Eine schwangere Frau hält eine Tablette und ein Glas Wasser in der Hand.
Schwangere im letzten Trimenon gehören zu den Kunden, an die Paracetamol abgegeben werden kann. © nd3000 / iStock / Getty Images Plus

Lieferengpass | Rationierung

PARACETAMOL: WER BEKOMMT DAS KNAPPE GUT?

Die Vorräte des fiebersenkenden Mittels gehen zur Neige, das Bundesministerium für Gesundheit hat deshalb dazu aufgerufen, die Abgabe einzuschränken. Bei einigen Indikationen ist ein Ausweichen auf andere Arzneimittel jedoch nicht möglich.

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Nach der Falschmeldung über schwerere Verläufe von COVID-19 im Zusammenhang mit Ibuprofen und bedingt durch produktionsbedingte Lieferengpässe werden die Paracetamol-Vorräte in vielen Apotheken knapp, wie Die PTA in der Apotheke bereits berichtete. Daher hatte Gesundheitsminister Jens Spahn bereits am Montag, 23. März, dazu aufgerufen, Paracetamol nur noch im "akuten und alternativlosen Behandlungsfall" abzugeben - also Vorratskäufen entgegenzuwirken und die mögliche Abgabe von Ibuprofen genau zu prüfen und wann immer möglich, dieses zu wählen.

Paracetamol soll also vor allem Schwangeren ab dem dritten Trimester zur Verfügung stehen, da es beim ungeborenen Kind sonst zu Lungenfehlbildungen kommen kann. Auch Säuglinge mit drei bis sechs Kilogramm Körpergewicht dürfen nur Paracetamol verabreicht bekommen, kein Ibuprofen, welches erst ab sechs Kilogramm zugelassen ist. Aktive Blutungen, Allergien gegen Ibuprofen, Magengeschwüre, gastrointestinale Blutungen und schwere Herzinsuffizienz stellen ebenfalls einen triftigen Grund zur Abgabe dar. Bei Infektionskrankheiten bei Kindern, die mit hohem Fieber einhergehen, besonders bei den Windpocken, ist Paracetamol zu bevorzugen. Ibuprofen ist hier zwar nicht kontraindiziert, ein entsprechender Hinweis findet sich jedoch in französischen Fachinformationen.

Bei unklaren Blutbildungsstörungen darf der Kunde kein Ibuprofen einnehmen, bei manchen Formen ist jedoch auch Paracetamol ungeeignet - hier ist Vorsicht geboten. Schwere Niereninsuffizienz verbietet die Gabe von Ibuprofen, die Dosis von Paracetamol muss an die Kreatinin-Clearance angepasst werden.

Entgegen der häufigen Verunsicherung vieler Kunden ist die Einnahme von Ibuprofen auch bei empfindlichem Magen möglich – vorausgesetzt, dass akute Beschwerden nur in niedriger Dosis und nur kurzfristig behandelt werden. Das Risiko soll im Einzelfall abgewogen werden bei Kunden mit Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn, ebenso, wenn der Kunde Arzneimittel einnimmt, die die Blutungsneigung erhöhen (z.B. Antikoagulanzien, Thrombozytenaggregationshemmer, Cortison, selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer).

Durch das Zurückhalten der Paracetamol-Vorräte entsteht für die Apotheken ein erhöhter Beratungsaufwand, doch nur so können die verbliebenen Bestände an die Kunden gelangen, die sie wirklich benötigen. Und Sie können Ihre pharmazeutischen Qualitäten als Apotheke vor Ort beweisen und sich gegenüber dem Versandhandel abgrenzen.

Gesa Van Hecke,
PTA und Redaktionsvolontärin

Quelle: Deutsche Apotheker Zeitung

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