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DER HORROR AM KOPF

Es kann jederzeit entstehen: Ein Atherom ist ein in vielen Fällen eitergefülltes Geschwür, das sich vornehmlich an behaarten Stellen wie Kopfhaut, Gesicht, Hals und Nacken ansiedelt und auf deutsch den wenig wohlklingenden Namen „Grützbeutel“ trägt.

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Die griechischen Bezeichnungen Trichilemmalzyste und Tricholemmalzyste deuten bereits darauf hin, worum es sich handelt: um eine Zyste, die laut Duden ein krankhafter, mit Flüssigkeit gefüllter sackartiger Hohlraum im Gewebe ist. Die Flüssigkeit ist in den meisten Fällen Sekret, im entzündeten Stadium Eiter. Als Ursache für ein Atherom ist häufig ein verstopfter Talgdrüsenausgang verantwortlich, sodass der austretende Talg, der normalerweise die Haut einfettet, nicht auf die Haut gelangen kann, sondern im Talgdrüsengang „gefangen“ ist. Diese häufige sogenannte Talgretentionszyste wird auch als „Falsches Atherom“ bezeichnet. Dazu später mehr. Im Laufe der Zeit können Entzündungen entstehen, die mit der zunehmenden Bildung von Eiter einhergehen. SL01, „A“, „Atherom“, beschreibt diesen Vorgang unter „Grundlagen und Ursachen“.

Ist ein Atherom gefährlich? Die gute Nachricht: Nein, gesundheitsschädigend ist eine solche Zyste nicht, da sie ein gutartiger Hauttumor ist. Medizinisch besteht also keine Notwendigkeit, ein Atherom entfernen zu lassen. Allerdings stellt ein solches Geschwür einen optischen, also kosmetischen Makel dar, der nicht nur das Wohlbefinden, sondern auch das Selbstbewusstsein massiv beeinträchtigen kann. Ferner finden sich Atherome vielfach auf der Kopfhaut, sodass die Haarpflege durchaus mit unangenehmen Empfindungen verbunden sein kann. Und schließlich gehen mit einem Atherom nicht selten leichte bis mitunter sehr starke Beschwerden einher. SL02, „Magazin“, Seite 5, „Atherom“, klärt zu diesem Thema auf.

Es gibt echte und falsche Atherome Was hat es mit den echten und falschen Atheromen auf sich? Wie Sie auf SL03, Suche „Atherom“, nachlesen können, werden echte Atherome „… in der Dermatologie auch Epidermoidzysten, Epidermalzyste, Epidermiszyste oder Epidermoid genannt.“ Dies sind Tumorgebilde, die nicht wie die Talgretentionszyste über einen erkennbaren Ausführungsgang verfügen und unter anderem aus versprengtem Epithelgewebe, also Hornlamellen und Haaren, bestehen. Sie sind prall-elastisch und finden sich im Gesicht, am Rumpf und an den körpernahen Extremitätenabschnitten, also im Schulter- und im Leisten- und Lendenbereich. Und dann gibt es die falschen Atherome. Diese entstehen durch die oben bereits erwähnte Talgdrüsenverstopfung. Bevorzugte Entstehungsorte sind behaarte Körperregionen wie Kopfhaut, Hals, Nacken und Intimbereich. Aufgrund des im Normalfall sehr langsamen Sezernierens des Talgs wachsen diese Atherome nur sehr langsam.

Wie entsteht ein Atherom? Die Auslöser wurden bereits beschrieben. Nach dem Verstopfen des Drüsenausgangs wird von innen stets weiterer Talg gen Ausgang geschoben – er kann jedoch nicht entweichen. Es bildet sich eine Beule über dem Ausgang. Diese Zysten können eine Größe von ein bis zwei Zentimetern haben, es gibt aber auch zahlreiche Fälle, in denen der Tumor hühnerei- oder sogar apfelgroß heranwächst – ein Horror für die Betroffenen. Bei den großen Grützbeuteln wird die sie überspannende Haut extrem auseinandergedehnt, was dazu führt, dass die an dieser Stelle wachsenden Haare weiter auseinanderstehen oder sogar ausfallen. Die genaue Entstehung können Sie unter SL04, Suche „Atherom“, studieren.

Was kann man selber tun? Um es gleich vorweg und direkt zu sagen: nichts. Atherome sind in sehr vielen Fällen das Ergebnis einer erblichen Veranlagung und von daher kaum vermeidbar. Sicherlich mag intensive und sorgfältige Hautpflege dazu beitragen, die Talgdrüsenausgänge offen und geschmeidig zu halten. Aber es kann jeden jederzeit treffen. Sinnvoll ist es, bei Entstehen eines solchen Tumors umgehend einen Arzt aufzusuchen. Auf keinen Fall sollte selber am Atherom manipuliert werden. Es kann nicht ausgedrückt werden, und die Gefahr einer schweren Gewebsentzündung ist riesig.

Es kann dabei sogar passieren, dass sich der Grützbeutel nach innen öffnet und entleert und sich eine Sepsis anschließt. Auf SL05, Suche „Atherom“, erfahren Sie Ausführliches zum Thema und wie damit umgegangen werden kann. Sie selber können im Alltag durchaus bei Ihren Kunden auf entsprechende Hautveränderungen achten und sie im gegebenen Fall auch direkt ansprechen. Vielen Betroffenen ist es peinlich, über diese „Erkrankung“ zu reden, aber sie sind sehr oft nicht oder nur unzureichend informiert. Unterstützen Sie sie und beraten sie eingehend. Oberstes Gebot ist in jedem Fall: Finger weg!

Der richtige Weg In vielen Fällen wird es zur Operation kommen. Bei einem nicht-infizierten Atherom werden der Ausführungsgang der verstopften Talgdrüse und die Hauptkapsel entfernt. Wichtig ist die komplette Exzision des betroffenen Gewebes, da ansonsten ein erhöhtes Rezidivrisiko besteht. Im Falle einer Entzündung muss mit erhöhter Sorgfalt vorgegangen werden, da die Gefahr des Rezidivs noch größer ist. SL06, „Krankheiten“, „A“, „Atherom“, beschreibt beide Behandlungen ausführlich. Es gibt Möglichkeiten, den Heilungsprozess mit natürlichen Präparaten zu unterstützen, die Sie auch in Ihrer Apotheke anbieten. So haben sich Teebaumöl, Aloe Vera und feuchte Kompressen durchaus bewährt, wie Sie auf SL07, Suche „Atherom“, „Natürliche Heilmittel …“, nachlesen können. Sie sind lästig und können im Entzündungsfall Schmerzen bereiten. Aber Atherome sind in erster Linie einfach nur unschön und nicht gefährlich. Also: Beruhigen Sie Ihre Kunden!

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 03/19 ab Seite 66.

Wolfram Glatzel, Autor und Redakteur Ursula Tschorn, Apothekerin

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