Schilddrüse
E-Learning-Fortbildung

Sie hat überall die Finger drin

Die Schilddrüse ist lediglich so groß wie ein Daumen und wiegt nur etwa 20 Gramm. Doch sie ist leistungsmäßig ein echtes Schwergewicht und wenn sie versagt, geht es uns furchtbar schlecht.

17 Minuten

Schilddrüsenhormone Für die Substitution stehen synthetisch hergestellte Schilddrüsenhormone in Tablettenform zur Verfügung. So enthalten Fertigarzneimittel den Wirkstoff L-Thyroxin in den Stärken 25, 50, 75, 88, 100, 112, 125, 137, 150, 175 und 200 (angegeben in Mikrogramm). Eingesetzt werden sie für die Behandlung aller Formen der Hypothyreose, zur Substitution nach Strumaentfernung oder zur Strumaprophylaxe, zur Substitution nach Thyreoidektomie und in der Begleittherapie bei Hyperthyreose mit Thyreostatika. Die Kombination von T4 (L-Thyroxin) mit T3 (Trijodthyronin) ist eine Alternative, die bei allen Formen der Hypothyreose für Non- oder Low-Responder unter L-Thyroxin-Therapie zur Verfügung steht. Weitere Einsatzgebiete sind Patienten mit Störungen in der Umwandlung von T4 zu T3, während einer Strumatherapie, zur Rezidivprophylaxe sowie in der Supressionstherapie eines Schilddrüsenkarzinoms. Die Einnahme von T3-Präparaten oder dem Kombinationspräparat mit T3/T4 soll als einmalige Tagesdosis morgens nüchtern 30 Minuten vor dem Frühstück mit Wasser erfolgen. Die Therapie bei einer Hypothyreose wird einschleichend begonnen und ausschleichend beendet. Zu Beginn der Therapie wird die individuelle Tagesdosis durch labordiagnostische und klinische Untersuchungen ermittelt. Die Erhaltungsdosis wird bei regelmäßigen Blutspiegelkontrollen anhand der gemessenen Schilddrüsenhormon- und TSH-Werte angepasst. Mit der richtigen Dosierung wird eine Euthyreose erreicht und es treten kaum unerwünschte Arzneimittelwirkungen auf.

Einige Interaktionen mit L-Thyroxin
AM-Gruppe Wechselwirkung Effekt Maßnahme
Orale Antidiabetika Wirkung der oralen Antidiabetika ↓Hyperglykämie      Neudosierung      der      Antidiabetika
Cumarin-Derivate Verdrängung aus der PPB*   Erhöhte      Dosisanpassung
  Blutungsneigung      der Cumarine
     notwendig
Präparate mit Resorption von T3 ↓   Wirkverlust      Zeitlicher
mehrwertigen      Einnahmeabst.
Kationen      von 2 Std.
     muss
     eingehalten
     werden
Phenytoin Verdrängung aus der PPB*   Wirkverstärkung      Engmaschige
     Kontrolle
PPB* = Plasma-Protein-Bindung


 Kontraindikationen für T3- und T4-Präparate sind jede Art der unbehandelten Hyperthyreose, Nebennierenrindeninsuffizienz und Hypophyseninsuffizienz, außerdem Angina pectoris, Myokardinfarkt oder akute Myokarditis sowie die tachykarde Herzrhythmusstörung.

Thyreostatika Es sind Arzneimittel, welche die Hormonproduktion in der Schilddrüse unterdrücken und somit die Funktion der Schilddrüse hemmen. Es werden Jodinationshemmer von Jodisationshemmern unterschieden. Beide Arzneimittelgruppen können aufgrund der resultierenden erhöhten TSH-Ausschüttung, die durch die hypothalamisch-hypophysäre Steuerung ausgelöst wird, zu einer Strumabildung führen. In diesen Fällen wird zu dem Thyreostatikum in kleinen Mengen L-Thyroxin hinzugegeben. Jodinationshemmer, wie der Wirkstoff Natriumperchlorat (NaCl04), hemmen die Aufnahme von Jodid in die Schilddrüse, die so reduzierte Jodmenge bedingt eine niedrigere Hormonsynthese und der Hormonspiegel fällt. Nach derzeitigem Erkenntnisstand soll NaClO4 nicht in Schwangerschaft und Stillzeit angewendet werden. Wirkstoffe wie Propylthiouracil, Thiamazol oder Carbimazol gehören in die Gruppe der Jodisationshemmer, die den Einbau des Jods in die Moleküle der Schilddrüsenhormone hemmen. Die Dosierungen sind bei den verschiedenen Indikationen unterschiedlich. Es gilt die Empfehlung, dass die Einnahme mit ausreichend Flüssigkeit erfolgen soll. Bei der Initialtherapie der Hyperthyreose werden Einzeldosen regelmäßig über den Tag verteilt, die Erhaltungsdosis wird morgens nach dem Frühstück auf einmal eingenommen. Carbimazol kann nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung in kleinen Dosen und unter ständiger Kontrolle von Mutter und Fetus beziehungsweise Neugeborenem in Schwangerschaft und Stillzeit verabreicht werden.

Betablocker Sollten bei einer Hyperthyreose Symptome wie Tachykardie, Herzrasen, Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck oder Zittern vordergründig auftreten, kann die Therapie der Thyreostatika anfänglich mit Betablockern unterstützt werden. Diese wirken negativ inotrop und negativ chronotrop, das bedeutet sie entlasten das Herz und verlangsamen die Frequenz. Sind die Schilddrüsenwerte wieder im Normbereich bessert sich die Symptomatik und der Betablocker kann eventuell ausgeschlichen werden.

Radio-Jod-Therapie Eine Radio-Jod-Therapie ist bei gutartigen Schilddrüsenerkrankungen wie Morbus Basedow, Hyperthyreose mit „heißen Knoten“, Schilddrüsenautonomie, verschiedenen Strumae sowie in der Therapie von bösartigen Schilddrüsenkarzinomen einsetzbar. Hierzu wird das radioaktive Jod-Isotop 131 als Natriumjodid in Kapselform oral verabreicht. Es gelangt sehr gezielt nur in die Schilddrüse. Der überwiegende Beta-Strahler führt dort zu Schäden an der Thyreozyten-DNA, was zu einer gezielten Apoptose (Zelltod) führt. Das 131I-Isotop hat eine Halbwertszeit von acht Tagen, deshalb werden Patienten stationär aufgenommen und verbleiben in der Regel zwei bis sechs Tage in Quarantäne. Alle Ausscheidungen sowie ihre Atemluft sind noch mindestens 48 Stunden nach Applikation radioaktiv verstrahlt. Die verabreichte Strahlendosis wird ganz individuell nach der Art der Erkrankung und dem Zustand des Patienten festgelegt. In Deutschland dürfen nach geltender Strahlenschutzverordnung Radio-Jod-Therapien nur in speziell dafür eingerichteten Kliniken oder Krankenhausstationen erfolgen. Kontraindiziert ist die Behandlung von Schwangeren und Kindern.

Bärbel Meißner,
Apothekerin



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