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Fuchsbandwurm

VORSICHT!

Der Parasit zirkuliert hauptsächlich zwischen Füchsen und Nagern. In seltenen Fällen können jedoch auch Menschen seine Eier aufnehmen – mit lebensgefährlichen Folgen.

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Pro Jahr infizieren sich in Deutschland etwa vierzig Menschen mit Echinococcus multilocularis. Experten glauben jedoch, dass die Dunkelziffer ungefähr dreimal so hoch ist. Allerdings ist die Häufigkeit des Vorkommens regional sehr unterschiedlich, wobei die meisten Erkrankungen auf der Schwäbischen Alb gemeldet werden.

Spezialisierter Parasit Wie andere Darmparasiten durchläuft auch der Fuchsbandwurm einen Entwicklungszyklus, der einen End- und einen Zwischenwirt beinhaltet. Endwirte sind meist Füchse, seltener auch Hunde, Katzen, Dachse oder Marder. Zwischenwirte sind meist kleine Nager in Feld und Wald, wie zum Beispiel Wühlmäuse oder Bisamratten.

Der erwachsene Fuchsbandwurm lebt im Dünndarm des Endwirtes und ist ungefähr zwei bis vier Millimeter lang. Er besteht aus einem Kopf mit Saugnäpfen und Haken, mit dem er sich in der Darmwand verankert, sowie drei bis vier Segmenten, den Proglottiden. Das letzte Segment ist besonders groß, da es bis zu 200 Eier enthält, die in den Kot abgegeben und ausgeschieden werden. Sie sind sehr umweltresistent und können bei kühlen Temperaturen wochenlang überleben.

Die Zwischenwirte nehmen die Eier mit der Nahrung auf, aus denen dann im Dünndarm Larven schlüpfen. Diese bahnen sich ihren Weg durch die Darmwand in die Blutbahn und gelangen so in die Leber. Dort entwickelt sich aus jeder Larve eine Finne, einer gallerthaltige Blase, die auf ihrer Oberfläche ständig weitere solcher Blasen bildet, die auch andere Organe befallen können. Nach einigen Monaten entstehen in den Blasen schließlich neue, noch unfertige Bandwürmer. Wird das infizierte Tier vom Fuchs gefressen, gelangen sie in den Darm, wo sie sich festsetzen und zu ausgewachsenen Würmern entwickeln – der Kreislauf ist wieder geschlossen.

NACHWEIS
Ob eine Fuchsbandwurminfektion vorliegt, wird mithilfe von Bluttests, bildgebenden Verfahren und Gewebeproben ermittelt. Die Therapie ist langwierig. Kann das Finnengewebe noch chirurgisch entfernt werden, schließt sich eine mehrjährige Behandlung mit Chemotherapeutika an, um mögliche Reste am Wachstum zu hindern. Können die Finnen durch eine Operation nicht vollständig entfernt werden oder ist eine Operation gar nicht möglich, muss eine solche Therapie manchmal sogar lebenslang erfolgen. Unbehandelt endet eine Fuchsbandwurminfektion meist tödlich.

Während der Endwirt durch den Befall kaum beeinträchtigt wird, sterben die Zwischenwirte bereits nach kurzer Zeit oder sind so schwach, dass sie eine leichte Beute darstellen.

Gefahr für den Menschen Da die Fuchspopulation aufgrund der abnehmenden Bejagung und der erfolgreichen Tollwut-Bekämpfung immer weiter wächst, stellt der Fuchsbandwurm für den Menschen zunehmend eine Gefahr da. Zum einen steigt die Zahl infizierter Füchse, zum anderen zwingen die wachsenden Populationen die Tiere dazu, immer näher an die Zivilisation heranzurücken. Füchse sind selbst in Großstädten wie Berlin mittlerweile kein seltenes Bild mehr.

Zwar ist der Mensch kein richtiger Zwischenwirt, da der Parasit von ihm nicht mehr in einen Fuchs zurückgelangt, aber auch als sogenannter „Fehlwirt“ ist er gefährdet. Denn die Larven können sich auch in menschlichen Organen zu Finnen entwickeln und so eine lebensgefährliche alveoläre Echinokokkose verursachen. Die Erkrankung entwickelt sich schleichend, sodass bis zu 15 Jahre vergehen können, bis die Betroffenen erste Anzeichen des Unwohlseins fühlen.

Meist beginnt es mit Druckschmerzen im Oberbauch, ausgelöst durch das tumorartige Bläschengewebe in der Leber. Später kommen Abgeschlagenheit, Gewichtsverlust und eine Anämie hinzu. Behindern die Finnen den Galleabfluss, kann eine Gelbsucht entstehen. Im fortgeschrittenen Stadium kann die Echinokokkose die Pfortader so verlegen, dass es zu einer Leberzirrhose kommt. Die Finnen können auch beim Menschen andere Organe wie Lunge oder Gehirn befallen, was zu Atembeschwerden oder neurologischen Ausfällen führen kann.

 Hygiene, Hygiene, Hygiene! Bodennah gesammelte Lebensmittel sollte man gründlich waschen, am besten sogar abkochen. Ein weiterer Risikofaktor ist kontaminierter Staub, der eingeatmet werden kann (z. B. aus verunreinigtem Heu). Fuchseier können auch am Fell von Haustieren kleben – etwa wenn diese sich in kontaminierter Erde gewälzt haben. Daher sollte nach jedem Haustierkontakt eine gründliche Handwäsche selbstverständlich sein.

Haben Hunde oder Katzen die Eier aufgenommen, können sie Endwirte werden und wiederum Eier ausscheiden. Daher sollten alle Haustiere mit Freigang regelmäßig alle drei Monate entwurmt werden. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist hingegen extrem unwahrscheinlich, da man sich nur bei direktem Kontakt mit den Eiern infizieren kann.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 05/15 ab Seite 100.

Dr. Holger Stumpf, Medizinjournalist

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