© DIE PTA IN DER APOTHEKE
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Drei Pflanzen

ROTE KIRSCHEN

Glänzend rot, prall und saftig – viele Gewächse aus Natur und Garten tragen attraktive rote Früchte, die in ihrem Aussehen häufig Kirschen oder anderem genießbarem Obst ähneln. Doch es ist Vorsicht geboten!

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Rote Früchte an Sträuchern und Bäumen ziehen vor allem Kinder geradezu magisch an. Aber nicht immer sind sie für den Verzehr geeignet. Auch wenn sie wie Kirschen aussehen. Manche schmecken einfach nur schlecht, andere sind giftig.

Scharlachrot und giftig Die Rote Heckenkirsche (Lonicera xylosteum L.) ist ein einheimisches sommergrünes Gewächs aus der Gattung der Heckenkirschen (Lonicera). Als Flachwurzler wird die Pflanze gern zur Bodenbefestigung an Hängen genutzt. Wegen seiner Anspruchslosigkeit bei gleichzeitiger Attraktivität durch die roten kirschähnlichen Beeren ist es auch ein beliebter Zierstrauch zur Straßenbegrünung und wird häufig in geschnittenen oder freiwachsenden Hecken angepflanzt. Auf die Verwendung sowie die Farbe und Form der Früchte macht schon der deutsche Name Rote Heckenkirsche aufmerksam. Die Rote Heckenkirsche kann Wuchshöhen von zwei bis drei Metern erreichen. Sie wächst aufrecht, breitbuschig und ist bereits vom Grund an stark verzweigt. Ihre Rinde ist grau-braun.

Die etwa vier Zentimeter langen Blätter sind gegenständig angeordnet und wachsen auf kurzen, behaarten Stielen. Sie sind oberseits dunkel- oder graugrün, unterseits heller. Meist sind sie sowohl auf der Ober- als auch auf der Unterseite fein und weich behaart, sie können aber auch beiderseits kahl sein. Sie weisen eine Ellipsenform auf, sind am Ende kurz zugespitzt und glattrandig. In den Blattachseln entspringen paarweise an einem Stiel ein bis 1,5 Zentimeter (cm) große zweilippige Blüten, deren Blütezeit von Mai bis Juni reicht. Die Blüten haben eine gelblich bis weiße Farbe, sie können auch rötlich überlaufen sein.

Aus ihnen entwickeln sich im Juli und August durch Anthocyane auffallend rot gefärbte, saftige, mehrsamige Beeren, die ebenfalls zu zweit an einem gemeinsamen Stiel sitzen und teilweise miteinander verwachsen sind. Sie dienen Vögeln als Nahrungsquelle, weshalb die Pflanze zu den Vogelnährgehölzen zählt. Da die Vögel die Samenkerne wieder unverdaut ausscheiden, sorgen sie für die Verbreitung der Pflanze. Für Menschen sind die Beeren ungenießbar und giftig. Der Genuss einiger Beeren (circa fünf) kann zu Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall, beschleunigtem Puls, Schwitzen und einer Rötung des Gesichts führen. Werden größere Mengen verzehrt (circa 30 Beeren), sind Apathie, Herz-Kreislauf-Störungen, Fieber und Krampfanfälle die Folge.

Köstliche Steinfrüchte Auch die Kornelkirsche (Cornus mas L.), ein in Mitteleuropa weit verbreitetes Gehölz aus der Familie der Hartriegelgewächse (Cornaceae), trägt die Form der Früchte im deutschen Namen. Die kirschähnlichen Steinfrüchte, die auch Kornellen genannt werden, sind zwar nicht mit der Kirsche botanisch verwandt, können aber wie ihr Namensgeber verzehrt werden. Die länglichen, bis zu zwei Zentimeter großen leuchtend roten Früchte sind sehr schmackhaft und für Marmeladen und Gelees gut geeignet. Im halbreifen Zustand werden sie auch eingelegt und als leckere Olivenalternative verzehrt. Namensgebend für die ganze Familie der Pflanze ist ihr hartes Holz.

Es ist das härteste in Europa wachsende Holz, das so zäh, fest und robust ist, dass daraus früher Türriegel gefertigt wurden. Auch das Synonym Gelber Hartriegel nimmt darauf Bezug. Zugleich verweist es auf das dekorative Laub, das sich im Herbst gelblich-orange verfärbt. Der Blattaustrieb erfolgt nach der zeitigen Blüte im Frühjahr. Es bilden sich bis zu zehn Zentimeter große, glänzend grüne, elliptische Blätter mit vier bis fünf Seitennervenpaaren. Sie sind gegenständig angeordnet und erscheinen unterseits bläulich.

Bei uns blüht die Kornelkirsche noch vor der Forsythie mit goldgelben Blütendolden im alten Holz. Schon ab Ende Februar sieht man die bis zu acht Meter hohen Sträucher oder Bäume mit Tausenden von goldgelben Blüten, die reichlich Nektar und Pollen enthalten und schwach nach Honig duften. Durch die frühe Blütezeit ist die Kornelkirsche für Bienen eine erste wichtige Nahrungsquelle. Jede einzelne Blüte setzt sich aus vier Blütenblättern zusammen, was für die Hartriegelgewächse typisch ist.

Die Früchte vieler Pflanzen sind auffällig gefärbt, damit sie von Tieren selbst bei schlechtem Licht noch gut wahrgenommen werden können. Bäume und Sträucher verbreiten ihre Samen häufig durch Tiere, die die Früchte fressen und die Samen später wieder ausscheiden.

(Un)genießbare Beeren Vor einem Verzehr der Beeren der Lampionblume (Physalis alkekengi) aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) ist lieber abzuraten, da die gesundheitliche Unbedenklichkeit der kugeligen Früchte dieser Physalisart nicht immer gewährleistet ist. Während der Genuss grüner unreifer Früchte durch enthaltene Bitterstoffe Magen-Darm-Beschwerden verursacht, werden die roten reifen Früchte meist vertragen. Physalis alkekengi, die zur Gattung der Blasenkirschen (Physalis) zählt, ist die einzige der etwa 100 Physalis-Arten, die in Europa vorkommt. Sie wächst zerstreut oder in dichten Beständen in Auwäldern und an Waldrändern, gedeiht auch auf Böschungen und steinigen Halden sowie in Weinbergen auf nährstoffreichen, meist kalkhaltigen Ton- und Lehmböden.

Immer häufiger schmückt das ausdauernd-krautige Nachtschattengewächs auch heimische Gärten, da es durch die auffallenden Früchte zu einer beliebten Zierpflanze geworden ist. Die ganze Pflanze ist kurz und abstehend behaart und erreicht Wuchshöhen bis zu einem Meter. Sie besitzt einen stumpfkantigen, meist aufrechten, wenig verzweigten Stängel, an dem die Blätter meist paarweise an bis zu drei cm langen Blattstielen beieinanderstehend sitzen. Die bis zu 15 cm langen und bis zu acht cm breiten Blätter sind breit eiförmig und oben zugespitzt. Ihr Blattrand ist ganzrandig oder buchtig geschweift. Zwischen Juli und Oktober erscheinen eher unscheinbare, glockenförmige 1,5 bis 2,5 cm große Blüten, die auf kurzen, abwärts gebogenen Stielen sitzen und nach unten hängen.

Nach der Befruchtung der Blüte werden die Kronblätter abgeworfen und die Kelchblätter vergrößern sich zu einem bis zu vier cm langen und bis zu 3,5 cm breiten blasig-glockigen Kelch, der an eine kleine Laterne erinnert. Sowohl die beiden gängigen deutschen Bezeichnungen Lampionblume und Blasenkirsche als auch der Gattungsname Physalis (griech. physallis = Blase) nehmen auf den auffallenden Kelch Bezug. Außerdem ist die Pflanze als Judenkirsche bekannt, da die Fruchtform einer traditionellen jüdischen Kopfbedeckung ähnlich ist.

Die aufgeblähte Fruchthülle verfärbt sich mit zunehmender Fruchtreife allmählich von orange nach intensiv rot. In ihr reifen glänzende, orange- bis scharlachrote, kugelige Beeren mit einem Durchmesser von etwa 1 bis 1,5 cm und säuerlich-bitterem Geschmack heran, die zahlreiche kleine linsen- bis nierenförmige, gelblich-weiße Samen enthalten. Ehe aber versehentlich unreife Früchte gepflückt und gegessen werden, ist besser auf die aromatischen Beeren von Physalis peruviana, der Kapstachelbeere, zurückzugreifen. Diese werden ganzjährig aus Südamerika und Afrika importiert und sind inzwischen in fast jedem Supermarkt erhältlich.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 02/19 ab Seite 78.

Gode Chlond, Apothekerin

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