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Depression/Psychische Erkrankungen

BURNOUT: BEI MÄNNERN KAUM DIAGNOSTIZIERT

Psychische Erkrankungen – ob Burnout oder Depression – sind auf dem Vormarsch. Männer sind hiervon genauso häufig betroffen wie Frauen - aber sie werden bei Männern sehr viel seltener diagnostiziert.

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Das zeigt eine kleinen Vorstudie der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit e.V. unter der Leitung ihres Präsidenten Frank Sommer, Professor für Männergesundheit am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf (UKE): Depressive Symptome wie zum Beispiel Burnout wurden bei Männern dreimal weniger diagnostiziert als bei Frauen. Dramatische Folge dieser chronischen Unterdiagnostizierung: Männer ab dem 50. Lebensjahr begehen häufiger Selbstmord als Frauen dieser Altersgruppe.

Für seine Studie schickte das UKE vier Schauspieler – zwei Frauen und zwei Männer, einmal leger gekleidet, einmal im Business-Dress – zu 30 praktizierenden Hausärzten. Dort trugen sie mit der gleichen, vorher einstudierten Wortwahl, Mimik und Gestik ihre angeblichen „psychischen Beschwerden“ vor. Gekonnt sind die Schauspieler in ihre Patientenrollen geschlüpft. Besucht wurden jeweils 15 Ärztinnen und 15 Ärzte. Wie sich herausstellte, war es egal, ob es sich um Ärzte oder Ärztinnen handelte, auch das Outfit der „Patientinnen und Patienten“ spielte keine Rolle. Fakt ist, dass die Symptome der Männer dreimal weniger als depressive Verstimmungen diagnostiziert wurden als bei den Schauspielerinnen.

„Ärzte diagnostizieren depressive Symptome und Burnout-Symptome bei Männern wesentlich seltener als bei Frauen“, sagt Professor Sommer. Man gestehe es den Männern nach wie vor nicht zu, depressive Verstimmungen oder Burnout-Symptome zu haben. Nur wenige Männer trauen sich laut Professor Sommer über Burnout-Symptome zu sprechen, weil sie Angst haben Repressalien im Berufsleben zu erfahren und als Schwächling zu gelten.

Im Deutschen Männergesundheitsbericht (www.maennergesundheitsbericht.de) kommt Anne Maria Möller-Leimkühler, leitende Sozialwissenschaftlerin an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Ludwig-Maximilian-Universität München, sogar zu dem Ergebnis, dass psychische Störungen bei Männern deutlich stärker steigen als bei Frauen. Sie gehören bei den Männern zu den häufigsten und kostenintensivsten Störungen. Jede 3. Frührente geht beim Mann inzwischen auf eine psychische Störung zurück.

Auch unsere Ärzte müssen lernen, mit dieser Symptomatik offen umzugehen und den Männern durchaus Schwäche zuzugestehen. „Die wenigen Männer, die es wagen sich beim Arzt zu outen, werden dann auch noch fehldiagnostiziert und heimgeschickt“, so Sommer. Quelle: mann-und-gesundheit.com

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