Hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS)

ANTIKÖRPER-THERAPIE GEGEN NIERENVERSAGEN DURCH EHEC

Er könnte ein kleiner Hoffnungsschimmer sein für die Patienten, die seit der EHEC-Welle mit einem hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS) in deutschen Kliniken liegen: der monoklonale Antikörper Eculizumab.

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Denn die übliche Therapie aus Plasmapherese und Dialyse bei Nierenversagen kommt in manchen Fällen schlicht an ihre Grenzen. Bei der jetzigen EHEC-Welle sind an den Folgen des HUS bereits mindestens zehn Menschen gestorben. Ein Mitte letzter Woche im "New England Journal of Medicine" publizierter Leserbrief kommt deshalb wie gerufen: Drei Kinder, die bereits im vergangenen Jahr am HUS erkrankt waren, konnten durch den Antikörper Eculizumab gerettet werden. Ihre Situation habe sich "binnen 24 Stunden nach der ersten Infusion dramatisch verbessert", schreiben die Autoren aus Heidelberg, Paris und Montreal .

Die drei Kinder, jeweils drei Jahre alt, waren im vergangenen Jahr alle an dem Shigatoxin bildenden enterohämorrhagischen Escherichia coli (EHEC) erkrankt und wurden mit dem Antikörper Eculizumab behandelt. Die Ärzte verabreichten jedem Kind jeweils eine Infusion im Abstand von sieben Tagen. Bei zwei Kindern wurde die Infusion einmal und bei dem dritten dreimal wiederholt.

Schon einen Tag nach der ersten Gabe verbesserte sich der neurologische Status der Kinder "dramatisch", wie es in dem Leserbrief heißt. Die klinische Verbesserung war verbunden mit einer "schnellen Normalisierung der Krankheitsmarker": Die Thrombozytenzahlen stiegen, der LDH-Wert sank. Die Hämodialyse konnte anschließend nach einigen Tagen beendet werden. Die Nierenfunktion war wieder weitgehend hergestellt. Bei zweien der Kinder verblieben eine "milde Proteinurie und Bluthochdruck". Neun, 20 bzw. 35 Tage nach der ersten Eculizumab-Infusion konnten die Kinder mit einem normalen neurologischen Status entlassen werden. Die volle Remission war nach sechs Monaten erreicht.

Das Heidelberg Team um Schaefer und seine Kollegen aus Kanada und Frankreich vermuten in der Komplementkaskade deshalb einen potenziellen Therapieansatz bei HUS mit schweren Komplikationen. Schaefer: "Wir hoffen nun, dass diese Ergebnisse den akut Erkrankten zu Gute kommen." Und das ist bereits geschehen: Kurz nach der Publikation am Mittwoch haben die Heidelberger ihre Ergebnisse an die Kollegen in der Republik weitergeleitet.

Erste Kliniken setzen Eculizumab jetzt bei schweren HUS-Fällen ein. So etwa an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Dort wird der Antikörper verwendet, wenn nach drei Plasmapheresen keine Besserung oder gar eine Verschlechterung eintritt. Bis zum vergangenen Freitag wurden damit bislang zwei Patienten behandelt.

Auch am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) wird der Wirkstoff bereits verwendet. Zehn Patienten mit neurologischen Komplikationen würden bereits damit behandelt, sagte der ärztliche Direktor Professor Jörg Debatin am Sonntag. An der Uniklinik Schleswig-Holstein in Lübeck wird das Mittel laut Medienberichten seit Mitte der letzten Woche ebenfalls eingesetzt.

Im Moment ist der Ursprung der Erkrankungswelle wieder unklar. Die Keime, die letzte Ende letzter Woche auf spanischen Gurken gefunden wurden, sind nicht für die Erkrankungen verantwortlich.

Über das Darmbakterium EHEC können sich Verbraucher bundesweit in Apotheken informieren. Die ABDA und verschiedene Apothekerkammern haben ein entsprechendes Infoblatt für Patienten vorbereitet. Es kann hier oder auch auf der Webseite der ABDA abgerufen werden. Quelle: aerztezeitung.de/abda.de

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