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Kino – Schon gesehen?

DER DOKTOR – EIN GEWÖHNLICHER PATIENT

Ein Kardiologe operiert seine Patienten ohne emotionale Anteilnahme. Erst als er selbst erkrankt, wird ihm klar, was Betroffene durchmachen. Die Diagnose bei ihm lautet: Kehlkopfkrebs.

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Dr. Jack McKee , Chefarzt der chirurgischen Abteilung eines großen amerikanischen Krankenhauses, ist einer der bekanntesten Herzchirurgen der Welt. Er ist angesehen, ehrgeizig und versteht viel von seinem Handwerk. Doch trotz seiner guten Arbeit hat er einen entscheidenden Makel: seine Patienten sieht er lediglich als „Fälle“ an. Er behandelt die Menschen emotionslos, kalt und häufig sogar zynisch.

Während seiner Operationen trällert er fröhlich seine Lieder und flirtet mit den OP-Schwestern. Beim Krankenhauspersonal ist der Ruf des Mediziners aufgrund seiner Arbeitseinstellung nicht gerade gut. Auch seine Frau und seine Kinder hält er emotional eher auf Distanz. Eines Tages, als Dr. McKee selbst eine Krebsdiagnose erhält, bricht für ihn eine Welt zusammen. Bei ihm wurde ein bösartiger Knoten an seinem Kehlkopf entdeckt.

Zur Therapie wird er ins Krankenhaus eingewiesen und spürt am eigenen Leibe, wie es ist, nur einer von vielen „Fällen“ zu sein. Dass niemand auf seine Ängste eingeht, macht ihm schwer zu schaffen und er empfindet den Klinikalltag plötzlich als niederschmetternd. Im Kampf gegen den Krebs lernt Jack erstmals seine eigenen Grenzen kennen. Er fällt in ein tiefes Loch, leidet unter Depressionen und von Seiten seiner Familie fehlt ihm jegliches Verständnis.

kinoplakat zum filmIrgendwann trifft er auf die sterbende Krebspatientin Jane (Elizabeth Perkins). Er baut eine Freundschaft zu ihr auf, die ihm Mut macht und seinem Leben wieder einen neuen Sinn gibt. Durch intensive, tiefgreifende Gespräche wird er zunehmend sensibler und ehrlicher. Jack beginnt, um sein Leben zu kämpfen, denn er möchte den Krebs unbedingt besiegen.  Schließlich gewinnt er den langen, harten Kampf gegen die Krankheit.

Durch seine Erfahrungen hat er sich zu einem warmherzigen Menschen gewandelt, denn die Freundschaft zu Jane ermöglichte ihm, seine Gefühlskälte abzulegen und emotionale Beziehungen aufzubauen. Nicht nur zwischen ihm, seiner Familie und seinen Kollegen besteht nun ein enges Verhältnis, sondern auch seine Patienten behandelt er von nun an liebenswürdig, bemüht sich um ihr Vertrauen und widmet jedem einzelnen seine Aufmerksamkeit.

Hintergrund Der Film von 1991 thematisiert eine Krebserkrankung des Kehlkopfes, die auch als Larynxkarzinom bezeichnet wird und zu den häufigsten bösartigen Tumoren im Halsbereich zählt. Der Kehlkopf befindet sich am Übergang des Rachens in die Luft- und Speiseröhre. Er wird in drei Bereiche unterteilt: die Glottis auf Höhe der Stimmlippen, die Supraglottis ober- und die Subglottis unterhalb der Stimmlippen.

Letztere haben verschiedene Funktionen: Dadurch dass sie angespannt und entspannt werden, ist das Atmen und Sprechen möglich. Beim Schlucken senkt sich der Kehldeckel und die Stimmlippen verschließen sich, sodass keine Nahrung in die Luftröhre gelangen kann. Alle Kehlkopfkarzinome zählen zu den sogenannten Plattenepithelkarzinomen (Tumore, die von den Epithelien der Haut oder Schleimhaut ausgehen oder Gewebe, welche Epithelien mit der Fähigkeit zur Plattenzellmetaplasie besitzen). Klagen Kunden über Symptome wie anhaltende Heiserkeit, hartnäckigen Husten, Fremdkörpergefühle im Kehlkopfbereich oder beständiges Kratzen im Hals sollten sie einen Arzt konsultieren, da diese typischen Beschwerden auf Kehlkopfkrebs hinweisen.

Je nach Lokalisation unterscheidet man verschiedene Formen:

  • Das Glottiskarzinom ist ein Tumor im Gebiet der Stimmlippen und der Kehlkopfhinterwand. Patienten leiden unter Heiserkeit und gegebenenfalls unter Atemnot.
  • Das supraglottische Larynxkarzinom befindet sich im Kehldeckel und nahe den Stimmbändern. Typische Beschwerden sind Druckgefühle im Hals, eine raue Stimme sowie ebenfalls Heiserkeit.
  • Eine sehr seltene Krebsform ist das subglottische Larynxkarzinom, welches unterhalb der Stimmlippen liegt.
  • Beim transglottischen Larynxkarzinom breitet sich der Tumor über den gesamten Kehlkopf aus.

Besonders bei Rauchern und Personen, die viel Alkohol konsumieren, besteht ein erhöhtes Risiko für Kehlkopfkrebs. Auch der jahrelange Kontakt mit Schadstoffen (z. B. Asbest, Chrom) steigert die Erkrankungsgefahr. Außerdem sind Männer häufiger betroffen. Um ein Larynxkarzinom zu diagnostizieren, führt der Arzt eine Kehlkopfspiegelung durch.

Aus auffälligen Gebieten entnimmt er Biopsien, die im Anschluss mikroskopisch untersucht werden. Die Lage und Größe des Tumors sind zu bestimmen, um die optimale Therapie auszuwählen. Wichtig ist außerdem, zu überprüfen, ob die Tumorzellen bereits in nahegelegene Lymphknoten oder in andere Organe gestreut haben.

Die Therapie der Erkrankung richtet sich nach dem Stadium. In frühen Phasen kann der Tumor meist operativ entfernt werden, in der Regel muss der Chirurg den Kehlkopf dann nicht komplett entfernen, sodass die Stimme und somit auch die Lebensqualität des Patienten erhalten bleiben. Häufig lässt sich das Geschwür über den Mund auf minimalinvasivem Wege beseitigen. Jedoch kann nicht jeder Tumor auf diese Weise behandelt werden, anderenfalls setzt der Mediziner einen Schnitt am Hals und entnimmt den Kehlkopf teilweise oder vollständig. Ist letzteres der Fall, bekommt der Patient eine künstliche Atemöffnung am Hals.

ÜBERBLICK
In unserer Serie „Kino – Schon gesehen?“ stellen wir Ihnen demnächst folgende verfilmte
Krankheitsthemen vor:
+ Shutter Island (Psychose)
+ Love Story (Leukämie)
+ Marias letzte Reise (Krebs)
+ Benny & Joon (Neurose)
+ Durchgeknallt (Borderline)
+ Vertigo (Höhenangst)
+ Reine Nervensache (Panikattacken)

Das Sprechen über die Stimmlippen ist nach der Operation nicht mehr möglich, elektronische Sprechhilfen oder das Erlernen einer Ösophagusersatzstimme schaffen Abhilfe. Ergänzend oder alternativ zur Operation kommen Strahlen- oder Chemotherapien zum Einsatz, deren Anwendung vom Krankheitsstadium abhängig ist.

Grundsätzlich gilt: Je eher Kehlkopfkrebs diagnostiziert wird, desto größer sind die Heilungsaussichten und die Chance, den Kehlkopf zu erhalten. Die individuelle Prognose hängt jedoch von verschiedenen Faktoren ab (Art und Ort des Tumors, Stadium, Wirksamkeit der Therapie). Außerdem ist es für die Prognose von Bedeutung, ob sich bereits Lymphknotenmetastasen gebildet haben. Nach einer überstandenen Behandlung sollten Betroffene nicht mehr rauchen, denn dies erhöht das Risiko, dass der Tumor erneut auftritt.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 05/14 ab Seite 100.

Martina Görz, PTA und Fachjournalistin (FJS)

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