Frau mit Arzthelferin während einer Mammografie, Frau ist von hinten abgebildet
Bei einer Mammografie können Gewebeveränderungen in der Brust identifiziert werden. © Jupiterimages / Polka Dot / Getty Images Plus

Krebs | Früherkennung

BRUSTKREBSSCREENING: ALTER VON FAMILIÄRER VORBELASTUNG ABHÄNGIG

Für Frauen zwischen dem 50. und 69. Lebensjahr existiert ein gesetzlicher Anspruch auf ein Mammografie-Screening alle zwei Jahre. Doch was, wenn eine familiäre Vorbelastung vorliegt, zum Beispiel die Mutter oder Schwester bereits an Brustkrebs litt?

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Die Brustkrebs-Früherkennungsprogramme konnten bereits gemeinsam mit modernen Therapieansätzen zu einer Senkung der Sterblichkeit beitragen. Denn durch Screening-Maßnahmen können Tumore in einem früheren Stadium entdeckt werden, wodurch therapeutische Maßnahmen ebenfalls früher eingeleitet werden können. Sind Frauen Trägerinnen bestimmter genetischer Merkmale, beispielsweise Mutationen an den Risikogenen BRCA1/2 oder PALB2, gelten für sie laut Leitlinie für Hochrisikopatientinnen frühere Startzeitpunkte für eine Früherkennung. In Deutschland wird in der Regel zwischen dem 50. und 69. Lebensjahr zur Mammografie geladen.

Doch welches Alter ist dann optimal? „Für eine differenzierte und präzise Abschätzung des persönlichen Brustkrebsrisikos in Abhängigkeit des Alters, der Art und des Umfangs der familiären Vorbelastung fehlte bislang eine ausreichend große Datenbasis. Die vorliegende Studie hat diese Lücke nun geschlossen“, sagt Hermann Brenner, Leiter der Abteilung Präventive Onkologie am DKFZ und NCT Heidelberg und beruft sich damit auf die Datenerhebung von über fünf Millionen schwedischen Frauen einer Forschergruppe. Diese wollte in Kooperation mit der Universität Lund herauszufinden, ab welchem Alter familiär vorbelastete Frauen mit der Früherkennung beginnen sollten und werteten dafür die Daten von in Schweden lebenden Frauen aus, die nach 1931 geboren wurden.

In dem Zeitraum von 1958 bis 2015 wurde bei rund 119 000 Frauen die Diagnose Brustkrebs gestellt. Mehr als jede zehnte von ihnen hatte bei Diagnosestellung eine Angehörige mit Brustkrebs. Das Ziel der Wissenschaftler während ihrer Datenerhebung bestand darin, je nach familiärem Risiko ein Anfangsalter für Früherkennungsmaßnahmen zu ermitteln. Dazu betrachteten sie bei der Auswertung der Daten vor allem die Anzahl der Verwandten mit Brustkrebs sowie das Alter zum Zeitpunkt der Erstdiagnose, um letztlich ihr statistisch ermitteltes Alter mit dem der in der Leitlinie empfohlenen Früherkennung für Hochrisikopatientinnen zu vergleichen.

„Wir konnten feststellen, dass das Brustkrebsrisiko je nach Anzahl der erkrankten Verwandten ersten und zweiten Grades stark variierte. Und auch das Erkrankungsalter der Verwandten ersten Grades hatte Auswirkungen“, erklärt Elham Kharazmi, Co-Leiterin der Studie und Wissenschaftlerin in der Abteilung Präventive Onkologie. „Für die zukünftige Einschätzung des Brustkrebsrisikos und Empfehlung für den Start des Brustkrebsscreenings schlagen wir eine neue Strategie vor“, sagt Mahdi Fallah, Studienleiter und Leiter der Arbeitsgruppe Risikoadaptierte Prävention in der Abteilung Präventive Onkologie. Hier eines seiner Beispiele: „Eine Frau, deren Schwester mit 43 Jahren an Brustkrebs erkrankt ist, erreicht das durchschnittliche Risiko 50-jähriger Frauen bereits im Alter von 38 Jahren, das heißt zwölf Jahre früher. Ihr sollte damit auch ein entsprechend früherer Beginn für die Brustkrebsfrüherkennung angeboten werden. Diese Art der Berechnung des persönlichen Risikos könnte neben der Berücksichtigung anderer Risikofaktoren helfen, die Brustkrebsfrüherkennung an das individuelle Risiko anzupassen.“ Die Ergebnisse der Studie sollen als Orientierung für behandelnde Ärzte dienen und ihnen bei der individuellen Beratung von Hochrisikopatientinnen helfen.

Farina Haase,
Apothekerin/Redaktion

Quelle: DeutschesGesundheitsPortal

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