© iryna_l / stock.adobe.com

Giftpflanzen

WUNDERSCHÖNE KUGELN

Bis in den November hinein hingen, nachdem die hübschen Dolden verblüht waren, die scharlachroten Früchte an den Sträuchern des Gemeinen Schneeballs. Glücklicherweise kommt es nur selten zu Vergiftungen.

Seite 1/1 3 Minuten

Seite 1/1 3 Minuten

Die Schneebälle (Viburnum) bilden mit circa 200 Arten eine sehr große Gattung innerhalb der Familie der Moschuskrautgewächse (Adoxaceae). Früher wurde die Gattung Viburnum zu den Geißblattgewächsen (Caprifoliaceae) gezählt. Da sie aber mehrere abweichende Merkmale aufweisen (z. B. Steinfrüchte) wurden sie später den Adoxaceae zugeordnet, zu denen heute auch die Pflanzengattung der Holunder (Sambucus) gerechnet wird. Die Gattung der Schneebälle ist in den gemäßigten bis subtropischen Gebieten der Nordhalbkugel zu finden. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich vor allem von Asien bis nach Nord- und Mittelamerika.

In Mitteleuropa sind lediglich zwei Arten, Viburnum opulus/Gemeiner oder Gewöhnlicher Schneeball und Viburnum lantana/Wolliger Schneeball, heimisch. Da aber auch andere Schneeball-Arten bei uns ideale Standortbedingungen antreffen, findet man viele von ihnen in ganz Europa (z. B. Viburnum prunifolium/Amerikanischer Schneeball). Sie gedeihen vor allem an feuchten Standorten wie den Ufern von Bächen, Flüssen und Seen sowie an feuchten Gebüschen und Waldrändern. Wegen ihrer eindrucksvollen Blütenstände kultiviert man sie auch häufig in Parks und Gärten als Zierpflanzen.

Ahornähnliche Blätter Der häufig anzutreffende und wild wachsende Gemeine oder Gewöhnliche Schneeball (Viburnum opulus) ist ein sommergrüner Strauch, der Wuchshöhen von bis zu sechs Metern erreichen kann. Seine Zweige sind im ersten Jahr stumpf-kantig und mit einer grünlich-braunen oder rötlichen Rinde versehen. In den Folgejahren verfärbt sich diese in gelblich bis rot-braun und die Äste bekommen eine rundliche Form. Da sie gut biegsam sind, wurden sie früher zum Flechten von Körben verwendet, worauf der Gattungsname Viburnum zurückzuführen ist, der sich von lat. viere = binden, flechten ableitet.

Der Artname nimmt auf die Blattform des Gemeinen Schneeballs Bezug, die den Blättern des Feldahorns gleicht, der von den Römern Opulus genannt wurde. Die gegenständig angeordneten Blätter weisen eine deutliche Nervatur auf und ihre Unterseite ist fein, die Oberseite drüsig behaart. Sie werden etwa sechs bis zwölf Zentimeter lang und fünf bis zehn Zentimeter breit und sind gestielt (ein bis zu fünf Zentimeter langer Blattstiel). Meist sind sie drei-, selten fünfteilig und weisen einen grob gezähnten Blattrand auf.

Kugelförmige Blütenstände Nach den Laubblättern erscheinen die Blüten, deren Blütezeit bei uns von Mai bis August reicht. Der endständige Blütenstand hat einen Durchmesser von fünf bis zwölf Zentimetern. Er bildet eine Doldentraube, die an kleine Schneebälle erinnert, worauf der deutsche Name verweist. Der Blütenstand umfasst zweierlei Blüten. Die weißen Blüten im inneren sind zweigeschlechtlich, klein, kurzgestielt und glockenartig mit fünf Staubblättern, aus denen dünne, etwa vier Zentimeter lange Staubfäden herausragen. Im Blütenstand außen befinden sich große weiße, sterile Blüten mit kurzem Stiel. Sie besitzen weder Staub noch Fruchtblätter. Im Gegensatz zu den fertilen, nicht duftenden Blüten verströmen sie aber einen intensiven wohlriechenden Duft, der als Lockmittel für Insekten dient. Er zieht vor allem Bienen und verschiedene Käfer an, die hauptsächlich als Bestäuber dienen.

Verlockende Früchte Von August bis November entwickeln sich aus den Blüten die beerenähnlichen, scharlachroten, kugeligen Steinfrüchte, die im unreifen Zustand giftige Glykoside, wie Viburnin, enthalten. Ihr Genuss in großen Mengen kann Erbrechen und Durchfall auslösen. Von schwerwiegenden Vergiftungsanzeichen wie Herzrhythmusstörungen, Atemnot oder gar Tod wird selten und auch nur in älterer Literatur berichtet. Ebenso scheinen die Blätter und Rinde nur leicht giftig zu sein.

Das gleiche gilt für die Früchte, Blätter und Rinde des ebenfalls als giftig eingestuften Wolligen Schneeballs (Viburnum lantana), der zwar im Norden Europas fehlt, aber im Süden Deutschlands und in den Mittelgebirgen verstreut anzutreffen ist. Im reifen Zustand werden die Früchte durch Einkochen oder Einfrieren genießbar, da sich die Giftstoffe durch hohe Temperaturen beziehungsweise Minusgrade zersetzen. Hierzulande üblich ist beispielsweise die Herstellung von Marmeladen oder Gelees. In einigen anderen Ländern ist es verbreitet, Saft aus den Beeren herzustellen, die nach dem ersten Frost geerntet werden.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 12/17 ab Seite 144.

Gode Chlond, Apothekerin

×