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Neue Serie: Parasiten – Teil 1

UNGEBETENE GÄSTE

Vom Einzeller bis zum Wurm – die Kreaturen verursachen die unterschiedlichsten Krankheiten. In den kommenden Ausgaben informieren wir Sie über Parasitosen beim Menschen und deren Behandlungsmöglichkeiten.

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Den meisten von uns sind Viren und Bakterien bestens bekannt. Diese lassen sich ungeniert im Organismus nieder und verursachen das ein oder andere Leiden. Allerdings gibt es auch gute Keime, welche Bestandteil der körpereigenen Flora sind. Zu den Gästen im Hotel Mensch zählen ebenfalls die Parasiten. Für ihr Überleben und ihren natürlichen Entwicklungszyklus sind sie auf ein anderes Lebewesen angewiesen. Sie befinden sich allerdings mit ihrem Wirt nicht in einer Symbiose, sondern nutzen ihn aus.

Auf Kosten des Wirtes Der Ausdruck Parasit leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet wörtlich „am Tisch eines anderen Essender“. Seit jeher haben die kleinen Tierchen unabschätzbares menschliches Leiden und sogar Tod verursacht. Dennoch ist der Parasitismus im Grunde ein Wunder der Natur, denn die Erreger haben eine Vielzahl raffinierter Wege entwickelt, um der Wirtsabwehr zu entgehen. Sie spüren fast immer die Schwachstellen im fremden Körper auf, nutzen diese zu ihrem eigenen Vorteil und entgehen somit den Gegenmaßnahmen des Immunsystems.

Um den menschlichen Organismus zu befallen, greifen sie auf verschiedene Methoden zurück: Manche Kreaturen gelangen über das Trinkwasser in den Menschen, andere über nicht ganz gares Fleisch. Einige springen, fliegen oder krabbeln zu ihrem Ziel und lassen sich dann nieder.

Nicht immer eindeutig Die winzigen Geschöpfe gibt es in unterschiedlichen Größen und Formen: Das Plasmodium etwa erreicht nur 0,01 Millimeter, während ein Bandwurm schon einmal bis zu 20 Meter lang werden kann. Parasiten beziehen von ihrem Wirt essenzielle Nährstoffe und fügen ihm einen mehr oder weniger großen Schaden zu. Je nach Alter und gesundheitlicher Situation entwickeln sich bei einem Befall die unterschiedlichsten Krankheiten, denn die Lebewesen scheiden zum Beispiel toxische Stoffwechselprodukte aus oder rufen Entzündungen hervor.

Die Symptome Betroffener sind jedoch häufig sehr unspezifisch, wodurch ein Parasitenbefall oft schwer zu diagnostizieren ist. Voraussetzung dafür, dass dies dennoch gelingt, ist eine sorgfältige Anamnese. Wichtig sind epidemiologische Aspekte der Krankheit, denn das Risiko einer Infektion ist oftmals eng mit Reisen in Epidemiegebiete, Beruf oder Freizeitbeschäftigungen verbunden.

Klassifizierung Parasiten werden nach verschiedenen Kriterien eingeteilt, zunächst nach ihrem Aufenthaltsort: Endoparasiten leben im menschlichen Körper als Blut-, Darm- oder Gewebsparasiten, Ektoparasiten bleiben hingegen auf der Oberfläche und halten sich auf der Haut, in den Haaren oder in der Kleidung des Wirtes auf. Viele Parasiten durchlaufen einen Generationswechsel, das heißt, sie entwickeln sich wahlweise oder zwangsweise in einem oder mehreren, in gleichen oder verschiedenen Wirten.

»Der Ausdruck Parasit leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet wörtlich „am Tisch eines anderen Essender“«

Man unterscheidet monoxene , polyxene (mehrere Wirte), homoxene (gesamter Entwicklungszyklus in einem Wirt) oder heteroxene (Entwicklungszyklus mit Wirtswechsel) Parasiten. Im Zwischenwirt vollzieht sich die ungeschlechtliche Entwicklung, im Endwirt hingegen findet die geschlechtliche Vermehrung statt. Lassen sich die Eindringlinge hauptsächlich in einem bestimmten Wirt nieder, wird dieser als Hauptwirt bezeichnet. Ein sogenannter Transportwirt bringt die Erreger über größere Distanzen. Überfallen die unerwünschten Gäste einen Organismus, auf dem sie sich nicht vermehren können, handelt es sich in diesem Fall um einen Fehlwirt.

Arzneimittelresistenz Heutzutage sind viele Arten von Parasiten durch bestimmte Wirkstoffe zumindest zeitweise relativ zuverlässig zu beseitigen. Dennoch hat die Entwicklung von Resistenzen gegen Medikamente für die Parasitologie eine ähnliche Bedeutung bekommen wie für die Virologie oder die Bakteriologie.

Besonders problematisch ist die Situation beispielsweise bei Malaria, denn der Erreger Plasmodium falciparum, eine bösartige Form der Infektion, ist gegen den Wirkstoff Chloroquin üblicherweise resistent. Man geht davon aus, dass die Substanz vermehrt aus der Malaria-Zelle ausgeschieden wird. Weitere Mechanismen, durch die Parasiten resistent werden, sind eine Verminderung der Aufnahme eines Arzneimittels, seine beschleunigte Inaktivierung sowie das Verschwinden von Rezeptoren, an denen es angreift.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 09/15 ab Seite 90.

Martina Görz, PTA und Fachjournalistin (FJS)

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