Ein Smartphone, ein Blutzuckermessgerät, eine Stechhilfe und eine Brille© mthipsorn/ iStock / Getty Images Plus
Hohe Blutzuckerwerte schädigen auf Dauer die Augen und können sogar zur Erblindung führen.

Retinopathie

WIE DIABETES ZUR ERBLINDUNG FÜHREN KANN

Nicht jeder mit einer Diabetes-Diagnose hat es auf dem Schirm: Ein hoher Blutzucker kann den Gefäßen im Auge schaden. Ein Augenarzt erklärt, warum regelmäßige Kontrollen für Betroffene ein Muss sind.

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Retina, so heißt in der Medizin die Netzhaut. Sie übernimmt im Auge einen wichtigen Job: Lichtreize aufnehmen und in elektrische Impulse umwandeln, die dann über den Sehnerv den Weg ins Gehirn nehmen.

Bei einer Diabetes-Erkrankung kann die Netzhaut jedoch Schaden nehmen. Es droht eine diabetische Retinopathie – eine Augenerkrankung, die im schlimmsten Fall sogar zur Erblindung führen kann. Darauf macht der Augenarzt Professor Ulrich Kellner aufmerksam.

Blutgefäße verschließen sich schleichend

Und das steckt dahinter: Da bei Diabetikerinnen und Diabetikern der Blutzucker hoch ist, kommt es zu Schäden an den Wänden der Blutgefäße – auch in den Augen. Das passiert schleichend. „Erst verschließen sich die ganz kleinen Blutgefäße teilweise, dann die größeren Blutgefäße“, beschreibt Kellner. Er ist der Ärztlicher Leiter des MVZ Augenärztlichen Diagnostik- und Therapiecentrums Siegburg.

Das führt auf Dauer dazu, dass die Netzhaut nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt ist. Auf diesen Mangel reagiert der Körper und lässt neue Blutgefäße im Auge entstehen. Allerdings kann das gefährlich werden, denn aus diesen neuen Gefäßen kann Blut ins Augeninnere gelangen. Zudem besteht das Risiko, dass sich die Netzhaut ablöst. „Beides kann das Sehen dramatisch Verschlechtern“, so Kellner.

Was bei einer diabetischen Retinopathie auch häufig passiert: Es sammelt sich Flüssigkeit in der Netzhaut an, so dass diese dicker wird. Ist das an der Stelle des schärfsten Sehens der Fall, spricht man von einem diabetischen Makulaödem. „Wird die Netzhaut langsam dicker, wird das Bild immer unschärfer. Es wird für Betroffene schwieriger, etwas zu lesen oder beim Autofahren ausreichend scharf zu sehen“, erklärt Kellner.

Nach der Diabetes-Diagnose zum Augenarzt

Wichtig ist also, die Retinopathie so früh wie möglich zu erkennen. Das Problem dabei laut Kellner: „Diabetes Typ 2 ist eine schleichende Erkrankung – da wissen wir meist nicht, wie lange sie schon besteht.“ Er rät Betroffenen mit einer Typ-2-Diagnose, zeitnah die Augen untersuchen zu lassen.

Ist der Befund unauffällig und der Blutzucker gut eingestellt, sollte die nächste Kontrolle nach zwei Jahren stattfinden. „Ist die Blutzuckereinstellung allerdings miserabel, ist das Risiko höher – dann sollte man öfter nachschauen lassen“, so der Experte. Denn heilen lässt sich eine diabetische Retinopathie nicht, aber sie lässt sich aufhalten.

Etwas anders ist es bei Diabetes Typ 1, der meist ab dem Kindesalter auftritt. „Etwa fünf Jahre nach dem Auftreten des Diabetes Typ 1 muss man in das Auge schauen, vorher passiert nichts“, sagt Kellner.

So wird eine Retinopathie behandelt

Die Standardtherapie bei einer Retinopathie ist laut Kellner eine Laserbehandlung. Bei Flüssigkeit in der Netzhaut lassen sich zudem Medikamente ins Auge spritzen, die den vaskulären Gefäßwachstumsfaktoren hemmen (Anti-VEGF-Therapie): zum Beispiel Aflibercept, Ranibizumab oder Bevacizumab. „Sie dichten die Blutgefäße ab, so dass keine Flüssigkeit mehr austreten kann. Die Flüssigkeitsansammlung bildet sich zurück, das Sehen wird wieder besser.“

Auch wenn eine Injektion ins Auge für die Betroffenen erst mal unheimlich klingt: Seit es Medikamente wie diese gibt, ist das Risiko, durch eine diabetische Retinopathie zu erblinden, laut Kellner stark zurückgegangen.

Quellen:
dpa
https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/augenkrankheiten/netzhauterkrankungen/diabetische-retinopathie

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