Ratte © FikMik / iStock / Getty Images Plus
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Kosmetik

STIMMT DAS ÜBERHAUPT?

Tierversuche für kosmetische Produkte und deren Inhaltsstoffe sind in der EU schon seit längerem nicht mehr zugelassen. Warum werden einige Produkte trotzdem als tierversuchsfreie Kosmetik angeboten?

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Kosmetische Produkte werden jeden Tag millionenfach verwendet. Ob morgens im Badezimmer, beim regelmäßigen Händewaschen oder wenn Lippen und Augen geschminkt werden – Kosmetik begleitet uns durch den Tag. Die Verbraucher müssen sich darauf verlassen können, dass diese Produkte auch sicher sind. Die Hersteller sind daher verpflichtet, die gesundheitliche Unbedenklichkeit des fertigen Produkts und der verwendeten Rohstoffe zu belegen. Tierversuche sind nach dem EU-weit geltenden Kosmetikrecht hierfür nicht zugelassen.

Seit wann gilt das Tierversuchsverbot? Die deutsche Kosmetik-Industrie verzichtet bereits seit 1989 freiwillig auf Tierversuche für kosmetische Fertigprodukte. Seit September 2004 sind diese auch EU-weit verboten. Für Inhaltsstoffe von Kosmetikprodukten sind Tierversuche seit 2009 in der EU nicht mehr erlaubt. Seit 2013 ist auch die Vermarktung kosmetischer Produkte in der EU verboten, wenn das fertige Produkt oder die Inhaltsstoffe zur EU-kosmetikrechtlichen Absicherung im Tierversuch getestet wurden. Das gilt auch für Produkte und deren Inhaltsstoffe, wenn die Versuche außerhalb der EU vorgenommen wurden.

Alternativmethoden Auch ohne Tierversuche werden die Inhaltsstoffe von Kosmetika weiterhin umfassend getestet und bewertet. Zur Absicherung der Stoffe greifen die Hersteller, wo immer das möglich ist, auf vorhandene Daten oder alternative Testmethoden zurück. Dies geht meistens auch schneller und ist kostengünstiger. Zu einigen Tests gibt es bereits vom Gesetzgeber anerkannte Alternativen. In anderen Bereichen sind die alternativen Tests noch nicht vollständig validiert und von den Behörden anerkannt. Und für einige wenige Tests sind noch keine ausreichend aussagekräftigen Alternativmethoden vorhanden. Dazu bedarf es weiterer Forschung. Vor allem für die Sicherheitsprüfungen, die komplexe Stoffwechselvorgänge beinhalten, wie die mögliche Krebs erzeugende Wirkung von Stoffen, chronische Toxizität, Reproduktionstoxizität und Sensibilisierung, gibt es noch keine ausreichend aussagekräftigen alternativen Testmethoden.

Gibt es tierversuchsfreie Kosmetik? Im Prinzip sind alle Kosmetikprodukte „tierversuchsfrei“, denn kosmetische Fertigprodukte werden in Deutschland schon lange nicht mehr im Tierversuch getestet und dürfen auch nicht mehr getestet werden. Allerdings müssen alle Inhaltsstoffe, auch wenn sie in kosmetischen Mitteln eingesetzt werden, nach den chemikalienrechtlichen Vorgaben abgesichert sein. So sind beispielsweise für viele Stoffe laut EU-Chemikalienverordnung, wie beispielsweise zum Arbeitsschutz, weiterhin Tierversuche zur Absicherung vorgeschrieben. Insofern wurde jeder Stoff irgendwann mindestens einmal im Tierversuch getestet. Daher kann – auch nach Inkrafttreten des generellen Tierversuchsverbots – eigentlich von keinem Kosmetikprodukt gesagt werden, dass es „tierversuchsfrei“ ist.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 02/2021 auf Seite 21.

Birgit Huber, ikw (Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel e. V.)

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