Frau mit lockigen Haaren © Poike / iStock / Getty Images
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Haare

VERLOCKENDE ZUSTÄNDE

Mut zur Natur! Es beginnt beim Waschen, Unmengen an Styling Produkten werden ausprobiert und ständig gibt es Bad Hair Days. Es könnte alles so einfach sein, wenn es hieße: Ja zur Locke.

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Etwa neun Prozent der deutschen Frauen wurden von der Natur mit Locken beschenkt, weitere acht Prozent haben mit einer Dauer- oder Stützwelle nachgeholfen. Doch über 40 Prozent der Gelockten würden sie am liebsten für immer loswerden und gegen spaghettigerade Haare tauschen. Kein Wunder, dass weltweit jedes Jahr Produkte zum Haare glätten im Wert von Milliarden Euro verkauft werden. Umfragen zufolge finden nur vier von zehn Frauen ihre Lockenpracht schön und leben gut damit. Besonders junge Frauen malträtieren ihre Haare regelmäßig mit Glättungsprodukten, Glätteisen oder entscheiden sich sogar zur chemischen Dauerglättung.

Gründe hierfür sind aktuelle Trends und Prominente aus Film, TV und den sozialen Medien. Es lohnt sich alle diejenigen, die ihre Haare ständig glätten, zu motivieren, öfter mehr Mut zur Locke zu haben. Auch wenn sich ihre Idole stets perfekt frisiert in der Öffentlichkeit zeigen: Ihnen stehen permanent Stylisten zur Verfügung, die selbst ultrafeines oder sehr krauses Haar in Form bringen. Wenn gar nichts mehr hilft, bedienen sie sich Extensions, Haarteilen oder direkt kompletten Perücken. Es ist also an der Zeit Locken mehr freien Lauf zu lassen. Das schont auf Dauer Haare und Kopfhaut, spart enorme Zeit beim Styling und entlastet auch noch den Geldbeutel.

Je krauser - desto trockener Beim Blick unters Mikroskop zeigt sich, dass gelocktes oder gewelltes nicht nur eine andere Oberfläche hat als glattes Haar. Während bei glatten Haaren die Form rund ist, ähnlich wie Creme, wenn sie aus der Tube quilt, sind Locken ellipsenförmig und in der Mitte dicker, als an den Enden. Die Einbuchtung führt dazu, dass es sich spiralförmig kringelt. Obwohl glattes Haar im trockenen Zustand oft weniger voluminös und füllig wirkt als Locken, ist es in der Nahbetrachtung dicker als Curls. Je krauser das Haar, desto flacher und feiner ist seine Struktur.

Gewellte Haare sehen in der Lupenperspektive oval aus, ihre Spiralbildung ist sanfter. Experten haben irgendwann einmal nachgezählt, wieviel Haare der Durchschnittsmensch auf dem Kopf trägt. Bei Locken sind es etwa Hunderttausend, bei glattem Schopf rund 120 000 Haare. Damit lässt sich erklären, warum gelocktes Haar meist trockener ist als glattes: Je weniger Haare auf dem Kopf sind, umso weniger Haarfollikel gibt es und damit verbunden eine geringere Fettproduktion. Je krauser, desto trockener sind insbesondere Längen und Spitzen. 

Wie Frizz entsteht Die kommenden feuchten Herbstmonate sind für Kundinnen, ganz gleich ob glatt geföhnte oder natürliche Locken, eine Herausforderung. Denn so schön und definiert viele Locken aussehen können, wenn feuchte Luft ins Spiel kommt, verwandeln sie sich in ungeliebte Kräusel. Grund hierfür liegt darin, dass sich kleine Haarsträhnen, beispielsweise am Haaransatz, dank ihrer Molekülstruktur aufrichten, um Feuchtigkeit aus der Luft aufzunehmen. Diese kleinen Fissellöckchen sind der gefürchtete Frizz, der jede Frisur zerstört. Schnell wirken Locken dann unnatürlich aufgeplustert und fisselig.

Unternehmen Krissellöckchen Kein Wunder, dass die Industrie immer wieder neue Anti-Frizz-Produkte auf den Markt bringt. Leider sind sie auf Dauer meistens keine zufriedenstellende Hilfe. Viele enthalten Filmbildner und Silikone, die jede Haarfaser ummanteln, sodass Pflegeprodukte kaum noch effektiv wirken können. Silikone sind in der INCI-Liste erkennbar an Bezeichnungen, die mit -cone, -conol oder beispielsweise -oxane enden. Wer seine Frisur vorm Kräuseln schützen möchte, kann dies beispielsweise tun, indem draußen eine Mütze getragen wird. Doch das ist nicht für jede Kundin sinnvoll. Denn auch Mützen verändern die Frisur und machen sie platt.

Empfehlen Sie gegen Frizz Feuchtigkeit fürs Haar. Wenn es gut gepflegt und mit Feuchtigkeit genährt ist, können sich die kleinen Härchen nicht aufrichten, um Wasser aus der Luft aufzunehmen. Empfehlen Sie dazu beispielsweise Pflegeprodukte, die nach dem Waschen ins Haar eingearbeitet werden und Feuchthaltefaktoren wie Glycerin, Urea, Hyaluronsäure oder Aloe Vera enthalten. Ebenso sinnvoll sind Shampoos und besonders Spülungen mit diesen Bestandteilen. Je besser jede einzelne Faser damit versorgt wird, desto standhafter ist sie gegen Kräuseln. Sind Locken besonders dick, empfiehlt es sich zusätzlich etwas silikonfreies Haaröl in Längen und Spitzen einzuarbeiten. Auch das hilft dabei die Frisur gegen Feuchtigkeit zu wappnen.

Vom richtigen Pflegen und Stylen Ein Vorteil lockiger Haare ist, dass sie selten fettig sind und nicht täglich gewaschen werden müssen. Zwei bis drei Mal in der Woche reicht meist völlig aus. Empfehlen Sie dazu silikonfreies Shampoo und Conditioner. Viele Frauen mit üppiger Lockenpracht verzichten sogar komplett auf Shampoo und verwenden lediglich Conditioner. Je stärker die Lockenbildung, desto größer darf die Menge an Spülung sein, die ins Haar kommt. Ein weiteres praktisches Tool zur Lockenwäsche ist festes Shampoo. Es wird meist ohne Silikone hergestellt und reinigt Haare schonend. Nach der Wäsche nicht trockenrubbeln, sondern in ein Mikrofasertuch einwickeln. Zum besseren Trocknen kann es vorab mit einem Papiertuch trockengedrückt, nicht -gerubbelt werden.

Der Clou kommt nun: Damit Locken schön definiert werden, empfehlen Sie nach dem Vortrocknen und vorsichtigem Durchkämmen Gel. Besonders geeignet sind Texturen ohne Alkohol und Silikone. Gel unterstützt die natürliche Lockenbildung und bewahrt sie, bis die Haare vollständig getrocknet sind. Außerdem hilft es dabei, vor Feuchtigkeit (Frizz) und Wind zu schützen. Sind sie komplett trocken, besonders schonend ohne heiße Föhnluft, Kopf vornüberbeugen und Haare sanft in Richtung Kopfhaut drücken. Fertig ist eine definierte und natürliche Lockenfrisur. Locken haben zwar ihren eigenen Willen, doch mit diesen kleinen, aber wirkungsvollen Maßnahmen macht es Spaß seine Curls mit Stolz und Freude zu tragen und nicht ständig dagegen anzukämpfen.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 10/18 ab Seite 96.

Kirsten Metternich von Wolff, Freie Journalistin

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