Eine junge Frau im Supermarkt trägt eine chirurgische Maske und Einmalhandschuhe.
Supermarkt- oder Apothekenkunden, die Handschuhe tragen, sieht man derzeit häufig. Aber ist das überhaupt sinnvoll? © kzenon / iStock / Getty Images Plus

Schutzausrüstung | Infektionsschutz

HANDSCHUHE - SCHUTZ ODER KEIMSCHLEUDER?

Um sich vor einer Ansteckung mit SARS-CoV-2 zu schützen, tragen derzeit viele Menschen Einmalhandschuhe, wenn sie sich in der Öffentlichkeit bewegen. Experten bewerten diesen Trend kritisch.

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Bereits Anfang April hatte Dr. Marc Hanfeld, Facharzt für Allgemeinmedizin und Anästhesie, sich auf Twitter über das Tragen von Einmalhandschuhen geäußert: "Hört auf, medizinische Handschuhe in der Öffentlichkeit zu tragen. Das ist eine hygienische Sauerei großen Ausmaßes." Auch die Verbraucherzentrale Hamburg warnt, die Handschuhe würden dem Träger ein falsches Gefühl von Sicherheit vermitteln. Dabei werden sie bei längerem Tragen zunehmend kontaminiert. Fasst der Träger sich dann ins Gesicht, ist die Infektionsgefahr umso größer. Außerdem wird das Material porös, die unsichtbaren Löcher machen den scheinbaren Schutz zunichte. Hinzu kommt - das kennen Sie aus der Apotheke bestimmt - das vermehrte Schwitzen in den Gummihandschuhen, welches die natürliche Hautbarriere schädigt. Auch Allergien gegen das Material sind möglich.

Auch den Umweltaspekt sollte man nicht außer Acht lassen. Einmalhandschuhe sind ein Wegwerfprodukt und zudem nicht recycelbar. Das Latex wird aus Gummibäumen gewonnen, die in großen Monokulturen in Asien angebaut werden, wofür oftmals Regenwälder abgeholzt werden. Die dort verwendeten Pestizide bedrohen die heimische Fauna. "Einmalhandschuhe sind für den alltäglichen Gebrauch wenig sinnvoll. Sie können allergische Reaktionen auslösen, strapazieren die Haut und verursachen unnötigen Müll. Schutzhandschuhe sollten dem medizinischen Personal vorbehalten bleiben", schließt die Verbraucherzentrale daraus.

Vor und nach dem Tragen von Einmalhandschuhen müssen die Hände desinfiziert werden. "Würde schätzen, das machen mindestens 50 Prozent des Gesundheitspersonals falsch. Nicht-Profis wohl zu 99 Prozent", schätzt Hanfeld, "Im medizinischen Alltag sind sie zur Reduktion größerer Verunreinigungen, zum Beispiel durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten gedacht." Das Vorbeugen von Virusinfektionen gehört demnach nicht zum Anwendungsgebiet von Handschuhen.

Gesa Van Hecke,
PTA und Redaktionsvolontärin

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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