© DIE PTA IN DER APOTHEKE
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Steckbrief

SGLT-2-INHIBITOREN

Ein relativ neues Wirkprinzip in der Therapie des Typ II-Diabetes mellitus ist die Blockade der Glucoserückresorption im proximalen Tubulus der Niere. Dies ist vor allem für übergewichtige Diabetiker geeignet.

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Die meisten Antidiabetika setzen an der Steigerung der Insulinwirkung und der Verbesserung der Insulinresistenz an, um den Blutzuckerspiegel zu senken. Von Nachteil ist, dass Nebenwirkungen wie Hypoglykämien und Gewichtszunahme oftmals mit einer insulinotropen Wirkung verbunden sind. SGLT-2-Hemmer wie Dapagliflozin oder Empagliflozin setzen an der Niere an. Ihre moderate antidiabetische Wirkung beruht auf einer vermehrten renalen Glucoseausscheidung ohne direkten Einfluss auf den Insulinspiegel.

Bei gesunden Menschen werden nahezu 10 Prozent der Glucose über einen natriumabhängigen SGLT-1- und etwa 90 Prozent über einen natriumabhängigen SGLT-2-Transporter im proximalen Tubulus rückresorbiert. Durch Hemmung dieses Mechanismus an SGLT-2 werden etwa 70 Gramm Glucose über den Harn ausgeschieden. Daraus resultieren eine stärkere Flüssigkeitsausscheidung und ein Verlust von Kalorien, der eine Gewichtsabnahme fördert. Diese Effekte erweisen sich für Diabetiker mit Übergewicht, einer Hypertonie und kardiovaskulären Risiken als positiv.

Falls nach nicht erfolgreichen Lebensstilanpassungen Metformin als Erste-​Wahl-Arzneistoff nicht in Frage kommt, können SGLT-2-Inhibitoren zur Monotherapie eingesetzt werden. Außerdem werden sie in der Nationalen Versorgungsleitlinie der DEGAM auch als Partner in einer Zweifachkombination oder zusammen mit Insulin empfohlen. Bei Anwendung in Kombination mit einem Sulfonylharnstoff oder mit Insulin kann unter Umständen eine niedrigere Dosierung des Sulfonylharnstoffs oder des Insulins in Betracht gezogen werden, um das Risiko einer Hypoglykämie zu senken Die Einnahme kann unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen, einmal am Tag möglichst zur gleichen Tageszeit.

Am besten werden die Tabletten unzerteilt mit einem Glas Wasser eingenommen. Falls eine Tablette vergessen wird, sollte nicht die doppelte Dosis am folgenden Tag angewendet werden. Die Startdosis beträgt bei Empagliflozin 10 Milligramm (mg), bei guter Verträglichkeit ist die Dosis auf 25 mg steigerbar. Erfolgt eine Kombinationstherapie gelten ebenfalls 10 mg als Richtdosis. Die empfohlene Tagesdosis von Dapagliflozin liegt bei 10 mg. Insgesamt sind SGLT-2-Hemmstoffe klinisch gut verträglich. Die Anwendung der SGLT-2-Inhibitoren wird nicht für Menschen mit eingeschränkter Nierenfunktion angeraten.

Denn dann ist keine ausreichende blutzuckersenkende Wirkung mehr gegeben. Generell sollten die Nierenwerte unter der Therapie regelmäßig überprüft werden. In diesem Zusammenhang sollte die Anwendung bei alten Patienten abgewogen werden, weil hier ein größeres Risiko für eine Verschlechterung der Nierenfunktion möglich ist. Ab einem Alter von 85 Jahren wird von einer Verordnung mangels therapeutischer Erfahrung abgeraten. Bei Patienten mit Leberfunktionsstörungen ist keine Dosisanpassung nötig.

Allerdings ist der Erfahrungsumfang bisher gering, sodass bei schweren Leberfunktionsstörungen auf die Therapie mit SGLT-2-Inhibitoren verzichtet werden sollte. Für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen gibt es keine Daten. Auch in Schwangerschaft und Stillzeit sollten diese neuen Wirkstoffe nicht eingesetzt werden. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Polyurie, Harnwegs- und Genitalinfektionen. Dapagliflozin und Empagliflozin haben keinen Einfluss auf Enzyme des Cytochrom P450-Systems und stellen daher kein Risiko für Wechselwirkungen mit Substraten oder Hemmstoffen dieser Enzyme dar. Zusammen mit Diuretika wie Schleifendiuretika können sie einen Volumenmangel hervorrufen, deshalb sollte diese Kombination vermieden werden.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 06/18 ab Seite 110.

Dr. Katja Renner, Apothekerin

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