Blumen © emer1940 / iStock / Getty Images
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Prämierte Pflanzen

WEISSDORN UND JOHANNISKRAUT

Auch 2019 gibt es wieder eine Arzneipflanze und eine Heilpflanze des Jahres. Gewählt wurden der Weißdorn und das Johanniskraut. Beide Pflanzen haben einen hohen Bekanntheitsgrad.

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Zu Recht, wie etwa der Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde an der Universität Würzburg in Bezug auf den Weißdorn befand und ihn zur „Arzneipflanze des Jahres 2019“ wählte. Zur „Heilpflanze des Jahres 2019“ wurde Johanniskraut vom Verein zur Förderung der naturgemäßen Heilweise (NHV) nach Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus e.V. auserkoren.

Nicht ganz unproblematisches Johanniskraut Letzteres ist umso bemerkenswerter, weil Johanniskraut (Hypericum perforatum) bereits 2015 mit dem Ehrentitel als „Arzneipflanze des Jahres 2015“ ausgezeichnet wurde. Etliche Jahre zuvor, nämlich 2003, war Johanniskraut der Apothekenpflicht unterstellt worden. Dieser Schritt war unabdingbar, da die Pflanze zu einem verstärkten Abbau anderer Arzneistoffe – wie beispielsweise Blutgerinnungshemmer, Immunsuppressiva oder Antidepressiva – führt. Insofern sind Johanniskraut-Produkte keine unkomplizierten Arzneimittel.

Auf der anderen Seite bescheinigt der NHV Johanniskraut bei alleiniger Einnahme eine gute und „ganz erheblich bessere“ Verträglichkeit als anderen Antidepressiva. Und gerade weil diese „Heilpflanze so eine Odyssee durchlebt und durchlitten hat“, verdient sie es nach Ansicht der NHV-Jury-Vorsitzenden Christina Schäfer „wiederholt gewürdigt und unter verschiedenen Aspekten der Naturheilkunde betrachtet zu werden.“

Sagenumwobener Weißdorn Dass Weißdorn (Crataegus monogyna, Crataegus laevigata) eine spezielle Pflanze ist, fiel den Menschen schon sehr früh auf. So soll etwa Odin in der keltischen Sagenwelt die Walküre Brunhilde mittels Weißdorn in einen verzauberten Schlaf versetzt haben. Auch Dornröschens hundertjährige Schlafperiode soll durch Crataegus herbeigeführt worden sein. In Island wird der Weißdorn übrigens heute noch als „Schlafdorn“ bezeichnet. Doch nicht nur im Umfeld von Sagen genießt Weißdorn einen besonderen Ruf: Auch in der realen Welt etwa der Griechen und Römer sowie der nordamerikanischen Indianerstämme der Cherokee und Meskwaki wusste man um die herzschützende Wirkung der Pflanze.

Und im asiatischen Kulturkreis wurde man ebenfalls schon früh auf die positiven Wirkungen von Crataegus aufmerksam. Erste Erwähnungen im wissenschaftlichen Umfeld fand der Weißdorn im „Lehrbuch der biologischen Heilmittel“ (1938), in dem ihm der Autor Gerhard Madaus bescheinigte, „ein ausgezeichnetes Kardiakum (Herzmittel)“ zu sein. Die Erfolgsgeschichte der Pflanze setze sich kontinuierlich bis ins Jahr 2016 fort, als die deutsche Zulassungsbehörde den Weißdorn zum traditionellen pflanzlichen Arzneimittel adelte.

Die positive Wirkung von Crataegus wird vor allem den Pflanzenstoffen der „oligomeren Procyanidinen“ zugeschrieben. Sie stärken die Pumpkraft des Herzens und halten das Gefäßsystem elastisch. Aufgrund seiner herausragenden Bedeutung für die Pflanzenheilkunde hat der „Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde an der Universität Würzburg“ den Weißdorn nun „zur Arzneipflanze des Jahres 2019 gewählt“.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 02/19 ab Seite 96.

Claus Ritzi, Pharmajournalist (wdv)

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