© Die PTA in der Apotheke
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Kino – Schon gesehen?

WIE EIN EINZIGER TAG

Der Film von Regisseur Nick Cassavetes aus dem Jahr 2004 erzählt nicht nur die Geschichte einer ganz besonderen Beziehung, sondern gibt auch Einblick in die Krankheit Alzheimer mit all ihren hässlichen Facetten.

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Eine an Demenz erkrankte Greisin lebt in einem Pflegeheim, wo sie regelmäßig von einem alternden Mann (James Garner) besucht wird, der ihr aus einem verblichenen Notizbuch über ein junges Paar und ihrer ersten großen Liebe vorliest, um etwas Leben in den Alltag der alte Dame zu bringen:

Die siebzehnjährige Allie (Rachel McAdams) verbringt mit ihren Eltern in der Küstenstadt Seabrook/North Carolina ihren Urlaub, als sie auf Noah (Ryan Gosling) trifft. Er ist ein Teenager aus armen Verhältnissen, sie hingegen stammt aus einer reichen Familie. Die beiden verlieben sich ineinander, doch das junge Paar hat es nicht leicht: Allies Eltern sind gegen die Partnerschaft und versuchen mit aller Kraft der Beziehung ein Ende zu setzen.

Ungeachtet der widrigen Umstände genießen Allie und Noah zunächst unbeschwerte Tage miteinander und empfinden ihre Verbindung als etwas ganz besonderes. Als Allies Eltern bemerken, wie ernst es ihrer Tochter ist, brechen sie den Urlaub überstürzt ab und treten die Rückreise an. Ein ganzes Jahr lang schreibt Noah seiner Freundin nun täglich Liebesbriefe, doch Allie bekommt die Nachrichten nicht, weil ihre Mutter die Post abfängt.

Da Noah nicht eine einzige Antwort von Allie erhält, schreibt er ihr schließlich schweren Herzens einen endgültigen Abschiedsbrief und lebt von nun an sein Leben: Er zieht für die Vereinigten Staaten in den zweiten Weltkrieg, doch es gelingt ihm während der ganzen Zeit nicht, Allie zu vergessen. Als er heimkehrt, baut er ein Traumhaus ganz nach ihren damaligen, gemeinsamen Vorstellungen. Zwar führt Noah in der Zwischenzeit andere Beziehungen, doch tief in seinem Herzen liebt er Allie nach wie vor und bekommt sie nicht aus seinem Kopf.

kinoplakat zum filmAuch Allies Leben geht weiter: Sie verlobt sich mit dem wohlhabenden Anwalt Lon Hammond (James Marsden), doch glücklich wird sie trotz des Reichtums nicht. Noch immer erinnert sie sich an die stürmische Liebe zu Noah, ihren glücklichen Sommer und schafft es trotz aller Bemühungen nicht, ihn aus ihrem Gedächtnis zu verbannen. Als sie eines Tages einen Artikel über ihn in der Zeitung entdeckt, ist sie fest entschlossen, Noah noch vor ihrer Hochzeit mit Lon wiederzusehen und nichts hält sie mehr davon ab, ihn zu besuchen. Unter dem Vorwand, Antiquitäten kaufen zu wollen, reist sie zu ihm und erhofft sich, durch ein Gespräch mit ihm einen Schlussstrich unter ihre gemeinsame Zeit setzen zu können. Doch aus der Unterredung entwickelt sich mehr, denn beide empfinden die Liebe füreinander noch genauso wie vor vielen Jahren.

Sie verbringen eine romantische Zeit miteinander, als plötzlich Allies Mutter vor der Tür steht. Diesmal möchte sie ihre Tochter jedoch nur vor Lon warnen, denn sie hat mitbekommen, dass er auf dem Weg zu Allie ist. Zum Erstaunen beider händigt sie ihnen sogar Noahs Briefe aus, die sie damals unterschlagen hat. Allerdings überlegt Allie es sich plötzlich anders und möchte zu ihrem Verlobten zurückkehren. Obwohl Noah sie inständig anfleht, ihn nicht zu verlassen, fährt sie in ihr Hotel.

Dort liest sie noch einmal Noahs damaligen Abschiedsbrief an sie und endlich wird ihr klar, was sie wirklich will: Sie entscheidet sich für die wahre Liebe und bleibt bei ihm. Hier endet das Tagebuch und es wird schlagartig deutlich, wer die beiden alten Menschen sind: Noah und seine kranke Frau Allie. Sie haben ein glückliches Leben miteinander verbracht und aus ihrer Ehe sind fünf Kinder hervorgegangen. Irgendwann fing Allie an, sich seltsam zu verhalten, Gegenstände zu verlegen, Dinge zu vergessen oder den Heimweg nicht mehr zu finden – und dann stand die Diagnose auf einmal fest: Alzheimer.

Täglich geht Noah, der selbst an Krebs erkrankt ist, nun mit Allie spazieren und liest ihr aus dem Tagebuch vor, in dem sie kurz vor der Diagnose ihre Liebesgeschichte zusammen aufgeschrieben haben. Er hofft, dass Allie sich dann wenigstens für den Bruchteil einer Sekunde an ihre gemeinsame Vergangenheit erinnert. Manchmal geschieht dies und dann reden die beiden über ihr Leben – doch innerhalb kürzester Zeit kehrt Allie wieder in die Welt des Vergessens zurück. An ihrem 50. Hochzeitstag sitzt Noah bei Allie, streicht ihr übers Haar und küsst sie. Und es passiert das, was er sich immer wünscht: Sie erkennt ihn – sagt sogar seinen Namen. Er legt sich zu ihr und die beiden schlafen Hand in Hand ein. Am nächsten Morgen wird der Tod des Paares festgestellt.

 Häufigste Form der Demenz Morbus Alzheimer bezeichnet eine degenerative Krankheit mit fortschreitendem Verlust geistiger Leistungsfähigkeit. Die Störung betrifft das Gedächtnis, insbesondere das Kurzzeitgedächtnis, sodass sich Patienten an die Dinge, die am weitesten zurückliegen, noch am besten erinnern. Beeinträchtigt sind ferner die Orientierung, die Feinmotorik und das Sprachvermögen (vermindertes Vokabular, Sprachfluss).

Der deutsche Arzt Alois Alzheimer beschrieb 1901 erstmals das Leiden an seiner Patientin Auguste Deter. Er diagnostizierte Veränderungen an ihrem Gehirn, die bis heute typisch für diese Demenzform sind. Die Erkrankung endet in der Regel für Betroffene im Zustand der Pflegebedürftigkeit. Sie erkennen in diesem Stadium alltägliche Gegenstände und nahestehende Personen nicht mehr. Auch die Persönlichkeit wandelt sich: Menschen, die einst ein harmoniebedürftiges Wesen hatten, neigen unter Umständen plötzlich zu Wutausbrüchen oder aggressivem Verhalten.

Gründe für das Durcheinander Lange bevor deutliche Gedächtniseinschränkungen auftreten, erkennt man Auffälligkeiten in neurophysiologischen Untersuchungen. Die Ursachen der Alzheimer-Krankheit sind noch nicht eindeutig geklärt, man geht allerdings von Eiweißablagerungen (so genannten Tauproteinen und Ablagerungen des Eiweißes Beta-Amyloid) oder einer veränderten Konzentration der Botenstoffe Acetylcholin und Glutamat aus. Im Verlauf der Erkrankung sterben Neuronen ab (Hirnatrophie), was dazu führt, dass die Hirnmasse reduziert wird.

Kampf dem Vergessen Um die Lebensqualität der Patienten zu verbessern und deren Selbstständigkeit möglichst zu bewahren, gibt es verschiedene Ansätze. Zur nicht-medikamentösen Therapie gehören folgende Maßnahmen:

  • Verbesserung der Orientierung des Patienten, indem die Wohnverhältnisse und der Tagesablauf angepasst werden
  • Abbau von Sprachstörungen
  • Krankengymnastik
  • Kunst- und Musiktherapie
  • Gehirntraining.

Patienten können auch in Tageskliniken betreut werden, wo Fachkräfte (z. B. Sozialarbeiter, Psychologen, Logopäden, Ergotherapeuten) mit den Betroffenen den Alltag trainieren. Antidementiva werden eingesetzt, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verzögern.

Patienten erhalten in frühen und mittleren Krankheitsstadien Acetylcholinesterase-Hemmer (Donepezil, Galantamin und Rivastigmin), die das Enzym Cholinesterase, welches im Gehirnstoffwechsel dem Abbau von Acetylcholin dient, blockieren. Dadurch verbessert sich der Austausch zwischen den Nervenzellen, weil die Verfügbarkeit des Acetylcholins nun wieder gesteigert ist, sodass positive Folgen für die Hirnleistung und die Alltagsbewältigung resultieren.

Ein anderer Wirkstoff ist der N-Methyl-D-Aspartat-Antagonist (NMDA-Antagonist) Memantin, der die Rezeptoren des Botenstoffes Glutamat beeinflusst. Memantin kommt bei einer mittelschweren bis schweren Demenz zum Einsatz. Man startet mit einer niedrigen Dosierung, die langsam gesteigert wird.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 09/13 ab Seite 104.

Martina Görz, PTA und Fachjournalistin (FJS)

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