Vorsicht bei übermäßigem Gebrauch von nicht-opiodalen Schmerzmitteln: Sie verursachen zwar keine Abhängigkeit, können aber großen Schaden anrichten. © grThirteen / iStock / Getty Images Plus

Neue Leitlinie | Vorab-Veröffentlichung

AUCH DIE SANFTEN ANALGETIKA HABEN ABHÄNGIGKEITSPOTENZIAL

Die meisten Menschen denken beim Missbrauch von Schmerzmitteln zunächst an Opioide. Doch auch Ibuprofen und Co sollten nicht missbräuchlich verwendet werden, denn sie können großen Schaden anrichten.

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In Kürze erscheint die neue S3-Leitlinie zu Medikamenten-bezogenen Störungen. Darin gibt es auch ein Kapitel über nicht-opioide Analgetika. Einer der Verfasser verrät schon einmal ein paar Sätze vorab.

Und das klingt erst einmal beruhigend: „Da nicht-opioiden Analgetika eine zentrale Wirkung fehlt, haben sie kein klassisches Abhängigkeitspotenzial.“ Das sagt Professor Dr. Martin Schulz, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde in Berlin und gab damit einen Ausblick auf das erste Kapitel der Leitlinie. Allerdings sei bei einem Übergebrauch der Mittel ein „schädlicher Gebrauch ohne Abhängigkeit“ zu befürchten. Welche, das hänge von der jeweiligen Substanz ab.

Zum Beispiel: nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Acetylsalicylsäure, Diclofenac, Ibuprofen und Naproxen führen bekanntermaßen zu einem Anstieg des Risikos für gastrointestinale Blutungen und Nierenfunktionsstörungen. Paracetamol wiederum ist potenziell lebertoxisch; die Coxibe, Triptane sowie Diclofenac erhöhen das Herz-Kreislauf-Risiko.

Eins haben die nicht-opioiden Analgetika aber gemeinsam: Bei zu häufiger Anwendung lösen sie selbst chronische Kopfschmerzen aus – obwohl sie doch eigentlich dagegen wirken sollen. Schulz grenzt das noch einmal ab gegen den medikamenten-induzierten Kopfschmerz, der etwa durch Nitrate oder PDE-Hemmer ausgelöst wird und er schränkt ein: „Die Evidenz für diese Unterscheidung zwischen 15 Tagen für Monosubstanzen und zehn Tagen für Kombinationspräparate beziehungsweise höher potente Substanzen wie Triptane oder Opioide ist nicht besonders gut“. Es gäbe auch keine Hinweise dafür, dass Kombinationsanalgetika ein höheres Potenzial haben, den chronischen Kopfschmerz auszulösen als Monopräparate.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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