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Wer steckt eigentlich hinter ...

ARZNEIPFLANZE DES JAHRES

Seit 1999 führt der „Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde” am Institut für Geschichte der Medizin in Würzburg diese Wahl durch.

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Der „Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde” begründet seine Wahl damit, dass die in der Großen Kapuzinerkresse enthaltenen Senföle die Vermehrung von Bakterien, Viren und Pilzen hemmen können und daher seit Jahrzehnten zur Behandlung von Infekten eingesetzt werden. Die Pflanze enthält nicht nur viel Vitamin C, für die medizinische Wirkung sind vielmehr ihre Glucosinolate von noch größerer Bedeutung.

Glucosinolate findet sich vor allem in Kreuzblütlern . Sie sind für den scharfen Geschmack verantwortlich und werden bei der Einnahme enzymatisch in Senföle (Isothiocyanate = ITC) umgewandelt, die die Vermehrung von verschiedenen Bakterien, Viren und Pilzen hemmen können und zudem einen hyperämisierenden (durchblutungsfördernden) Effekt aufweisen. Dies zeigten bereits Untersuchungen aus den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts.

Seit Jahrzehnten wird die Kapuzinerkresse nun bei der Therapie und in der Prophylaxe von Infekten der Atemwege und der Harnwege eingesetzt. Die positiven Erfahrungen konnten in den letzten Jahren durch viele Studien und experimentelle Daten zum antimikrobiellen Wirkspektrum der Senföle auch wissenschaftlich untermauert werden. Die über Mauern kletternde oder am Boden kriechende Pflanze mit ihren leuchtend gelb-orangen bis roten Blütenblättern findet sich in vielen Gärten. Genießer zieren mit den essbaren Blüten ihren Salat und nutzen dazu auch die frischen, fast kreisrunden Blätter.

Der deutsche Name bezieht sich auf die Form der Blüten, die an die Kapuzen von Mönchskutten erinnert. Die Kapuzinerkresse gehört zur Familie der Kapuzinerkressengewächse, die wiederum zur Gattung der Kreuzblüterartigen (Brassicales) gehört. Sie ist also kein Kreuzblütler.

Es handelt sich um einen Neophyten, so werden Pflanzenarten bezeichnet, die erst nach den großen Entdeckungen nach 1500 nach Europa gekommen sind. Ihre ursprüngliche Heimat ist das Andengebiet Perus und Boliviens, sie wurde aber auch in den kühleren Regionen Mittel- und Südamerikas angebaut. Bereits die Inkas nutzten sie als Garten- und Heilpflanze, und zwar vor allem als Schmerz- und Wundheilmittel.

Mönche wie der Jesuit Bernabé Cobo (1582 bis 1657) haben sich mit der Heilkunde der Indianer befasst und dabei auch die Kapuzinerkresse beschrieben. In der Volksmedizin der Indianer Südamerikas wird die Pflanze heute noch bei Hautkrankheiten, Skorbut, Vergiftungen, Kopfschmerzen, Husten und Bronchitis verwendet.

Weitere Informationen finden Sie unter www.klostermedizin.de

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 02/13 auf Seite 146.

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