Frau mit Händen vor dem Gesicht © Koldunov / iStock / Getty Images
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ES KANN JEDE TREFFEN!

Es kann jede Frau treffen und hat nicht zwingend etwas mit falscher Hygiene zu tun. Aber – besonders unangenehm – die bakterielle Vaginose ist oft auch für die Umwelt wahrnehmbar. Was ist das genau?

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Diese mikrobiologische Störung des Scheidenmilieus befällt rund 20 Prozent der geschlechtsreifen Frauen. Da sie durch Bakterien verursacht wird, trägt sie den Namen „bakterielle Vaginose“. Wie Sie auf SL01/Erkrankungen/Bakterielle Vaginose erfahren, wird sie auch als Gardnerellen-Infektion bezeichnet, da die Erreger unter anderem Gardnerella vaginalis sind. Auch der Begriff „Aminkolpitis“ wird verwendet, der sich aus den Wörtern „Amine“ als Hinweis auf eine durch eiweißzersetzende Gardnerellen entstandene Amin- oder Ammoniakverbindung und „Kolpitis“ für „Scheidenentzündung“ zusammensetzt. Ferner verwenden Mediziner die Bezeichnung „Haemophilus-vaginalis-Infektion“. „Haemophilus“ ist ein in den Schleimhäuten von Menschen und Tieren lebendes Bakterium, das Erkrankungen auslösen kann.

Bakterielle Vaginose – was ist das? Jede Frau hat in ihren Schleimhäuten eine Vielzahl unterschiedlicher Bakterien, die für die Aufrechterhaltung der chemischen und mikrobiologischen Abläufe zuständig sind. Sie gehen gegen schädliche Bakterien und Einwirkungen von außen vor und sorgen für ein mikrobielles Gleichgewicht in der Schleimhaut der Scheide. Unter gesunden Umständen gibt es keinerlei Beschwerden und Unregelmäßigkeiten.

Leidet eine Frau unter bakterieller Vaginose, ist diese natürliche Balance gestört. SL02/Suche Bakterielle Vaginose beschreibt die Situation so, dass verschiedene Bakterien die Chance bekommen, sich übermäßig zu vermehren. Damit kommt es zu einem Ungleichgewicht, das mit unangenehmen Symptomen einhergeht. Wie der Name bereits andeutet, ist es keine Pilzerkrankung (Candidose/Mykose) und auch keine sexuell übertragbare Krankheit. Es han- delt sich um eine unspezifische Infektion, da mehrere Erreger infrage kommen. Bei nur einem Erreger spricht man von einer spezifischen Infektion.

Verursacht die Erkrankung Schmerzen? Gleich vorweg: In circa 50 Prozent der Fälle verläuft die bakterielle Vaginose körperlich beschwerde-, sprich schmerzfrei. Nur in Extremfällen wurde regelrechtes körperliches Leid beobachtet. Die üblicherweise vorkommenden Symptome sind, wie Sie auch unter SL03/Suche Vaginose studieren können, vermehrter vaginaler, dünnflüssiger, grauer Ausfluss, der sauer bis fischig riechen kann. Nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr kann dieser Geruch sogar noch durch die in der Prostata produzierte Spermienflüssigkeit oder in Verbindung mit Regelblut deutlich verstärkt werden. Ferner treten Nässegefühl, Juckreiz oder in starken Fällen Schmerzen beim Geschlechtsverkehr auf.

Wie entsteht eine Vaginose? SL04/Suche Vaginose erläutert, dass es bei der Entstehung der bakteriellen Vaginose auf verschiedene Faktoren ankommt. Das bereits erwähnte Scheidenmikrobiom, also alle Kleinstorganismen, und hier hauptsächlich die Bakterien, setzt sich zu einem Großteil aus Laktobazillen, den nach ihrem Entdecker bezeichneten Döderlein-Stäbchen, zusammen. Wie der Name „Laktobazillen“ vermuten lässt, produzieren sie Milchsäure und sind für die Senkung des pH-Wertes auf ungefähr 3,8 bis 4,4 zuständig.

Dieser Wert ist wichtig, um vor Krankheitserregern zu schützen, was auch SL05/Krankheiten/Bakterielle Vaginose beschreibt. Die häufigsten, an- aerob lebenden Erreger dieser Erkrankung sind die Gardnerella vaginalis, die sich im Akutfall massiv vermehren. In Studien wurde festgestellt, dass sie ihr Vorkommen binnen kurzer Zeit verhundertfachen können. Die Laktobazillenanzahl nimmt indes parallel dazu ab. Auch die Ethnien der Frauen spielen für das Auftreten der bakteriellen Vaginose eine Rolle. So fand man heraus, dass besonders Afroamerikanerinnen, gefolgt von Mexikanerinnen darunter leiden.

Gibt es besondere Ursachen? Das Risiko, an bakterieller Vaginose zu erkranken, kann durch steuerbare Einflüsse erhöht werden. So scheinen chronischer Stress, Rauchen, Piercings, übertriebene und falsche Hygiene und häufig wechselnde Sexualpartner eine Rolle zu spielen. Auch hormonelle Veränderungen im Körper, wie zum Beispiel eine Schwangerschaft, können den Nährboden für die Entwicklung der krankheitsauslösenden Bakterien sein. SL06/Suche Vaginose beschreibt in mehreren Berichten die Ursachen, so zum Beispiel, dass auch der Mann bei der Entstehung der Vaginose eine Rolle spielen kann.

Keine Selbstdiagnose! Wichtig bei der Behandlung der bakteriellen Vaginose ist der Gang zum Arzt. Sollten Sie bei einer Kundin den Eindruck haben, dass sie ohne offizielle Diagnose und Rezept irgendwelche Präparate bei Ihnen kaufen will, die auf eine Vaginose hindeuten, raten Sie ihr, ihren Arzt aufzusuchen. Fragen Sie auch Frauen, die eine Pilzinfektion vermuten, nach den Symptomen. Vaginalmykosen verursachen keinen unangenehmen Geruch und zeigen einen weißen, eher bröckeligen Ausfluss. Die bakterielle Vaginose hat nichts Peinliches, sie betrifft viele Frauen und eine Behandlung sollte nur unter ärztlicher Aufsicht eingeleitet werden.

Die Untersuchung ist unkompliziert, für die genaue Diagnose wird vom Arzt ein Abstrich aus der Scheide genommen, um den pH-Wert und die Bakterienidentität im Labor definieren zu lassen. Die anschließende Therapie basiert meist auf der Gabe von Antibiotika. SL07/Suche Vaginose/Welche Behandlungen … beschreibt das Thema eingehend. Unter SL08/Suche Bakterielle Vaginose erhalten betroffene Frauen Tipps und Informationen zum Thema – auch die Naturheilkunde wird angesprochen. Bakterielle Vaginose ist unangenehm, aber keine schwere Erkrankung, hat meist kleinere Ursachen und ist leicht zu behandeln. Nehmen Sie Ihren Kundinnen die Scheu und raten ihnen zum Arztbesuch. Dann klappt’s auch mit der raschen Heilung.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 12/19 ab Seite 32.

Wolfram Glatzel, Autor und Redakteur Ursula Tschorn, Apothekerin

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