Onkologische Erkrankungen werden zwar immer häufiger diagnostiziert, aber können auch zunehmend häufiger geheilt werden. Um die Lebensqualität der Patienten auch nach der Erkrankung zu erhalten, müssen die körperlichen Prozesse, die sich einer erfolgreichen Therapie anschließen, noch besser verstanden werden. © Katarzyna BiaÅasiewicz / 123rf.com

Onkologie | Lebenserwartung

BESCHLEUNIGTER ALTERUNGSPROZESS NACH ÜBERSTANDENER KREBSERKRANKUNG

Wissenschaftler des Krebszentrums der Mayo-Klinik in Rochester (Minnesota) veröffentlichten vor kurzem in einem Review die Faktoren und ihre jeweilige Rolle, die diese für die Lebenserwartung für zuvor an Krebs erkrankte Personen spielen.

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Hormonelle Störungen oder Osteoporose sind demnach nur zwei der vielen chronischen Erkrankungen, zu denen Krebspatienten nach einer erfolgreichen Therapie eher neigen, als nicht zuvor an Krebs erkrankte Personen. Ebenso weisen sie ein höheres Risiko für eine weitere onkologische Erkrankung auf. Den Forschern zufolge sind Personen, die in ihrer Kindheit unter einer Krebserkrankung litten einer drei- bis sechsfach höheren Gefahr ausgesetzt ein weiteres Mal zu erkranken. In dem Review geht man im Vergleich zur Normalbevölkerung von einer durchschnittlich 30 Prozent geringeren Lebenserwartung aus.

Vor allem die Chemo- oder Strahlentherapie zeigen in der verstärkten Entwicklung chronischer Krankheiten ihre massiven Langzeitschäden. Zwar sei die Therapie überlebensnotwendig, beeinflusse jedoch über verschiedene Wege die natürliche Widerstandsfähigkeit des Körpers gegenüber Zellschädigungen, so die Autoren um Dr. Sharukh K. Hashmi. Die beschleunigten Alterungsprozesse könnten so beispielsweise mit der Verkürzung der Telomere (Käppchen am Ende der Chromosomen) oder allgemeinen DNA-Schäden in Zusammenhang gebracht werden. Eine Strahlentherapie kann ebenso in Abhängigkeit von der betroffenen Körperregion zu Demenz, Inkontinenz oder der Entwicklung von Knochenmark- oder Blutkrebs führen.

Aber auch die eingesetzte orale Medikation zur Unterstützung einer Strahlen- oder Chemotherapie kann eine langfristige Beeinträchtigung bestimmter Körperfunktionen mit sich bringen. So begünstigt zum Beispiel die Langzeiteinnahme von Steroiden (Cortison, Hydrocortison) die Ausbildung von Osteoporose, Pergamenthaut und damit einer erhöhten Infektanfälligkeit der Haut, grauem Star oder Nervenschädigungen. Auch bringen einige der eingesetzten Zytostatika ein höheres Risiko für Hypertonie, Nieren- oder Leberschädigung, chronische Obstipation, Muskelschwäche oder Herzinsuffizienz mit sich.

Das Fazit der Wissenschaftler und damit auch die Anregung an andere Forschungsgruppen besteht nun darin, sich noch intensiver mit diesen Faktoren und deren Prozesse im Körper zu beschäftigen, um im nächsten Schritt die Lebenserwartung und vor allem Lebensqualität Krebsüberlebender zu verbessern. Zum einen natürlich aufgrund der steigenden Prävalenz von Krebserkrankungen in der Bevölkerung. Zum anderen aber auch, weil die Chancen, eine onkologische Erkrankung zu überleben immer besser werden. So könnte durch die Wahl des richtigen Arzneimittels, einer geeigneten Co-Medikation oder einer möglichen Intervention während der Therapie auch das Leben nach dem Krebs schrittweise verbessert werden.

Farina Haase, Volontärin, Apothekerin

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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