© DIE PTA IN DER APOTHEKE
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Schon mal da gewesen?

GESCHICHTE EINER SEUCHE

Als „Schwarzer Tod“ hat sich die Pest tief im kulturellen Gedächtnis der Menschheit verankert. Das Museum für Archäologie des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe widmet sich mit „Pest!“ einer Krankheit, die die Menschen wie keine andere geprägt hat.

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Was ist die Pest? Welche Gegenmaßnahmen haben die Menschen früher ergriffen? Ist die Pest heute ausgerottet? Diese und weitere Fragen beantwortet die neue Sonderausstellung in einer Reise durch die Geschichte dieser Krankheit. Archäologische Funde sowie Objekte der Kunst- und Kulturgeschichte zeichnen den Weg der Pest von der Steinzeit bis in die Gegenwart. Anschauliche Wachsmodelle und Medienstationen laden Besucher jeden Alters zum Entdecken ein.

Beleuchtung von allen Seiten In der Ausstellung folgen die Besucher der Seuche quer durch alle Epochen der Menschheitsgeschichte. Die ältesten Exponate sind jungsteinzeitliche Steinwerkzeuge aus einem Grab bei Augsburg, dessen Tote nachweislich mit der Pest infiziert waren. Über babylonische Tontafeln der Bronzezeit führt die Reise in die erste große Pandemie im frühen Mittelalter, die sogenannte Justinianische Pest, als die Seuche vom Mittelmeerraum bis zur Nordsee wütete. Die Sonderausstellung biete aber mehr als eine Zeitreise.

„Wir beleuchten die Geschichte der Pest von ganz unterschiedlichen Seiten“, sagt Museumsleiterin Dr. Doreen Mölders. Als im Mittelalter die Seuche Mitte des 14. Jahrhunderts ganz Europa erfasste, wurden vielerorts Juden verantwortlich gemacht und verfolgt. Aus dieser Zeit stammen zahlreiche Schatzfunde, die sich jüdischen Besitzern zuweisen lassen und in der Angst vor Pogromen angelegt wurden. Exemplarisch zeigt das LWL-Archäologiemuseum unter anderem den Schatzfund aus dem Stadtweinhaus von Münster.

Wissenschaft hautnah Erst im Jahr 1894 gelang es Alexandre Yersin, ein Bakterium als Pest-Verursacher zu identifizieren, das in der Folge nach ihm benannt wurde: Yersinia pestis. Unter einem Mikroskop können sich die Besucher echte, aber unschädlich gemachte Pestbakterien ansehen. Die Symptome der Pest verdeutlichen historische Wachsmodelle: Schwellungen, schwarzblaue Beulen und abgestorbenes Gewebe. Für Westfalen ergibt sich übrigens ein besonderer Bezug zur Pest: Einer der wenigen erhaltenen und bekannten Pestfriedhöfe findet sich im Wünneberger Stadtteil Leiberg.

Für die Ausstellung wurde eine Kopie des steinernen Kreuzes angefertigt, das auf dem Pestfriedhof heute noch an den Ausbruch von 1635 erinnert. Das LWL-​Museum für Archäologie bietet zur Sonderausstellung „Pest!“ ein breites Rahmenprogramm an: Lesungen, eine lange „Pest-Nacht“ und Filmabende. Erwachsene zahlen sechs Euro Eintritt, für Kinder und Jugendliche bis 17 Jahren sowie Schüler*innen ist der Eintritt frei. Die Ausstellung läuft noch bis zum 10. Mai 2020.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 01/20 auf Seite 81.

KONTAKT
LWL-Museum für Archäologie
Westfälisches Landesmuseum
Europaplatz 1
44623 Herne

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