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BESSERE SENIORENMEDIZIN DANK FORTA

Pharmazeutische Wirkstoffe sollen möglichst vielen Menschen helfen. Aber ältere Menschen reagieren oft anders auf bestimmte Stoffe als jüngere. In der FORTA-Liste werden Medikamente nach ihrer Therapietauglichkeit für Senioren geführt.

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Die Pharmakologie hat ihre Wurzeln in der Antike, und über die Jahrtausende wurde sicherlich viel im Hinblick auf Prophylaxe und Therapie erreicht. Immer mehr Menschen haben sich im Laufe der Zeit mit der wissenschaftlichen Erforschung von Substanzen und ihren Wirkungen auf Krankheitserreger und den menschlichen Körper befasst und bahnbrechende Erfolge erzielt. So ist es allmählich gelungen, Krankheiten vom persönlichen Einzelfall bis hin zur grenzübergreifenden Pandemie zu bekämpfen und zum Teil sogar auszurotten. Man fand auch heraus, dass die Wirkung pharmakologisch relevanter Substanzen von der Dosierung, der Kombination mit anderen Stoffen und den individuellen körperlichen Gegebenheiten der Patienten abhängt.

So gilt es heute als erwiesen, dass Arzneimittel bei älteren Personen, die mit zunehmendem Alter häufig mehr Medikamente benötigen, je nach Dosierung und Verabreichungsroutinen anders wirken als bei jüngeren Menschen. Um diesbezüglich klare Verhältnisse und mehr Transparenz für eine möglichst große Ärzte- und Therapeutenschaft zu bieten, hat Professor Dr. Martin Wehling vom Institut für Klinische Pharmakologie der Medizinischen Fakultät Mannheim der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg ein Konzept für ein Klassifizierungssystem für Medikamente entwickelt, das als „FORTA-Liste“ bezeichnet wird. FORTA steht für „Fit fOR The Aged“. Diese Liste soll in erster Linie Ärzte, aber auch anderes medizinisches Personal dabei unterstützen, geeignete Arzneimittel für ihre älteren Personen auszuwählen, was Sie unter SL01/Suche FORTA/Aktuelle Version nachlesen können.

Struktur der FORTA-Liste Diese Klassifizierung enthält Daten aus den nur spärlich existierenden klinischen Studien im Hinblick auf die Eignung von Arzneimitteln für ältere Patienten und die Nutzen- Risiko-Analyse in einer zusammenfassenden Expertenbewertung. Es existiert aktuell keine andere Arzneimittelliste, in der sowohl positive (Chancen) und negative (Risiken) Empfehlungen bezüglich der Behandlung älterer Menschen ausgewiesen sind. Der große Vorteil der Liste ist laut SL02/Medien/Pressemitteilungen/7/20.02.2019 Aktuelle Version, dass Übertherapien (ungeeignete Arzneimittel werden gegeben) ebenso wie Untertherapien (für Senioren besonders gut geeignete Präparate werden übersehen) vermieden werden können. Dies bedeutet wiederum: Zahlreichen älteren Patienten konnte durch die Anwendung der FORTA-Liste ein leichteres und beschwerdeärmeres Leben ermöglicht werden, da zum Beispiel Nebenwirkungen verringert werden konnten.

Inhalt und Struktur der Liste Die FORTA-Liste, die in der aktuellen 2018er-Version 296 Arzneistoffe und 30 alterstypische Indikationen ausweist, ist, wie auch SL03/Suche FORTA-Liste/1 Artikel beschreibt, in verschiedene Kategorien unterteilt: Kategorie A – Unverzichtbar: Der Nutzen bei bestehender Indikation ist gut belegt. Kategorie B – Vorteilhaft: Die Wirksamkeit der Substanzen bei älteren Patienten ist nachgewiesen, aber es bestehen Einschränkungen im Hinblick auf ihre Sicherheit und Wirksamkeit. Kategorie C – Fragwürdig: Das Arzneimittel verfügt über ein ungünstiges Nutzen-Risiko-Verhältnis bei älteren Menschen. Bei diesem Medikament sollte der Arzt den Einsatz kritisch überdenken.

Falls es eingesetzt werden sollte, empfiehlt es sich, den Patienten bezüglich zu erwartender Wirkungen und eventueller Nebenwirkungen genau zu beobachten. Es sollten besser geeignete Alternativen erwogen werden. Kategorie D – Vermeiden: Das Präparat sollte bei älteren Patienten nicht eingesetzt werden. Es empfiehlt sich die grundsätzliche Suche nach einem Alternativpräparat. Unter dem Link am Schluss des Artikels unter SL03 kann die aktuelle Liste als PDF-Datei heruntergeladen werden. Einige Beispiele, welche Präparate in welche Kategorie eingeteilt werden, gibt SL04/Suche FORTA/2/ FORTA–Arzneimittelklassifikationssystem für ältere Patienten. Zu den für die Beurteilung und die Kategorisierung der Medikamente relevanten Erkrankungen gehören Schlaganfall, Demenz, COPD, Vorhofflimmern und Herzinfarkt.

Ein Beispiel Um zu verstehen, wie die Informationen der FORTA-Liste sinnvoll und patientengerecht genutzt werden können, lesen Sie unter SL05/Suche Substanzbewertung/FORTA-Liste etwas zum Thema „Welches sind alterserprobte Antihypertensiva, geeignet für geriatrische Patienten?“. Es wird folgendes Beispiel angeführt: „Hypertonie: ACE-Hemmer, Angiotensin-Rezeptor- Antagonisten sowie Calciumantagonisten vom Dihydropyridin-Typ werden in der FORTA-Liste unter der Indikation „Ar- terielle Hypertonie“ mit A wie „Absolut unverzichtbar“ bewertet.

Clonidin oder Calciumantagonisten vom Verapamil- Typ bekommen ein D als Zeichen dafür, dass diese bei geriatrischen Patienten ungeeignet sind.“ Weitere Details beschreiben die unterschiedlichen Einzelinformationen aus der Liste. So wird auch darauf hingewiesen, dass ein nicht unwesentlicher Aspekt für eine bessere medikamentöse Versorgung älterer Menschen das Tabletteneinsparen durch gleichzeitige Umstellung auf Kombinationspräparate ist.

FORTA-Liste oder FORTA-App Um FORTA-Informationen nutzen zu können, muss man sich lediglich entscheiden, ob man die Informationen als Liste (PDF) oder als App haben möchte. In digitaler Form steht sowohl eine Android- als auch eine iOS-Version zur Verfügung. Selbst Windows-Phone- Nutzern wird eine Version angeboten. Der Entwickler der FORTA-Liste, Professor Martin Wehling, ist überzeugt: „Die App gehört auf jedes Smartphone von Geriatern, Hausärzten, aber auch anderen mit der Altersmedizin befassten Ärzten wie Internisten, Neurologen oder Psychiatern.“

Auf SL06/Suche FORTA/“Nach Update für den …“ können Sie sich die App für das für Sie passende Betriebssystem herunterladen. Alles, was dazu geeignet ist, die Medikamentensicherheit zu erhöhen, sollte genutzt werden. Die FORTA-Liste ist ein gutes Instrument, das den Ärzten im eng getakteten Praxis- oder Klinikalltag hilft, älteren Patienten mehr Lebensqualität zu verschaffen. Auch in der Apotheke macht die Liste Sinn, lassen sich doch rasch mögliche Zweifel ausräumen oder Alternativen mit dem betreffenden Arzt besprechen.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 01/20 ab Seite 50.

Wolfram Glatzel, Autor und Redakteur
Ursula Tschorn, Apothekerin

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