Auf der Tastatur eines aufgeklappten Laptops steht ein Spielzeug-Einkaufswagen, gefült mit Arzneimitteln. Der Bildschirm des Laptops deutet eine Online-Apotheke an.
Durch die Corona-Pandemie packen Kunden ihre Einkaufswägen lieber online voll. © Aliseenko / iStock / Getty Images Plus

Wirtschaft | Pandemie

ALARMIERENDE CORONA-STUDIE: GEWINNT DER ONLINE-HANDEL?

Die Münchner Pharma-Marketingberatung Dr. Kaske hat im Zusammenhang mit der Coronakrise den Apothekenmarkt analysiert. Daraus ergibt sich eine Prognose für die Zeit nach der Pandemie.

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"Covid-19 katapultiert unsere gesamte Gesellschaft in ein vernetzteres, digitales Zeitalter. Die Erfahrung mit SARS aus Asien zeigt: Wenn die Pandemie überstanden ist, werden viele tiefgreifende Veränderungen bleiben.", vermutet der Hauptgeschäftsführer Fabian Kaske. Er rechnet damit, dass der Onlinehandel künftig einen weitaus größeren Marktanteil einnehmen wird. Das war in China nach der SARS-Epidemie 2003 der Fall. Um zu diesem Ergebnis zu kommen, hat sein Unternehmen Umsatzzahlen von Versandapotheken und Vor-Ort-Apotheken verglichen, die Preisentwicklung und Verfügbarkeit rezeptfreier Arzneimittel verfolgt und Suchanfragen ausgewertet. Das Ergebnis zeigt einen klaren Trend auf.

Sowohl stationäre als auch Online-Apotheken verzeichnen einen Umsatzanstieg, die Versandanbieter profitieren jedoch am meisten - teilweise verdreifachte sich ihr Umsatz (Apotal). Das kommt vor allem daher, dass 12,8 Millionen Deutsche mehr zu Hause sind und ihre Freizeit online verbringen. Auch gezielte Werbung für Erkältungsmittel und immunstärkende Präparate hat die Onlinehändler attraktiv gemacht. Suchanfragen nach Vitamin C und Zink beispielsweise haben sich vervielfacht. Der Ansturm auf die Internethändler war so gewaltig, dass einige den Versand zeitweise aussetzen mussten (ipill, delmed). Bei erkältungstypischen OTC-Präparaten wie Paracetamol und Hustensäften kam es online zu Lieferengpässen, wovon die Vor-Ort-Apotheken profitieren.

Preise für besonders gefragte Präparate schossen in die Höhe, sowohl vor Ort als auch im Netz (Paracetamol Stada +75%). Bei den Versandanbietern war der prozentuale Anstieg hierbei wesentlich höher. Bei vielen Medikamenten lagen die Preise letztendlich dennoch unter den durchschnittlichen Preisen der stationären Apotheken.

Durch die Verfügbarkeit von zu Hause aus und die oft günstigeren Preise hat jeder einzelne Onlinehändler im Schnitt 1000 neue Nutzeranmeldungen pro Tag erzielt (Stand 24. März). Darunter sind auch ältere Kunden, die den Versandhandel bislang nicht genutzt haben. Die Versender reagieren bereits durch Neueinstellungen und ausgedehnte Arbeitszeiten auf ihre Neukunden. Vermutlich werden viele Nutzer den Onlineportalen auch über die Coronakrise hinaus treu bleiben, schätzt das Unternehmen Dr. Kaske.

Es bleibt zu hoffen, dass es den Apotheken vor Ort gelingt, viele Kunden zurückzugewinnen - sei es durch ihr einzigartiges Serviceangebot mit persönlicher Beratung, Rezepturherstellung und Notdienst oder durch eigene Online-Bestellmöglichkeiten. Auf eine Hilfe durch den Gesetzgeber warten die stationären Apotheken schließlich schon lange - bislang ohne Ergebnis.

Gesa Van Hecke,
PTA und Redaktionsvolontärin

Quelle: Dr. Kaske Marketingberatung

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