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Herzerkrankungen

SEKUNDENTOD

Ein Mensch fällt plötzlich um, sein Herz hat einfach aufgehört zu schlagen. Der plötzliche Herztod ist gefürchtet, denn ohne sofortige Reanimation gibt es für die Betroffenen keine Chance.

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Der Sekundentod oder plötzliche Herztod kostet in Deutschland jedes Jahr 100 000 bis 200 000 Menschen das Leben, weil sie nicht rechtzeitig oder überhaupt nicht mehr reanimiert werden konnten. Männer trifft es häufiger als Frauen, wobei die Gefahr mit dem Alter zunimmt. Auslöser ist eine komplette, andauernde Entgleisung des Herzrhythmus in den Kammern, die dazu führt, dass das Herz nicht mehr schlägt.

Das „Plötzliche“ am plötzlichen Herztod ist jedoch eigentlich der abrupte Bewusstseinsverlust – die Betroffenen sacken förmlich in sich zusammen. Nur in Ausnahmefällen wird das Ereignis durch äußere Einflüsse wie etwa einen Stromschlag ausgelöst, ohne dass eine organische Herzschwäche vorliegt. In den meisten Fällen ist das Herz jedoch bereits vorgeschädigt, nur bemerken die Betroffenen die Warnsymptome wie Brustschmerzen oder Atemnot nicht oder führen sie nicht auf ein Herzproblem zurück.

Auslösende Faktoren Das Risiko für einen Sekundentod besteht, wenn das Herz bereits strukturell geschädigt ist und dann ein äußerer Auslöser eine Rhythmusstörung verursacht. Häufigste Ursache ist hierbei die Verengung der Herzkranzgefäße auf die etwa achtzig Prozent der Fälle zurückzuführen sind.

Nach einem Herzinfarkt ist das Risiko ebenfalls erhöht. So erleiden 15 von 100 Patienten trotz intensivmedizinischer Betreuung innerhalb von zwei Tagen nach dem Infarkt einen plötzlichen Herztod. Wird er schnell genug erkannt und die Reanimation eingeleitet, können die Betroffenen zurückgeholt werden, man spricht dann davon, dass sie einen plötzlichen Herztod überlebt haben.

Äußere Faktoren, die einen Sekundentod auslösen können, sind zum Beispiel Entgleisungen des Stoffwechsels, Sauerstoffmangel, Übersäuerung (Azidose), aber auch Drogen oder der Ruhezustand nach einer extremen körperlichen Anstrengung. Sie sind in der Lage beim vorgeschädigten Herz die lebensgefährliche Arrhythmie zu verursachen, die zum plötzlichen Herztod führt.

Meist kommt es zum Kammerflimmern, bei dem sich der Herzmuskel nicht mehr rhythmisch zusammenzieht, sondern nur noch mit hoher Frequenz zuckt. Somit kann kein Blut mehr in den Körper gepumpt werden, was rasch zur Bewusstlosigkeit führt. Manchmal kommt es aber auch direkt zu einer Asystole, dem völligen Aussetzen des Herzschlages. Betroffene mit direkten Asystolen haben eine extrem schlechte Prognose, da die Reanimation nur selten erfolgreich ist.

Rasche Hilfe rettet Leben Beim plötzlichen Herztod muss sofort eine Herzdruckmassage eingeleitet werden. Sie muss so lange fortgeführt werden, bis der Notarzt eintrifft oder das Herz durch den Einsatz eines Defibrillators wieder selbständig schlägt. Diese Geräte, die mittlerweile auch häufiger in öffentlichen Plätzen und Gebäuden zu finden sind, können das Herz durch einen elektrischen Schlag neu synchronisieren oder starten.

Dem Herzod vorbeugen Nur etwa jeder dritte Betroffene kann bei einem plötzlichen Herztod ins Leben zurückgeholt werden. Häufig hat der andauernde Sauerstoffmangel dann bereits Organschäden verursacht. Wie stark diese sind, hängt davon ab, wie schnell und gut die Erstversorgung war. Im Krankenhaus hat der Patient dabei bessere Chancen, vor allem, wenn der Körper des Patienten nach der Reanimation leicht heruntergekühlt wurde (therapeutische Hypothermie).

Das Risiko, nach einem überlebten plötzlichen Herztod erneut einen Sekundentod zu erleiden, steigt Jahr für Jahr. Jeden Dritten trifft es innerhalb von zwei Jahren noch einmal, danach sogar fast jeden Zweiten. Doch so paradox es klingt: Man kann dem plötzlichen Herztod vorbeugen.

Risikofaktoren ausschalten Die effektivste Prävention ist, Herzkrankheiten zu vermeiden. Dabei helfen häufigere, moderate Bewegung und eine gesunde Ernährung. Regelmäßige körperliche Untersuchungen sollten ebenfalls Pflicht sein, vor allen Dingen bei sportlich aktiven Menschen. Denn gerade bei ihnen kann eine nicht erkannte Vorschädigung des Herzens, zusammen mit der körperlichen Anstrengung, einen Sekundentod auslösen.

Da Diabetes und Bluthochdruck bedeutende Risikofaktoren für das Entstehen einer Herzkrankheit sind, müssen sie therapiert werden. Wer über zu viel Bauchfett verfügt, sollte abspecken, denn auch diese spezielle Form des Übergewichts belastet das Herz. Rauchen und übermäßiger Alkoholgenuss sollten ebenfalls tabu sein.

Bei bereits bestehender Vorschädigung des Herzens können Betablocker oder ACEHemmer das Risiko für den Sekundentod senken, in manchen Fällen kann auch ein Defibrillator implantiert werden. Für Patienten, die bereits einen plötzlichen Herztod überlebt haben, ist der implantierbare Defibrillator das beste Mittel, um die Gefahr eines erneuten Sekundentodes zu reduzieren, da Medikamente hier kaum helfen.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 10/16 ab Seite 152.

Dr. Holger Stumpf, Medizinjournalist

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