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APOTHEKE ODER ALDI?

Auch Super- und Drogeriemärkte haben den Pharma-Markt entdeckt und möchten mitverdienen. Worin unterscheiden sich Arzneimittel und Medizinprodukte aus Apotheke und Discounter?

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Diese Frage ist Ihnen bestimmt auch schon gestellt worden: „Wieso ist denn das Nasenspray bei Ihnen in der Apotheke viel teurer als im Supermarkt? Und auch den Pfefferminztee gibt es dort viel günstiger.“ Haben Sie überzeugende Argumente für solche Fragen?

Worum geht es konkret? In der Winterzeit findet man unter anderem Meerwasser-Nasensprays, Halstabletten mit Isländisch Moos, Erkältungsbalsam und pflanzliche Hustensäfte, aber auch Vitamin-Brausetabletten im Sortiment von Discountern oder Drogerien. Es geht um freiverkäufliche, also nicht apothekenpflichtige Arzneimittel und Medizinprodukte, die außerhalb der Apotheke verkauft werden dürfen. Welche Zubereitungen darunterfallen, legt der Gesetzgeber fest. Und Voraussetzung ist, dass einer der Mitarbeiter die erforderliche Sachkenntnis besitzt. Den Sachkundenachweis nach §50 Arzneimittelgesetz (AMG) kann man durch eine Prüfung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) erlangen. Und es geht um einen Markt von etwa neun Milliarden Euro.

Was wird hier verglichen? Eines vorweg: Es geht nur um Produkte mit einem geringen Risiko. Während ein Meerwasser-Nasenspray auch außerhalb der Apotheke erhältlich ist, ist eines mit abschwellenden Inhaltsstoffen apothekenpflichtig. Und: Die Wirksamkeit von Arzneimitteln, die in der Apotheke angeboten werden, muss mit Studien belegt werden. Gerade bei pflanzlichen Zubereitungen, das wissen Sie als PTA oder Apotheker, ist die Art der Herstellung von entscheidender Bedeutung. Das Studienergebnis kann nicht von einem Produkt auf ein anderes übertragen werden.

Welcher Teil der Pflanze wurde verwendet, wie wurde sie extrahiert? Hatte die Ausgangsdroge überhaupt Arzneibuchqualität? Wurde auf Rückstände geprüft? Wie wurde sie eigentlich angebaut? Das alles entscheidet über die Qualität und die Inhaltsstoffe im Endprodukt. Wie ist das Droge-Extrakt-Verhältnis? Das wiederum entscheidet über die Menge an Inhaltsstoffen. Wirklich vergleichbar sind die Produkte also nicht. Seine Wirksamkeit und Unbedenklichkeit nachgewiesen hat auf jeden Fall das Markenprodukt aus der Apotheke. Und das schlägt sich natürlich auch im Preis nieder.

Was kann man erwarten? Freiverkäufliche Arzneimittel sind in Discountern und Drogeriemärkten preiswert. Dafür ist es qualitativ und quantitativ nicht dasselbe und man muss sich dort selbst über die Produkte informieren. Eine kompetente persönliche Beratung darf man nicht erwarten. In der Apotheke gibt es eine Beratungspflicht. Hier kann beispielsweise erst einmal geklärt werden, ob der Husten trocken oder verschleimt ist. Und ob der gewünschte Hustensaft überhaupt richtig für den jeweiligen Husten ist. Hier können auch preiswerte Alternativen ausgewählt und angeboten werden. Erklären Sie Ihren Kunden, warum Qualität ihren Preis hat und dass es manchmal günstiger ist, gleich das richtige Arzneimittel zu kaufen.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 03/19 auf Seite 74.

Sabine Breuer, Apothekerin/Chefredaktion

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