Eine junge Frau macht vor ihrem Bildschirm ein Nickerchen.
Web-Meetings machen müde - legen Sie rechtzeitig eine Pause ein! © Doucefleur / iStock / Getty Images Plus

Kommunikation | Erschöpfung

VIDEOKONFERENZEN MACHEN MÜDE

Social Distancing gilt als wirkungsvolle Methode, um eine Infektion mit dem Coronavirus zu vermeiden. Web-Meetings haben in den letzten Monaten an Bedeutung gewonnen, beruflich wie privat. Diese Gesprächsform erfordert aber eine hohe Konzentration.

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Videokonferenzen haben einen Teil der persönlichen Kommunikation ersetzt, sie erzeugen jedoch Stress und viele Teilnehmer fühlen sich "müde und leer", sagt André Spicer, Professor für Organisationspsychologie an der Universität London. Wissenschaftler sprechen bereits vom neuen psychologischen Krankheitsbild "Zoom Fatigue" - Zoom ist eines der großen Videokonferenzsysteme.

Sprechen wir von Angesicht zu Angesicht, stehen uns viele unterbewusste Eindrücke zur Verfügung. Der Geruch des Raums und visuelle Reize aus den Augenwinkeln sind nur zwei Beispiele von vielen. "Diese zusätzlichen Informationen helfen dem Gehirn jedoch, verschiedenen Zusammenhängen Sinn zu verleihen" so Spicer. Bei Gesprächen über den Bildschirm fehlen diese Signale. Unser Gehirn muss sich mehr anstrengen, um Zusammenhänge herzustellen, und wird schneller müde. Dann kommt es schon mal vor, dass es Eindrücke einfach abkürzt. »Dadurch kann es zu Fehlern kommen«, erklärt der Psychologe.

Auch zwischenmenschlich üben digitale Meetings Einfluss aus, wie Untersuchungen zeigen:

  • In einer Online-Konferenz achteten die Teilnehmer stärker darauf, wie sympathisch ihnen der Sprecher war, von Angesicht zu Angesicht standen seine Argumente im Vordergrund.
  • In Vorstellungsgesprächen haben Personalverantwortliche von persönlich Anwesenden einen besseren Eindruck als von Kandidaten in Web-Meetings.
  • Schüler hatten in Bildtelefonie-Prüfungen mehr Prüfungsangst und erzielten schlechtere Leistungen.
  • Richter urteilten härter in Video-Berufungsverfahren, sie hatten weniger Vertrauen und Verständnis.
  • Psychotherapeuten beklagen die fehlende Verbundenheit mit ihren Patienten in digitalen Sprechstunden.

Was kann man tun?
Wenn Sie, Ihre PartnerInnen oder KundInnen von der digitalen Kommunikation gestresst sind, gibt es einfache Abhilfe. Spicer rät: " Vermeiden Sie Multitasking während eines Videoanrufs, um die kognitive Überlastung zu reduzieren und sich so besser konzentrieren zu können." Auch Pausen zwischen mehreren Gesprächen und eine Auszeit vom Bildschirm seien sinnvoll, um sich zu entspannen. Erscheint in Gesprächen auch das eigene Bild, solle man dieses für sich abdecken, so Spicer. Es lenke nur weiter ab. Und der Umstieg auf Telefongespräche statt Videoschaltungen führe dazu, dass Informationen genauer weitergegeben werden.

Gesa Van Hecke,
PTA und Redaktionsvolontärin

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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