Den Lauf seiner Gedanken mit all seinen subjektiven Bewertungen hat man letztlich selbst in der Hand. © Natali_Mis / iStock / Getty Images Plus
Den Lauf seiner Gedanken mit all seinen subjektiven Bewertungen hat man letztlich selbst in der Hand. © Natali_Mis / iStock / Getty Images Plus

Psychologie | Kopfkino

WIEVIEL MACHT HABEN UNSERE GEDANKEN?

Warum schreibt er nicht zurück? Hat er zu viel zu tun oder bin ich ihm egal geworden? Und zack, schon ist man mittendrin im Gedankenkarussell. Passiert uns das häufiger, entsteht daraus schnell ein negativer und pessimistischer Denkstil, der die Lebensqualität beeinflussen kann.

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Aber wieso ist das eigentlich so? Denn grundsätzlich ist das erst einmal keine Situation, über die wir uns Sorgen müssten, es bleibt vorerst einfach eine Situation. Unsere psychische Reaktion auf diese Situation führt allerdings zu einer subjektiven, in diesem Fall negativen Bewertung, die uns schaden kann. Realisieren wir diesen Prozess als solchen, können wir im Anschluss an diese Bewertung die Kontrolle über unsere Gedanken wieder zurückerlangen und diese ins Positive umwandeln. Ein Prozess, der allerdings viel Übung bedeutet. Schafft man das nicht und bewertet immer weitere Situationen als negativ, kann es passieren, dass die subjektive Bewertung der Situation immer mehr die eigene Stimmung beeinflusst und man die Kontrolle über seinen Denkstil verliert. Das kann einem schon einmal den ganzen Tag verderben – in der Psychologie wird dieser negative Denkstil als mentaler Stress bezeichnet.

Aus dem Erlebten bilden sich dann Erwartungen, in diesem Fall also negative Erwartungen. In der Medizin kennt man diesen Effekt auch und hat ihn Nocebo-Effekt getauft. Die subjektive Erwartungshaltung schafft es dabei, eine körperliche Reaktion auf ein Medikament ohne spezifische Wirkung auszulösen. Rechnet man fest mit dem Auftreten fieser Nebenwirkungen, dann treten diese auch häufiger auf. Dies konnte zum Beispiel auch eine randomisierte Studie zu Betablockern belegen: Die erste Gruppe erhielt das Medikament ohne jeglichen Informationen, die zweite wusste zwar, dass sie einen Betablocker erhält, wurde aber nicht zu den möglichen unerwünschten Wirkungen aufgeklärt und Gruppe 3 erhielt zusätzlich ausführliche Informationen zum Nebenwirkungsprofil des Arzneistoffes – vor allem zu erektiler Dysfunktion. Nocebo-Effekt sei Dank, litt Gruppe 1 zu rund 3 Prozent an erektiler Dysfunktion und Gruppe 3 zu 31 Prozent. Solche Macht haben unsere Gedanken.

Aber was dagegen tun? Ein erster Schritt wäre schlicht die Bewusstwerdung des Vorgangs: Versteht man, wie groß die Auswirkungen unserer Gedanken sind, können sie auch bewusst gesteuert werden. In einer negativ bewerteten Situation kann das Gedankenkarussell dann durch positive Gedanken bewusst durchbrochen werden, wodurch Zeit und Offenheit für Aktivitäten entstehen, die uns Spaß machen. Niemand außer einem selbst, kann die eigene Stimmung steuern. Ein schöner Gedanke – als Herrscher über das eigene Empfinden erhält man genauso die alleinige Verantwortung für sein Wohlbefinden.

Farina Haase,
Apothekerin, Volontärin

Quelle: www.adhibeo.de

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