Tatort Apotheke

TETRACYCLINTHERAPIE – DIE PTA ERMITTELT

Während einer Tetracyclintherapie sollte man die Sonne meiden. Lesen Sie in diesem neuen Fall, was geschehen kann, wenn der Kunde darüber nicht informiert wurde.

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Frau Richter ist selten krank und hält nicht viel von Medikamenten. Aber nun geht sie innerhalb weniger Wochen schon zum zweiten Mal in eine Apotheke. Sie hat sich im Schwimmbad einen starken Sonnenbrand geholt und erzählt der PTA, dass sie noch nie einen solchen hatte und sich auch nur kurz in die Sonne gelegt hätte. Sie kann sich gar nicht erklären, wieso sie plötzlich so empfindlich ist.

Die PTA fragt als erstes, ob sie denn irgendwelche Medikamente einnehme. Frau Richter erwähnt, dass sie wegen einer Borreliose Doxycyclin in einer Dosierung von 400 Milligramm täglich nimmt. In der Apotheke bekam sie das Medikament mit dem Rat, auf jeden Fall die gesamte vom Arzt verschriebene Menge nach Anweisung einzunehmen, möglichst nach dem Essen und nicht in Kombination mit Milchprodukten. Daran hat sich Frau Richter gehalten. Dass sie auch die Sonne hätte meiden müssen, hatte man ihr nicht gesagt.

Pharmakologischer Hintergrund Doxycyclin ist eine photosensibilisierende Substanz, die zu einer verstärkten Empfindlichkeit der Haut gegenüber UV-Strahlen führt. Grundsätzlich können photosensi - bilisierende Stoffe allergische oder toxische Reaktionen hervorrufen. In diesem Fall ist es eine phototoxische Dermatitis.

Dabei geschieht folgendes: Die Substanz gelangt in die Haut und absorbiert von dort aus Lichtenergie. Dadurch wird sie in ein toxisches Photoprodukt umgewandelt, was Zellschädigungen und Entzündungsreaktionen auslöst. Für den Vorgang spielt es keine Rolle, ob die Substanz von innen über die Blutbahn oder von außen in die Haut gelangt. Wenige Stunden nach der Sonnenexposition ist an den bestrahlten Stellen eine Entzündung zu sehen, die auch mit Schwellungen und sogar mit Blasenbildung einhergehen kann.

Für die Stärke der Reaktion spielt die Sonnenempfindlichkeit der Person nur eine geringe Rolle. Wie beim Sonnenbrand kommt es anschließend meist zu einer Bräunung der Haut durch Melanin. Nach einer solchen phototoxischen Reaktion kann die Pigmentierung jedoch sehr ausgeprägt sein und monatelang anhalten.

Zurück zum Fall Die PTA sagt der Kundin, dass es sich möglicherweise um eine Wechselwirkung zwischen dem Antibiotikum und der Sonneneinstrahlung handelt. Sie beruhigt sie und erklärt ihr, dass dies keine bedrohliche Hauterkrankung sei und dass die Empfindlichkeit etwa zwei Wochen nach Absetzen des Medikamentes wieder zurückgeht. Da sie das Medikament aber unbedingt nehmen muss, soll sie bis dahin die Sonne möglichst meiden. Zusätzlich rät sie ihr, etwa eine halbe Stunde vor dem Verlassen des Hauses einen Sonnenschutz aufzutragen.

Frau Richter meint, das wäre bestimmt nicht nötig, wenn sie in der nächsten Zeit nicht mehr ins Schwimmbad ginge. Doch die PTA erklärt, dass es in diesem Fall die UVA-Strahlen sind, die die Reaktion hervorrufen. Sie werden im Gegensatz zu UVB-Strahlen, die den echten Sonnenbrand auslösen, nicht von Fensterglas ferngehalten, sodass die phototoxische Reaktion schon beim Autofahren auftreten kann. Frau Richter ist froh, in dieser Apotheke kompetent und umfassend beraten worden zu sein. Sie schimpft auf die Zecke und wünscht sich nur noch, dass die Entzündung rasch wieder abklingt. Die PTA empfiehlt ihr eine apothekenpflichtige Creme mit Hydrokortison und verkauft ihr auch gleich ein geeignetes Sonnenschutzprodukt.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 08/11 auf Seite 71.

SB

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