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Geschlechtskrankheiten

SAFER SEX – TEIL 1

Tripper, Genitalherpes, Chlamydien & Co. - damit kann sich theoretisch jeder sexuell Aktive infizieren. Schutz und Aufklärung sind nach wie vor dringend erforderlich, um die Zahl der Neuerkrankungen zu reduzieren.

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Hinter dem Sammelbegriff „Geschlechtskrankheiten” verbergen sich ganz unterschiedliche Infektionen. Ihnen gemeinsam ist, dass sie hauptsächlich durch Intimitäten übertragen werden. Deshalb werden sie sprachlich korrekt als sexuell übertragbare Infektionen, kurz STI oder STD (sexually transmitted diseases), bezeichnet. Bei uns ist auch von venerischen Infektionen die Rede; die Lehre der sexuell übertragbaren Krankheiten ist die Venerologie.

Grundsätzlich können Geschlechtskrankheiten durch verschiedenartige Erreger ausgelöst werden, etwa durch Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten. Zu den bekanntesten und häufigsten bakteriellen Erkrankungen gehören Chlamydien, Syphilis und Gonorrhö, vielen besser als Tripper bekannt. Klassische Beispiele für virale SIT sind HIV, Herpes genitalis, Hepatitis B sowie Feigwarzen durch eine Infektion mit Humanen Papillomaviren (HPV).

Beispiele für parasitäre Erkrankungen sind Trichomoniasis vaginalis, verursacht durch winzige Geißeltierchen, sowie Filzläuse. Eine gesetzliche Meldepflicht besteht seit Inkrafttreten des neuen Infektionsschutzgesetzes im Jahr 2001 nur noch für HIV, Syphilis und Hepatitiden. Einige STI sind bei uns weit verbreitet. Dazu zählen beispielsweise Chlamydien- und HPV-Infektionen. Andere sind in Europa hingegen selten geworden. Dazu gehört zum Beispiel der Weiche Schanker (Ulcus molle). Dabei handelt es sich um eine bakterielle Infektion, die heute überwiegend in den Tropen vorkommt.

Je früher, umso besser Gut zu wissen: Rechtzeitig erkannt sind viele STI heilbar oder zumindest so gut medikamentös behandelbar, dass Folgeerkrankungen vermieden werden können. Unerkannt können zahlreiche sexuell übertragbare Infektionen jedoch schwerwiegende gesundheitliche Beeinträchtigungen nach sich ziehen, unter anderem Unfruchtbarkeit und Krebserkrankungen. Und nicht nur das: Wer bereits unter einer sexuell übertragbaren Erkrankung, wie beispielsweise Gonorrhö oder Syphilis leidet, ist gefährdeter, sich weitere zuzuziehen – und umgekehrt tragen HIV-Positive ein vielfach höheres Risiko, sich mit einer weiteren STI zu infizieren”, informierte Professor Norbert Brockmeyer, Präsident der Deutschen STI-Gesellschaft in einer Pressemitteilung zum Welt-Aids-Tag 2012.

Daher sei es wichtig, die Bevölkerung über alle sexuell übertragbaren Infektionen aufzuklären und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen, so genannte Screenings, zu empfehlen. Bakterielle STI werden mit Antibiotika therapiert, Pilzerkrankungen mit Antimykotika. Langwierig ist oft die Behandlung viraler STI. So dauert eine Hepatitis-B-Therapie viele Monate und eine HIV-Behandlung muss ein Leben lang fortgesetzt werden.

Von schmerzhaft bis symptom-arm So unterschiedlich wie die Krankheitsbilder selbst können auch die Beschwerden sein, die sexuell übertragbare Krankheiten hervorrufen. Möglich sind unter anderem:

  • Ausfluss aus Scheide, Penis oder After
  • Schmerzen, Juckreiz und Brennen beim Wasserlassen
  • Bläschen, Warzen und Geschwüre auf der Haut (häufig an den Geschlechtsorganen,an Mund und After)
  • Blutungsstörungen bei der Frau
  • allgemeine, grippeähnliche Beschwerden wie ständige Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Fieber, Erbrechen und Halsschmerzen.

Einige STI verlaufen jedoch auch symptomarm oder gar -los, was die Früherkennung behindert und den Therapiebeginn hinauszögert. Um einer STI auf die Schliche zu kommen, ist ein Arztbesuch generell unabdingbar. Auch Beschwerden, die auf den ersten Blick womöglich eher harmlos erscheinen und die Lebensqualität nur geringfügig beeinträchtigen, sollten Betroffene immer ernst nehmen und ärztlich abklären lassen. Diesen Rat sollte das Apotheken-Team auch Kunden mit auf den Weg geben, die über Beschwerden im Intimbereich oder ein anhaltendes, allgemeines Krankheitsgefühl klagen. Von selbst versteht sich, dass STI für die Selbstmedikation grundsätzlich ungeeignet sind. Eine unzureichende oder falsche Behandlung könnte unter anderem eine Verschleppung der Krankheit und eine Weiterverbreitung der Infektion zur Folge haben.

Safer Sex Besser, als eine sexuell übertragbare Infektionskrankheit zu behandeln, ist es natürlich, eine Ansteckung zu verhindern. Die wohl effektivste Schutzmaßnahme ist die konsequente Verwendung von Kondomen. Sie schützen vor HI-Viren und senken zudem das Risiko einer Ansteckung mit anderen STI.

Neben klassischen Kondomen für den Mann gibt es mittlerweile auch Frauenkondome (Femidom), die aus dünnem, reißfesten Kunststoff bestehen, sowie Dental Dams zum Schutz vor Krankheitserregern beim Oralverkehr. Diese speziellen Folien werden beim Sex auf die Vulva der Frau oder den Anus des Sexualpartners gelegt und bilden korrekt angewandt eine Barriere für Krankheitserreger. Ganz klar: Kondome und Dental Dams sind wichtige Schutzmaßnahmen im Sinne von „Safer Sex” und für sexuell Aktive – ob jung oder alt, ob hetero- oder homosexuell – unbedingt empfehlenswert.

Einigen wenigen Geschlechtskrankheiten kann man auch durch eine Schutzimpfung vorbeugen. Dazu gehört Hepatitis B. Ein Kombinationsimpfstoff schützt gleichzeitig vor den Erregern von Hepatitis A und B. Eine Impfung gibt es auch gegen Humane Papillomaviren. Sie wird vor allem für Mädchen und junge Frauen empfohlen. Humane Papillomaviren spielen eine Rolle bei der Entstehung von Krebs an den Geschlechtsorganen. Durch eine Impfung in der Pubertät lässt sich das Risiko für Gebärmutterhalskrebs reduzieren. 

AUFKLÄRUNG BITTE!
Um Geschlechtskrankheiten in den Griff zu bekommen und die Zahl der Neuinfektionen zu verhindern, ist zudem eine gezielte, vorurteilsfreie Aufklärungsarbeit erforderlich. Die sollte, so fordern Experten, verstärkt schon in der Schule beginnen und sich nicht nur auf den Schutz vor HIV und Aids beschränken, sondern über alle STI und geeignete Präventionsmaßnahmen informieren. Dass der Bedarf an Informationen in der Bevölkerung hoch ist, zeigt ein Ergebnis der BZgA-Studie „Aids im öffentlichen Bewusstsein“: 57 Prozent der 16- bis 44-jährigen Alleinlebenden möchten mehr Informationen über SIT erhalten.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 03/13 ab Seite 116.

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