko einer Krankenhauseinweisung wegen Influenza A bei Kindern um fast drei Viertel und bei Erwachsenen um fast die Hälfte.“ Auch das Risiko für eine symptomatische Influenza-Infektion sank um 71 Prozent.

In den USA dominierten Influenza-A(H3N2)-Viren: Sie verursachten rund 75 Prozent der Infektionen. Bei H3-Stämmen hatte die Impfung in den letzten zehn Jahren Älteren und Immunsupprimierten keinen ausreichenden Schutz geboten. In dieser Saison aber verhinderte sie grippebedingte Hospitalisierungen bei Personen über 65 Jahre zu 35 Prozent und bei Immungeschwächten zu 44 Prozent. Das sei ermutigend, so CDC-Grippeexperte Brendan Flannery.

Daten zum Grippeimpfschutz 2022/2023: Laborergebnisse aus Deutschland

Schon im Januar erklärte das Robert Koch Institut (RKI) die Grippewelle in Deutschland für beendet. Auch hier dominierten H3N2-Stämme: Laut Wochenbericht der Arbeitsgemeinschaft Influenza des RKI machten sie sogar 87 Prozent der Nachweise aus.

Um die Wirksamkeit des Impfstoffs zu beurteilen, testet die Arbeitsgemeinschaft Influenza ihn in Hämagglutinations-Hemmtests. Alle isolierten Influenza-A(H3N2)-Viren wurden vom Referenzserum sehr gut erkannt.

Hämagglutinations-Hemmtest: Was ist das?
Grippeviren haben die Eigenschaft, Blut verklumpen zu lassen (Hämagglutination). Liegen Antikörper gegen die Viren vor, klumpt das Blut jedoch nicht – die Viren wurden inaktiviert. Der Hämagglutinations-Hemmtest weist also spezifische Antikörper nach.

Das RKI hat dazu zunächst mit dem Impfstoff ein Referenzserum geschaffen. Es richtet also Antikörper gegen die Virusstämme, die in der Vakzine enthalten sind. An diesem Referenzserum werden dann die tatsächlich grassierenden Erreger getestet. Wird die Hämagglutination gehemmt, bedeutet das, dass die zirkulierenden Virenstämme mit denen aus der Impfung übereinstimmen.

Das wird der Grippeimpfstoff 2023/2024

Jedes Jahr im Frühling legt die WHO fest, welche Virusstämme der Influenzaimpfstoff für die Nordhalbkugel im kommenden Herbst enthalten soll. Der diesjährige Impfstoff wird sich kaum von dem der letzten Grippesaison unterscheiden. Das sind die Empfehlungen:

Tetravalente eibasierte Grippeimpfstoffe:

  • A/Victoria/4897/2022(H1N1)pdm09-Virus
  • A/Darwin/9/2021(H3N2)-Virus
  • B/Austria/1359417/2021(B/Victoria lineage)-Virus
  • B/Phuket/3073/2013(B/Yamagata lineage)-Virus

Tetravalente Zellkultur-basierte Grippeimpfstoffe:

  • A/Wisconsin/67/2022(H1N1)pdm09-Virus
  • A/Darwin/6/2021(H3N2)-Virus
  • B/Austria/1359417/2021(B/Victoria lineage)-Virus
  • B/Phuket/3073/2013(B/Yamagata lineage)-Virus

Trivalente eibasierte Grippeimpfstoffe:

  • A/Victoria/4897/2022(H1N1)pdm09-Virus
  • A/Darwin/9/2021(H3N2)-Virus
  • B/Austria/1359417/2021(B/Victoria lineage)-Virus

Trivalente Zellkultur-basierte Grippeimpfstoffe:

  • A/Wisconsin/67/2022(H1N1)pdm09-Virus
  • A/Darwin/6/2021(H3N2)-Virus
  • B/Austria/1359417/2021(B/Victoria lineage)-Virus

Wer sollte sich gegen Grippe impfen lassen?
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Influenza-Impfung
● für Personen ab 60 Jahren (sie sollen einen angepassten Impfstoff erhalten),
● für Schwangere ab dem 2. Schwangerschaftsdrittel, bei Grunderkrankungen schon von Beginn der Schwangerschaft an,
● für Risikogruppen, (Immunschwäche, chronische Atemwegskrankheiten, Herz- oder Kreislaufkrankheiten, Leber- oder Nierenkrankheiten, Diabetes oder andere Stoffwechselkrankheiten und neurologische Erkrankungen, wenn Infektionen Schübe triggern)
● sowie deren Haushaltsangehörige und Betreuer*innen,
● für Bewohner*innen von Alters- oder Pflegeheimen und
● für Personen mit erhöhter beruflicher Gefährdung (medizinisches Personal oder viel Publikumsverkehr).

Quellen:
https://www.cdc.gov/flu/spotlights/2022-2023/flu-vaccine-protection.htm
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/so-gut-wirkte-die-grippeimpfung-in-dieser-saison-138817/
https://influenza.rki.de/Wochenberichte/2022_2023/2023-07.pdf
https://www.who.int/news/item/24-02-2023-recommendations-announced-for-influenza-vaccine-composition-for-the-2023-2024-northern-hemisphere-influenza-seasonhttps://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/Influenza/FAQ01.html

×