Mikronährstoffe: Bausteine des Lebens
20 Minuten
- 1Mikronährstoffe
- 2Fettlösliche Vitamine
- 3Wasserlösliche Vitamine
- 4Mengenelemente
- 5Spurenelemente
- 6Lernerfolgskontrolle
01. Juli 2025
Familie der B-Vitamine
Die bis eben beschriebenen fettlöslichen Vitamine haben den Vorteil, dass der menschliche Körper sie bei Bedarf speichern kann. Diese Eigenschaft fehlt bei den meisten B-Vitaminen – mit Ausnahme von Vitamin B12. Die B-Vitamine haben auch den Nachteil, dass sie beim Kochen ins Wasser übergehen und häufig im Ausguss landen.
Eine tägliche Aufnahme ist unumgänglich. Die meist begrenzte Lagerkapazität ist schnell erschöpft.
Für die B-Vitamine sind nicht alle Zahlen gut belegt, da Substanzen, die den B-Vitaminen zugeordnet wurden, ihren Status teilweise wieder verloren haben.
Während der Beratung sollte immer erst ein Vitamin B-Komplex als Grundlage empfohlen werden und darauf aufbauend das weitere benötigte B-Vitamin. Generell können Sie einen B-Komplex bei Alkoholismus und bariatrischen Eingriffen empfehlen.
B1 bei Diabetes
Vitamin B1 wird bestimmt auch den meisten Diabetikern unter Ihren Kunden ein Begriff sein: das Vitamin für die Nerven. Thiamin, in seiner fettlöslichen Form Benfotiamin genannt, ist in den Zellwänden der Nervenzellen zu finden und optimiert die Übermittlung der Nervenimpulse. Ein Mangel setzt die Schmerzgrenze herab und verschlimmert so Neuropathien. Auch für die Energieproduktion ist Vitamin B1 unerlässlich. Da es hitzeempfindlich ist, wird es durch zu langes Kochen zerstört.
B2, B3 und B6 für mehr Energie
Riboflavin, die chemische Substanz, die sich hinter Vitamin B2 versteckt, hat als Coenzym seine Finger in verschiedensten Prozessen. Es ist unerlässlich bei der Aktivierung von Vitamin B6, der Synthese von B3 und bei der Rezyklierung von Glutathion. In den Mitochondrien ist es direkt an der Energieproduktion beteiligt und hilft in der Leber beim Abbau körperfremder Substanzen.
Hier hat sich „Viel hilft viel“ bewährt. Bisher sind auch bei hohen Dosierungen keine toxischen Nebenwirkungen bekannt. Bei Jugendlichen und älteren Menschen kommt es durch falsche Ernährung überdurchschnittlich häufig zu einer Unterversorgung. Eine lange Lagerung und viel Licht führen schnell zu hohem Verlust. Positiv zu sehen ist, dass es nicht hitzeempfindlich ist.
Auch Vitamin B3 wird nicht durch Hitze beeinflusst. Es kommt in drei Formen in Lebensmitteln vor. Nicotinsäure, Niacinamid und Niacinamid-Ribosid können alle drei in die aktiven Formen NAD+ und NADP umgewandelt werden, die für die Energieproduktion im Körper unerlässlich sind. Zudem wird B3 für den reibungslosen Ablauf der Genvermehrung und Generneuerung benötigt.
B3 ist am besten in der Form Niacinamid verträglich. Die Gabe als Nicotinsäure kann einen Flush verursachen, also das anfallsartige Erröten im Gesicht und am Hals, oder sogar den Blutdruck senken.
Bei nicht ausreichender Versorgung hat der Körper noch einen Trick parat. Er kann 60 mg Tryptophan zu einem Milligramm (mg) Niacin verstoffwechseln. Die Vitamine B2 und B3 sind sehr eng miteinander verknüpft, daher ähneln sich auch die Mangelerscheinungen. Sehr spezifisch sind Mundwinkelrhagaden, eingerissene Lippen und eine entzündete Zunge.
Auch Vitamin B6 hat hier einen Einfluss. Leider ist es empfindlich gegenüber Hitze und Licht. Insgesamt zählen sechs Verbindungen zu B6: Pyridoxal, Pyridoxamin und Pyridoxin und ihre jeweiligen phosphorylierten Derivate haben Einfluss auf den Aminosäurestoffwechsel, den Fettstoffwechsel und die Blutbildung. Weiterhin wird Vitamin B6 bei der Umwandlung von Tryptophan zu B3 benötigt. Es ist gut verträglich, kann aber ab Dosierungen von über 3000 mg pro Tag zu neurologischen Störungen wie Missempfindungen führen.
B5 und B8 für die Haut
Pantothensäure, die chemische Substanz, die sich hinter Vitamin B5 versteckt, ist aus den gängigen Wundsalben nicht wegzudenken. Doch als Teil des Citratzyklus kann sie noch mehr. B5 transportiert die Moleküle, die beim Abbau von Fettsäuren und Zuckern entstehen, zu ihren Wirkorten. Auch bei der Häm-Synthese wird es benötigt. Bei Akne wird es in der Dosierung von 2000 mg pro Tag eingesetzt, um Gesichtsläsionen zu reduzieren.
Auch das inoffizielle Vitamin B8, besser bekannt als Biotin, wird häufig eher zu äußerlichen Zwecken eingesetzt. Dabei gilt dieser Einsatz eher als angenehme Nebenwirkung. Abgesehen von der Nahrung gibt es Biotin-produzierende Darmbakterien. Ein Mangel ist daher selten.
Biotin ist unerlässlich für die Verstoffwechselung von Glucose, Fettsäuren und Aminosäuren. Seine wichtigste Funktion ist aber wahrscheinlich die Stimulation der DNA-Synthese und somit die Aufgabe bei der Zellteilung und Zelldifferenzierung. Dieser Eigenschaft verdankt Biotin seinen Spitznamen: Vitamin H für die sich schnell teilenden Haut- und Haarzellen.
Auch wenn bisher keine toxischen Wirkungen auf den Körper festgestellt wurden, so gibt es einen wichtigen Beratungshinweis. Bestimmte Laboruntersuchungen, die unter anderem auch Herzinfarkte nachweisen sollen, können durch die Einnahme von Biotin verfälscht werden. Das kann mitunter lebensgefährlich werden. Daher sollten Biotin-Präparate über 150 μg pro Tag mindestens zwei Tage vor der Untersuchung abgesetzt werden.
B9: Folsäure für Schwangere
Das in der Nahrung als Folat vorkommende Vitamin B9 ist ein Beispiel dafür, dass synthetische Produkte teilweise sogar besser bioverfügbar sind als die natürliche Substanz. Folat kommt in der Natur als mehrgliedrige Kette vor, die im Darm erst abgebaut werden muss. Folsäure ist die Bezeichnung für das bereits abgebaute Folat. Es ist im Darm direkt bioverfügbar. Um dem Körper noch einen weiteren metabolischen Schritt abzunehmen, kann die bioaktive Form 5-Methyltetrahydrofolat empfohlen werden.
Folat ist unter anderem wichtig für die Bildung des zentralen Nervensystems beim Fötus. Hier sollte schon vor Beginn der Schwangerschaft auf eine ausreichende Versorgung geachtet werden. Auch Männern kann Folat empfohlen werden, um die Spermienqualität zu erhöhen. Weiterhin ist Folat wichtig für eine funktionierende Zellteilung. Ein Folsäuremangel ist häufig der Auslöser einer Anämie.
Da nicht jede Zellteilung erwünscht ist, ist diese Eigenschaft der Grund dafür, dass ohne klare Indikation nicht mehr als ein Milligramm pro Tag empfohlen werden sollte. Weiterhin kann eine hohe Folatzufuhr auch einen Vitamin B12-Mangel maskieren, der wiederum eine perniziöse Anämie auslösen kann.
B12: Cobalamin für Veganer
Vitamin B12 ist der Begriff für eine Gruppe von Cobalamin-Verbindungen. Ihr Mangel wird meist mit einer vegetarischen oder veganen Ernährung in Verbindung gebracht. In der Tat enthalten pflanzliche Nahrungsmittel maximal Spuren von Vitamin B12. Auch wenn bis zu fünf Milligramm Vitamin B12 in der Leber gespeichert sein können, so sollten Veganer den Status kontrollieren lassen. Das gleiche gilt auch für alle Menschen ab 65, Schwangere, Sportler und Menschen mit Lebererkrankungen.
Vitamin B12 ist unerlässlich für den Energiestoffwechsel und die Funktion von Nervenzellen. Es arbeitet eng mit Folat zusammen, um eine optimale Zellentwicklung zu gewährleisten. Auch wenn Anbieter teilweise damit werben: Die Form des Cobalamins bei der oralen Einnahme spielt keine Rolle. Alle Formen werden im Darm zum Cobalamin reduziert, welches dann zu circa 99 Prozent mit dem Intrinsic Factor und zu circa einem Prozent über die passive Diffusion aufgenommen wird. Erst im Blut wird es dann wieder zurück zum Methylcobalamin metabolisiert. Bei der parenteralen Gabe ist es daher sinnvoll, direkt Methylcobalamin zu injizieren.
Auch wenn Vitamin B12 als untoxisch gilt, wird eine dauerhafte hochdosierte Einnahme ohne Kenntnis des Status nicht empfohlen. Bei Rauchern gibt es erste Anhaltspunkte, dass hier das Risiko von Lungentumoren erhöht sein könnte.
Vitamin C – Folge eines Enzymmangels
In der Evolution geht vieles verloren, was Energie sparen kann. Nun ist allerdings nicht alles gewollt. Das gilt leider für die Gulonolacton-Oxidase. Mit diesem Leberenzym konnten unsere Vorfahren noch selbst Vitamin C herstellen. Durch einen Erbfehler ging dieses Enzym verloren. Heutzutage muss es aktiv zugeführt werden.
Die Wasserlöslichkeit macht es allerdings nicht ganz so einfach. Bis 300 mg werden noch 90 Prozent der Ascorbinsäure aufgenommen. Danach sinkt die Aufnahme rapide auf unter 30 Prozent ab. Die Speicherkapazität des Körpers wird an die Aufnahme angepasst und kann auf bis zu 5000 mg steigen.
Der Tagesbedarf kann gut über die Nahrung gedeckt werden. Geht es aber um die Prävention, führt kaum ein Weg an Supplementen vorbei. Dabei stehen verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl. Zum einen können mehrmals täglich kleine Mengen Ascorbinsäure eingenommen werden. Weiterhin bieten sich Retardpräparate oder liposomal verpackte Ascorbinsäure an, um die Aufnahme signifikant zu steigern. Gepuffertes Vitamin C als Natriumascorbat oder Calciumascorbat hat eine höhere Bioverfügbarkeit und schont gleichzeitig den Magen.
Wurde eine gute Einnahmevariante gefunden, so scheint die Liste der positiven Aspekte endlos. Vitamin C positive Auswirkungen auf
- das Immunsystem,
- bei Diabetes,
- Asthma,
- Gallensteinen,
- Gicht,
- Krebs,
- Umweltgifte,
- Stress,
- die Wundheilung
und weitere Problematiken im Alltag der Kunden.
Ein guter Vitamin-C-Status erhöht auch die Aufnahme von Eisen. Sie können Vitamin C deshalb gezielt als Zusatz bei Eisenpräparaten empfehlen. Nicht abschließend geklärt ist der Einfluss auf Oxalat-Nierensteine. Bei Menschen mit Hämochromatose sollte auf eine dauerhafte Einnahme von Vitamin C verzichtet werden.











