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Duftstoffallergien

WOHLGERUCH MIT NEBENWIRKUNGEN

Einmal dagegen sensibilisiert, sollte man die auslösenden Stoffe tunlichst meiden – eine teilweise kriminalistisch anmutende Aufgabe, gerade wenn es um Riechstoffe geht.

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Diese Stoffe sind fester Bestandteil unseres Alltags: Sie befinden sich in Pflege- und Aromaprodukten, in Handcreme und Deo ebenso wie in Wasch- und Putzmitteln. Und einige davon gehören zu den am stärksten allergisierend wirkenden Substanzen.

Auf der Liste derjenigen Stoffe, die am häufigsten Allergien auslösen, belegen Duftstoffe den zweiten Platz gleich hinter Nickelsulfat, das seit langem die „Top 20“ der Allergene anführt. Drei der wichtigsten: Eichenmoos absolue, Isoeugenol und Zimtaldehyd . Seit ein paar Jahren blicken Allergologen auch zunehmend kritisch auf einige ätherische Öle, darunter Jasmin absolut, Sandelholzöl oder das aus den Blüten eines tropischen Baums gewonnene Ylang-ylang (I+II)- Öl. Die blumige Note des letzteren wird gerne Parfums (darunter dem berühmten Chanel Nº 5) sowie Seifen zugesetzt und findet Verwendung in der Aromatherapie.

Oft als Auslöser von Beschwerden identifiziert wird der Riechstoff HiCC (Hydroxyisohexyl 3-Cyclohexene Carboxaldehyde), ein synthetischer Maiglöckchenduft mit dem Handelsnamen Lyral. Die Substanz ist billig herzustellen und wird deswegen und wegen ihres angenehm frischen Dufts in großen Mengen praktisch ubiquitär eingesetzt: von After Shaves und Deodorants, über Seifen und Spülmittel bis zu Schuhcremes oder anderen Haushaltsprodukten – nicht zu vergessen echte Parfums.

Deklarationspflicht 26 Duftstoffe, die europaweit am häufigsten bei Menschen Allergien hervorrufen, müssen seit 2005 einzeln gekennzeichnet sein, wenn ihr Gehalt eine bestimmte Grenze übersteigt: bei Kosmetika, die auf der Haut oder den Haaren verbleiben (sogenannte Leave-on-Produkte), ab 0,001 Prozent, bei Produkten, die abgewaschen werden (Rinse-off-Produkte), ab 0,01 Prozent. Angegeben werden die Inhaltstoffe nach dem INCI-System, der International Nomenclature of Cosmetic Ingredients.

Zu den aufzuführenden Duftstoffen gehören unter anderem Citral, Farnesol und Linalool. Die vollständige Liste kann man auf der Internetseite des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) einsehen. Das wissenschaftliche Gremium für Verbrauchersicherheit der EU empfiehlt nun, die Deklarationspflicht auf eine Reihe weiterer Substanzen auszuweiten.

TIPPS FÜR IHRE KUNDEN
+ Neue Produkte am besten an der Ellenbeuge testen: Entwickelt sich an dieser empfindlichen Stelle
   innerhalb von 48 Stunden keine Rötung, gilt dies als gutes Zeichen
+ Wer Parfum verwenden möchte, sollte dies besser auf Kleidung oder Haar sprühen, statt es direkt
   auf die Haut aufzutragen
+ Produkte ohne Duftstoffzusatz wählen

Drei besonders starke Allergene sollten nach Ansicht der Experten sogar ganz aus kosmetischen Produkten verbannt werden: Lyral sowie die Eichenmoosbestandteile Atranol und Chloratranol, viel verwendet in Parfums oder Rasierwasser. Über diese Pläne wird heftig diskutiert. Skeptiker wenden ein, dass Kosmetika nicht notwendig sicherer werden, wenn die aussortierten Riechstoffe durch neue, weitgehend unerforschte Substanzen ersetzt werden.

Anders als Heuschnupfen & Co. Die Kontaktallergie ist eine Typ-IVAllergie; die immunologischen Prozesse unterscheiden sich von denen der klassischen Typ-I-Allergien wie den allergischen Atemwegserkrankungen oder Nahrungsmittelallergien. Während diese Soforttypallergien auf einer Reaktion des Allergens mit IgE-Antikörpern beruhen, welche die Kaskade der entzündlichen Vorgänge anstößt, läuft die Reaktion bei Typ-IV-Allergien rein zellvermittelt ab, ohne Beteiligung von Antikörpern.

Bevor ein Allergen eine Allergie auslöst, muss eine Sensibilisierung stattfinden. Diese wird durch eine defekte Hautbarriere begünstigt, da damit das Eindringen der Allergene in die obere Hautschicht erleichtert wird. In dieser Phase werden spezifisch auf den Auslöser reagierende T-Lymphozyten ausgebildet. Der nächste Kontakt mit dem betreffenden Stoff – ausreichende Konzentration vorausgesetzt – reicht dann bereits zur Auslösung der allergischen Reaktion. Dies dauert Stunden oder sogar Tage; daher spricht man auch von der Spättypallergie.

Das verzögerte Auftreten macht es oft schwierig, auf den ursächlichen Stoff rückzuschließen. Am Ort des Allergenkontakts kommt es zunächst zu einer juckenden Rötung. Zusätzlich bilden sich oft Vesikel, Knötchen und Schwellungen. Die Bläschen brechen auf, die Läsionen nässen, es entstehen Krusten. Das akute allergische Kontaktekzem heilt nach einiger Zeit ab. Nur unter weiter bestehendem Kontakt mit dem Auslöser entwickelt sich ein chronisches Stadium: Es nässt und schuppt, die Haut verdickt sich (Lichenifikation) in dem Bereich und es bilden sich Rhagaden.

In manchen Fällen „streuen“ die Hautveränderungen auch in andere Areale. Erklären Sie Ihren Kunden, dass sich Kontaktallergien auch gegenüber Stoffen entwickeln können, die jahrelang gut vertragen wurden.

Dem Allergen auf der Spur Manchmal gibt schon das Verteilungsmuster des Ekzems einen Hinweis auf mögliche Auslöser (Ausschlag in der Achselhöhle durch ein Deo). Die Sensibilisierung kann mit dem Epikutantest (Patch-Test) nachgewiesen werden, bei dem Serien bekannter Kontaktallergene auf dem Rücken aufgetragen und mit Pflastern abgedeckt werden.

Häufig vorkommende allergisierende Duftsubstanzen beziehungsweise Extrakte werden zu Testzwecken als Gemische verwendet. Der Duftstoffmix I ist eine Kombination acht solcher Substanzen; 2012 wiesen 9,1 Prozent der getesteten Personen eine Sensibilisierung auf einen oder mehrere Komponenten dieser Testserie auf.

Im Duftstoffmix II sind vor allem Riechstoffe mit zitronigen Tönen gebündelt. Ausgewertet werden die Hautreaktionen und ihre Intensität nach 48, 72 und manchmal auch 96 Stunden. Bei akuten Beschwerden helfen Kortikosteroid- haltige Salben; die Haut beruhigt sich meist binnen weniger Tage.

Bei der Wahl der geeigneten Grundlage gilt wie bei allen Ekzemen der Grundsatz „Feucht auf feucht, fett auf trocken“, das heißt, je akuter der Zustand und je stärker die Stelle nässt, umso höher sollte der Wasseranteil des Pflegeprodukts sein. Je chronischer das Ekzem, je trockener die Haut ist und schuppt, umso fettender die Salbengrundlage. Ansonsten besteht die beste Therapie darin, den oder die Auslöser konsequent zu meiden.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 05/14 ab Seite 54.

Waltraud Paukstadt, Dipl. Biologin

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